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Unter der Lupe: So sind die Inzidenzen in den Altersgruppen

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Bei den erfassten Corona-Neuinfektionen in der Region: fällt auf: Immer weniger über 70-Jährige sind betroffen, dafür mehr Kinder und Jugendliche. Bei den Covid-Patienten steht eine ganz andere Gruppe im Fokus als zuletzt. Stimme.de hat die Daten exklusiv aufbereitet.

Wie in der Stadt Heilbronn zeichnet sich auch im Landkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis ein klarer Trend ab: Bei den erfassten Corona-Neuinfektionen verschieben sich die Altersklassen. Immer weniger über 70-Jährige sind betroffen, dafür mehr Kinder und Jugendliche. Bei den Covid-Patienten in den SLK-Kliniken stellen die 40- bis 49-Jährigen derzeit die größte Gruppe. Das war bei der zweiten Welle um Weihnachten noch ganz anders.

Inzidenz immer noch wichtigste Kennzahl

Die Inzidenz ist nach wie vor die Corona-Währung schlechthin. Die Politik richtet ihre Lockdown-Maßnahmen daran aus, wie viele Menschen sich binnen einer Woche, gerechnet auf 100.000 Einwohner, in einem Stadt- oder Landkreis nachweislich mit dem Coronavirus anstecken. Wer sich infiziert, spielt bei dieser Betrachtung keine Rolle. Dabei gibt es innerhalb der Altersgruppen große Verschiebungen. Das zeigen Daten, die unsere Zeitung exklusiv aufbereitet hat. Die aktuellsten aufgeschlüsselten Zahlen für die Stadt beziehen sich auf die Vorwoche. Da lag die Gesamtinzidenz für Heilbronn niedriger als heute - bei 75. Am höchsten mit 113 war die Inzidenz bei den 31- bis 40-Jährigen (siehe Schaubild). Auch bei Kindern und jungen Erwachsenen gab es relativ viele Neuinfektionen. Bei den über 70-Jährigen, die als besonders gefährdet gelten, lag die Inzidenz deutlich unter 50.

 

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Wenige Ansteckungen in Kitas und Schulen

Bei den absoluten Zahlen heißt das: Etwa 20 Prozent der erfassten Corona-Neuinfektionen in Heilbronn entfielen vergangene Woche auf unter 20-Jährige. Menschen über 70 waren nur zu sechs Prozent vertreten. Auffällig ist, dass trotz des steigenden Anteils von Kindern und Jugendlichen wenige Neuinfektionen der Schule oder dem Kindergarten zugeordnet werden können. Ohnehin ist nur bei einem Teil der Fälle nachvollziehbar, wo die Ansteckung erfolgte. Laut Gesundheitsamt passieren die meisten Ansteckungen weiterhin im familiären Umfeld.

Tests vor dem Unterricht ausgeweitet

Es ist davon auszugehen, dass der Anteil von Kindern an den erfassten Neuinfizierten weiter zunimmt. Die Tests an den Schulen und Kitas werden ausgeweitet. Die Inzidenzen mit der Zahl der Tests ins Verhältnis zu setzen, was ein klareres Bild gäbe, ist nicht möglich. Die Behörden wissen schlicht nicht, wie viel getestet wird. Auch Arztpraxen testen auf Covid, von negativen Fällen erfahren die Ämter nichts. Klar ist: Bis vor wenigen Wochen wurden Kinder ohne Symptome kaum getestet und tauchten auch dann nicht in der Statistik auf, wenn sie sich infiziert hatten.

Ein ähnliches Bild zeigen Zahlen des Landkreises Heilbronn. Eine Momentaufnahme mit Stichtag Mitte der Woche, von dort sieben Tage zurückgerechnet: Nur 18 der dort binnen einer Woche registrierten 377 Fälle betrafen Menschen über 70, das sind knapp fünf Prozent. Es dominiert die Altersgruppe der 26- bis 49-Jährigen. Hier wurden im betrachteten Zeitraum im Landkreis 150 Personen positiv getestet, ein Anteil von fast 40 Prozent. 46 Betroffene, also etwa zwölf Prozent, waren jünger als 15.

