Ungeachtet der Unfälle gibt es keine Warnsysteme für die A6
Der Bund geht davon aus, dass nach dem sechsspurigen Ausbau der A6 der Verkehr störungsfrei fließt. Auf der A81 beeinflussen elektronische Anlagen den Verkehr.

Am Donnerstag war es mal wieder so weit. Drei Lkw krachen auf der A6 bei Kirchardt aufeinander. Ein Fahrer kommt verletzt ins Krankenhaus. Richtung Heilbronn bildet sich ein langer Stau. Die umliegenden Orte ächzen unter dem Ausweichverkehr.
Auf der A81 passieren deutlich weniger Unfälle als auf der A6. Dort sind weniger Lkw unterwegs. Außerdem gibt es zwischen Mundelsheim und dem Engelbergtunnel elektronische Anlagen, die den Pkw-Verkehr je nach Lage ausbremsen. Zu den Stoßzeiten wird das erlaubte Tempo regelmäßig heruntergeschraubt - auf 100 Kilometer pro Stunde und langsamer.
Positive Erfarungen mit Anlagen zur Verkehrsbeeinflussung
"Die Erfahrungen mit Streckenbeeinflussungsanlagen auf stark belasteten Autobahnen wie der A81 sind positiv", sagt Andreas Hölzel vom Automobilclub ADAC. Mit diesen Anzeigen ließe sich nicht nur die Geschwindigkeit anpassen. Sie warnten zudem vor Stau, Nebel oder Baustellen.
Ja zu solchen elektronischen Systemen sagt die Autobahn GmbH des Bundes. Deren Sprecherin Petra Hentschel bestätigt: Sie reduzieren die Anzahl der Unfälle und damit folglich auch die der Staus. Den vielen Unfällen zum Trotz: Auf der A6 sind diese Verkehrsanlagen nicht geplant. Nach dem derzeitigen Ausbau der A6 zwischen Wiesloch-Rauenberg und Weinsberg werde die Autobahn durchgängig sechsspurig sein. "Danach sollte die Kapazität so ausreichend sein, dass Streckenbeeinflussungsanlagen nicht notwendig sind." Nur jetzt während der Bauarbeiten kommen je zwei Stauwarnanlagen in Richtung Walldorf und Weinsberg zum Einsatz.
Viele Unfälle wegen Dauerbaustelle
Die Polizei kontrolliert täglich den Verkehr auf den Autobahnen, sagt Annika Grundbrecher, Sprecherin des Heilbronner Polizeipräsidiums. "Die Häufung schwerer Verkehrsunfälle auf der A6 lässt sich nicht am Fehlen von Verkehrsleitsystemen festmachen." Die Crashs seien in erster Linie den Staus aufgrund der Dauerbaustelle Neckarbrücke anzulasten. So passierten vermehrt auch Unfälle, bei denen niemand verletzt werde. Dabei handele es sich um "Streifkollisionen". Verlässliche Zahlen zum Unfallgeschehen erhalte man erst, wenn die A6 komplett fertiggestellt sei und der Verkehr störungsfrei rolle.
Selten störungsfrei geht es an bestimmten Stellen der A6 voran. Die Polizei wertet die Unfälle der drei Jahre von 2018 bis 2020 aus, bei denen Menschen verletzt worden sind. Demnach kommt es in Fahrtrichtung Nürnberg im Bereich der Anschlussstellen Bad Rappenau und Neckarsulm zu jeweils 15 Zusammenstößen. In Fahrtrichtung Mannheim kracht es bei Neckarsulm sogar 16 Mal. Bei Kirchardt in Fahrtrichtung Nürnberg passieren in diesem Zeitraum zehn Unfälle, in der Gegenrichtung sind es zwölf. Auf der A81 erreicht mit zehn Unfällen nur Untergruppenbach Richtung Stuttgart einen ähnlich hohen Wert.
Notbremssysteme abgeschaltet, wenn es drauf ankommt
Auf der A81 führen mehr Verkehr und etwas mehr Unfälle dazu, dass 2017 die Verkehrsbeeinflussungsanlagen installiert worden sind, erläutert Petra Hentschel von der Autobahn GmbH. Bei vermehrten Lkw-Unfällen seien andere Schritte erforderlich, meint ADAC-Sprecher Hölzel, weil Lkw ohnehin nicht schneller als mit 80 auf der Autobahn unterwegs sein dürften. Wichtig sei, die Einhaltung der Abstandsregeln, Lenk- und Ruhezeiten streng zu überwachen. Außerdem würden vermutlich noch zu oft die Notbremssysteme von den Fahrern abgeschaltet, sodass die Systeme im entscheidenden Moment am Stauende nicht funktionierten.