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Windkraft im Wald
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Was ist dran an der Kritik an Windkraft im Wald?

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Brandgefahr, Flächenverbrauch, mangelhafter Tierschutz: Die Liste der Kritikpunkte an Windparks im Wald ist lang. Nicht alles ist berechtigt. Ein Faktencheck.

Auf dieser gerodeten Fläche soll eine weitere Anlage im Windpark Bretzfeld-Obersulm entstehen.
Auf dieser gerodeten Fläche soll eine weitere Anlage im Windpark Bretzfeld-Obersulm entstehen.  Foto: Alternativer Fotograf

Windkraft ist ein Streitthema. Egal, ob auf freier Fläche, im Meer oder im Wald. Welche Kritikpunkte gibt es am Bau von Windrädern im Wald und wie valide sind diese? 


Ein Windrad braucht zu viel Fläche

Zunächst muss man zwischen Flächen unterscheiden, die dauerhaft für eine Anlage gerodet werden, und Flächen, die nur für den Bau gebraucht werden. Im Schnitt wird laut Umweltbundesamt etwa 0,5 Hektar pro Windrad benötigt. Davon entfallen etwa 0,05 Hektar auf das Fundament (versiegelte Fläche). Während der Bauphase sind zusätzlich etwa 0,4 Hektar nötig.

Interessant ist dabei auch der Vergleich, den das Amt anstellt: Verrechnet man den durchschnittlichen Flächenbedarf von 0,5 Hektar mit den bisher im Wald errichteten Windrädern in Deutschland, ergibt sich daraus eine Gesamtfläche von 953 Hektar Wald (Stand 2019). Eine Fläche dieser Größe wurde in der Vergangenheit etwa alle 15 Monate im Zuge der Braunkohleförderung in Deutschland abgebaggert. 

Bäume speichern CO2, deshalb sollten diese nicht für Windräder gerodet werden

Wie das Umweltbundesamt auf seiner Webseite erklärt, nehmen 0,5 Hektar Wald rund 2,75 Tonnen CO2 pro Jahr auf. Eine Windenergieanlage spart pro Jahr 4200 Tonnen CO2 ein. Die Einsparung durch ein Windrad ist somit um ein Vielfaches höher als der Wald auf gleicher Fläche binden könnte. Zudem muss die Fläche, die für ein Windrad gerodet wird, ausgeglichen werden. Entweder durch Aufforstung an anderer Stelle oder durch andere Naturschutzmaßnahmen.

Windräder im Wald bedrohen viele Tiere

Der Bau und Betrieb von Windrädern darf nicht gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen, das ein Tötungsverbot, Störungsverbot sowie das Verbot der Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten enthält. Deshalb müssen etwa vor dem Bau von Windrädern unter anderem bestimmte Tiere vergrämt werden. Im Betrieb gilt es, Schutzsysteme für Fledermäuse und Vögel zu installieren.

Es gibt Experten, die bemängeln, dass dies vielfach noch zu wenig gemacht werde. Gerade ältere Anlagen würden nicht nachgerüstet, Kontrollen fehlten. Fakt ist: Windräder stellen für den Artenschutz immer ein gewisses Problem dar, egal wo diese gebaut werden. Doch selbst der BUND relativiert: „Experten schätzen, dass etwa 100 000 Vögel im Jahr durch Windräder getötet werden.“ Pestizide wiederum töten laut der Umweltorganisation 60 bis 90 Millionen, dem Straßen- und Bahnverkehr fallen 70 Millionen Vögel im Jahr zum Opfer.

Windräder erhöhen die Waldbrandgefahr

Laut Bundesverband Windenergie brennen jährlich etwa fünf bis zehn Windräder bei einer Gesamtzahl von mehr als 30 000. Bei der Planung von Windrädern im Wald müssen vorbeugende Maßnahmen beachtet werden. Dazu zählt unter anderem, dass die Löschwasserversorgung gesichert sein muss. Windräder sind dann üblicherweise mit einer Löschanlage ausgerüstet.

Die Gefahr von Waldbränden wird durch die Klimaveränderung statistisch gesehen steigen. Die meisten Brände, deren Ursache geklärt ist, entstehen durch Brandstiftung und fahrlässiges menschliches Verhalten wie das Wegwerfen brennender Gegenstände. Das sind mehr als 90 Prozent der Fälle.

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