Inzidenz bei 18- bis 25-Jährigen am höchsten

Aus Zahlen des Landratsamts lässt sich außerdem die Sieben-Tage-Inzidenz für jede Altersklasse im Verlauf einen Jahres nachzeichnen (siehe Grafik oben). Auch wenn Lockdown-Maßnahmen immer mit einer gewissen Zeitverzögerung wirken, zeigt sich hier: Sie wirken. Weit gehende Einschränkungen vor Weihnachten haben die Inzidenzen über alle Altersklassen abstürzen lassen. Auffällig ist, dass die Inzidenz bei den 18- bis 25-Jährigen immer relativ hoch ist und dass die Älteren über 65 Jahre sich seit einigen Wochen gegen den Trend entwickeln. In dieser Gruppe steigt die Inzidenz auf niedrigem Niveau minimal, während sie bei allen anderen Altersgruppen deutlich ansteigt. Auch im Hohenlohekreis sank der Anteil der Älteren unter den Corona-Infizierten zuletzt merklich.

Todesfälle zu 89-Prozent bei über 70-Jährigen

Alle Corona-Statistiken sind Momentaufnahmen. Trotzdem liegt der Schluss nahe, dass die Impfungen wirken und Corona Älteren immer weniger anhaben kann. Das ist eine gute Nachricht. Von 8606 Menschen, die in Baden-Württemberg stand Donnerstag im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstarben, waren 89 Prozent älter als 70 Jahre.

 

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Ein Grund zur Entwarnung ist das nach Ansicht vieler Experten nicht. Sie verweisen auf die Bedrohung durch Virusmutationen und auf weitgehend unerforschte Langzeitfolgen (Long Covid). Bei Kindern, die sich mit dem Virus infizieren, kann die seltene, aber lebensbedrohliche Folgeerkrankung Pims auftreten. Und auch jüngere Menschen sind nicht sicher vor schweren Verläufen. In den SLK-Kliniken, auch das zeigen exklusiv ausgewertete Daten, ist derzeit etwa jeder vierte Corona-Patient zwischen 40 und 49 Jahre alt. Ihr Anteil lag in der zweiten Welle vor Weihnachten bei unter zwölf Prozent, in der ersten Welle im Frühjahr 2020 sogar nur um sechs Prozent. Der Anteil der über 80-jährigen Covid-Patienten sinkt. Einer von 20 Infizierten, die derzeit in der Region mit Corona im Krankenhaus liegen, ist jünger als 20 Jahre. In der ersten Welle war es kein einziger.

Wieder mehr Covid-Patienten in Kliniken

In Summe berichteten die SLK-Kliniken zuletzt von einem "deutlich spürbaren" Anstieg der Zahl stationär behandelter Covid-Patienten. Nach einer Spitze Mitte der Woche mit 43 Patienten im SLK-Verbund ging die Zahl zunächst wieder zurück und lag dann am Freitagabend bei 46.

 

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Was ist Pims? Komplikation bei Kindern

Es ist das eingetreten, was Virologe Christian Drosten vor Monaten prognostiziert hatte: In der dritten Welle ist das Alter der Infizierten insgesamt deutlich gesunken. Aktuell sind weniger Alte betroffen, weil viele geimpft sind, dafür aber viele Menschen zwischen 40 und 70 Jahre. Das Durchschnittsalter der Covid-Patienten auf deutschen Intensivstationen liegt derzeit bei 58 Jahren. Auch bei jungen Menschen und Kindern nehmen die Corona-Infektionen zu. Damit steigt das Risiko für die seltene, aber lebensbedrohliche Folgeerkrankung Pims.

Die Abkürzung steht auf Englisch für Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, also eine Entzündungserkrankung verschiedener Organe. Pims kann als Folge einer Covid-Erkrankung auftreten, selbst bei zunächst leichten oder unerkannten Krankheitsverläufen. Laut dem Melderegister der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie DGPI wurde die Erkrankung seit Beginn der Erfassung im Mai 2020 bei 245 Kindern und Jugendlichen gezählt. Forscher gehen angesichts der insgesamt steigenden Infektionen auch von einer Zunahme dieser Fälle aus. 

 
 
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