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"Unsere Leute sind nicht Superman"

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Polizeioberrat Martin Landgraf gehört zur Polizeihubschrauberstaffel des Landes. Er erzählt, worauf es bei Bewerbern für die Staffel ankommt.

Von Heike Kinkopf
Martin Landgraf
Foto: privat
Martin Landgraf Foto: privat  Foto: privat

Wer Pilot bei der Hubschrauberstaffel werden möchte, durchläuft ein hartes Auswahlverfahren. Keine Chance hat, wer an Selbstüberschätzung leidet, sagt Martin Landgraf, stellvertretender Staffelleiter.

 

Was fasziniert Sie an der Hubschrauberstaffel?

Martin Landgraf: Die Arbeit bei der Polizeihubschrauberstaffel ist sehr anspruchsvoll, aber auch sehr interessant. Kein Tag gleicht dem anderen und die Arbeit mit vielen sehr engagierten und motivierten Kollegen macht sehr viel Spaß. Und die Möglichkeit, die beiden Aufgaben Polizeiarbeit und Fliegerei in einem Beruf zu verbinden, macht die Arbeit hier so faszinierend.

 

Kann jeder Polizist zur Hubschrauberstaffel?

Landgraf: Prinzipiell ja. Das Auswahlverfahren ist jedoch sehr komplex und aufwendig. Die meisten, die zu uns kommen, haben Abitur und steigen bei der Polizei in den gehobenen Dienst ein. Die Bewerber der Staffel sind meist etwa 25 Jahre alt. Im Auswahlverfahren prüfen wir insbesondere die Fähigkeit der Anwärter, wie sie mit Mehrfachbelastungen umgehen. Darüber hinaus absolvieren sie beispielsweise einen Mathe- und Physiktest, wir prüfen ihr räumliches Vorstellungsvermögen und solche Dinge wie Kopfrechnen.

 

Welche Charaktereigenschaften sollten Anwärter mitbringen?

Landgraf: Wir wollen Leute, die wissen, dass sie gut sind, und die mit diesem Wissen sorgsam umgehen. Sie müssen sich als Dienstleister verstehen. Ihre Aufgabe ist es, die Kollegen am Boden zum Beispiel bei einer Festnahme zu unterstützen. Wir brauchen absolute Teamplayer. Außerdem müssen sie den Anspruch an sich selbst haben, ständig an sich arbeiten zu wollen. Zum Auswahlverfahren gehört deshalb auch ein psychologischer Test. Wir schauen, welche Motivation ein Bewerber für die Hubschrauberstaffel mitbringt.

 

Was sind K.-o.-Kriterien?

Landgraf: Bewerber, die an Selbstüberschätzung leiden, sortieren wir aus. Unsere Leute sind top ausgebildet, aber sie sind nicht Superman. Wer nicht kommunizieren kann, kommt bei uns ebenfalls nicht zum Zug. Ein Hubschrauberpilot muss fähig sein, eine Operation abzubrechen. Zu sagen: Stopp, das ist zu gefährlich. Oder: Die Aufgabe lässt sich jetzt so nicht lösen.

 

Was unterscheidet die Staffel vom üblichen Polizeidienst?

Landgraf: Ein wesentlicher Punkt ist die Mehrfachtätigkeit während des Flugs. Der Hubschrauber ist ein lauter Arbeitsplatz. Der Pilot empfängt Stimmen über das Headset, dazu die Stimmen im Cockpit. Er muss den Hubschrauber ruhig in der Luft halten, was schwieriger ist, als viele Bürger vermuten würden. Dazu muss der Pilot natürlich ständig die Wetterbedingungen im Blick haben. Das alles ist anspruchsvoll. Und dazu kommt nun die eigentliche Polizeiarbeit.

 

 

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