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Trotz allem zufriedene Gesichter zum Ende des Heilbronner Pferdemarkts

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Der Heilbronner Pferdemarkt auf der Theresienweise soll ein einmaliges Gastspiel bleiben, 2023 will man möglichst zurück in die Innenstadt. Mit 80.000 Gästen kam diesmal ein Viertel weniger als sonst.

Ein Hauch von Rosenmontag auf dem Pferdemarkt mit den als Hexen verkleideten Faschingsfreundinnen Marion Diedel aus Massenbachhausen und Ramona Gratzel aus Brackenheim.
Ein Hauch von Rosenmontag auf dem Pferdemarkt mit den als Hexen verkleideten Faschingsfreundinnen Marion Diedel aus Massenbachhausen und Ramona Gratzel aus Brackenheim.  Foto: Veigel, Andreas

Es sei bewundernswert, wie die Ukrainer in all ihrer Not für Demokratie und Freiheit kämpfen. So sei der dortige Krieg auch "für uns eine Mahnung, dass solche Werte nicht selbstverständlich und pflegeleicht sind." Dies betonte Erster Bürgermeister Martin Diepgen bei der traditionellen, aber ungewöhnlichen Pferdeprämierung im Rahmen des Pferdemarktes, der am Rosenmontagabend nach drei Tagen zu Ende ging. Laut Heilbronn Marketing-Chef Steffen Schoch fanden insgesamt 80.000 Besucher den Weg auf die Theresienwiese, also gut ein Viertel weniger als am angestammten Standort in der Stadt. "Wobei man dort nicht richtig zählen kann."

Früher ein Hauch von Aschermittwoch

Diepgens politisches Statement passte nicht nur zur aktuellen Lage und Stimmung, sondern durchaus zur Pferdeprämierung. Denn früher wehte bei der Feier tatsächlich ein Hauch von Politischem Aschermittwoch: im großen Saal der Alten Kelter mit viel Blasmusik, mit Schlachtplatte, Trollinger und der geballten Lokalprominenz im Publikum. Doch seit der Saal als Schulmensa genutzt wird und die Zeremonie in den Wilhelm-Maybach-Saal verlegt wurde, ist von der urigen Atmosphäre wenig übriggeblieben.

 


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Pferdemarkt zieht Besucher wie eh und je in Massen an


Dieses Jahr fand die Ehrung der Pferde und ihrer Halter sogar in geschlossener Gesellschaft im Schießhaus statt. Der erstmals 1770 unter Bürgermeister Georg Heinrich von Roßkampff als Vieh- und Rossmarkt erwähnte Klassiker kehrte damit tatsächlich an die Stätte seines Ursprungs zurück, wie Schoch gestern betonte. Denn lange bevor mit der Bahnhofsvorstadt im 19. Jahrhundert die Theresienwiese angelegt wurde, diente der damals sogenannte Hammelwasen als Festplatz - und das dort anno 1769/70 gebaute Schießhaus als Festsaal. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei der Markt in die Innenstadt umgezogen. Und dort soll er laut Schoch falls möglich 2023 auch zurückkehren.

Licht und Schatten auf der Festwiese

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass nach der großen Corona-Lähmung fast alle zufrieden waren, dass "endlich mal wieder etwas geht", sei das Gastspiel auf der Theresienwiese "zweischneidig" gewesen. So herrschte wie berichtet vor allem am Sonntagnachmittag große Parkplatznot. Für Montag gab das Schul-, Kultur- und Sportamt zunächst grünes Licht, den großen Amerikaner-Sportplatz am Frankenstadion als Stellfläche zu nutzen. "Innerhalb kürzestes Zeit parkten hier 500 Autos", berichtet Marktmeister Alexander Ghassemi. Doch als die Sonne den Boden im Laufe des Rosenmontags aufweichte, hieß es wieder "Einfahrt verboten".

Marktkaufleute trotz allem froh

Erster Bürgermeister Martin Diepgen (von links) mit den geehrten Pferdehaltern Rose Kurfiss, Lisa Nonnenmann, Christina Baum und Wolfgang Theuerweckl.
Erster Bürgermeister Martin Diepgen (von links) mit den geehrten Pferdehaltern Rose Kurfiss, Lisa Nonnenmann, Christina Baum und Wolfgang Theuerweckl.  Foto: Veigel, Andreas

Negativ zu Buche schlug auch der teils geschotterte Untergrund der Festwiese, was vor allem für Menschen mit Rollator, im Rollstuhl oder für Kinderwagen-Schieber beschwerlich war. Aber auch Marktkaufleute freute das nicht: "Weil es zu arg staubt", wie Gilla Lutter vom Tiroler Hofladen sagte. Die heute 56-Jährige gastierte mit der Familie schon vor 40 Jahren auf dem Pferdemarkt, zunächst in der Moltkestraße, dann im Kelterhof und zuletzt an der Karlstraße. "Also in der Innenstadt gefällt es mir besser, da kommt auch ein anderes Publikum, das unsere hochwertigen Waren zu schätzen weiß, hier sind die Flohmarkt-Leute in der Überzahl." Zudem liege der Umsatz 20 bis 30 Prozent hinter normalen Jahren.

"Diese Zahlen nennen auch die meisten Kollegen", weiß Can Akkaya, der den "Kleinsten Zitrusentsafter der Welt" anpreist. "Aber wir wollen nicht meckern, das ist immer noch mehr als wir zu träumen wagten." Hoch zufrieden zeigten sich die meisten Gastronomen. Etwas vom Laufpublikum abgeschnitten fühlten sich manche Aussteller wie Thomas Schmieder von Wirth-Garagentore. "Also am Friedensplatz haben wir mehr Aufmerksamkeit."

"Nach der langen Durststrecke sehr froh" zeigte sich Marina Kissinger vom Pferdezuchtverein Kreis Heilbronn. Mit 126 Rössern sei die Prämierung am Trappensee "wunderbar gelaufen. Wir hatten trotz Kälte Gänsehaut-Feeling". Die Nase vorn hatten am Ende Rose Kurfiss mit Pferd Estine, Lisa Nonnenmann mit Ladys Mary, Christina Baum mit Moylena Enchanted und Wolfgang Theuerweckl mit Pony Wilma.

 


 


Zwei Großereignisse auf der Festwiese

Nach einer corona-bedingten Durststrecke sind auf der Theresienwiese 2022 weitere Großveranstaltungen geplant: Wenn die Experimenta vom 2. bis 4. Juni die Konferenz Ecsite des europäischen Verbands der Science Center und Wissenschaftsmuseen organisiert, wird der Festplatz zur Zeltstadt. Das Volksfest wird auf 8. bis 17. Juli vorverlegt, weil sich Göckelesmaier-Chef Karl Maier außerhalb der Sommerferien mehr Gäste erhofft. Verträge mit 100 Schaustellern seien unter Dach und Fach. Anders als beim Cannstatter Frühlingsfest soll es in Heilbronn auch ein großes Bierzelt geben.

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