Polizeieinsatz in Mosbach: Nachbarin des erschossenen Mannes schildert das Geschehen
Der 46-Jährige, der am Freitag von einem Polizisten erschossen wurde, soll psychische Probleme gehabt haben. Unterdessen dauern die Ermittlungen des Landeskriminalamts an.

Es ist Tag eins, nachdem im Mosbacher Erlenweg ein 46 Jahre alter Mann von einem Polizisten erschossen worden ist. Die Beamten waren Freitagnachmittag von mehreren Zeugen verständigt worden, weil der Mann mit einem Messer bewaffnet in der Nachbarschaft unterwegs sei, teilen Staatsanwaltschaft Mosbach und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) am Freitagabend mit. Weitere Informationen zum Tathergang wollte die Staatsanwaltschaft am Sonntagnachmittag nicht geben. Das LKA ermittelt.
Eine Nachbarin des 46-Jährigen sagt, sie habe den Mann seit Jahren gut gekannt. Im Gespräch mit der Heilbronner Stimme erklärt sie, wie sie das Geschehen von Beginn an beobachtet hat. Demnach sei der 46-Jährige mit Shorts, T-Shirt und Morgenmantel bekleidet zum Balkon seiner Ex-Freundin gelaufen. Die Frau wohnt mit den beiden gemeinsamen Kindern (acht und neun Jahre alt) im Mehrfamilienhaus gegenüber. "Er hat gelächelt, als er seine beiden Kinder gesehen hat", sagt sie. Seit November habe der Vater kein Besuchsrecht mehr gehabt.
Kinder gehen ins Haus
Vor dem Balkon der Wohnung habe er rumgeschrien und von Gott gesprochen. Ein etwa 30 Zentimeter langes Messer habe er in der Hand gehalten. Dann sei zuerst die Tochter von der Schule gekommen und zum Haus der Mutter gelaufen. Fünf Minuten später sei der Junge nachgekommen. Vor beiden Kindern habe er das Messer versteckt. "Den Jungen hat er nochmal in den Arm genommen", sagt die Nachbarin, die nicht mit Namen in der Zeitung erscheinen möchte. Dann seien beide Kinder ins Haus gegangen. In der Zwischenzeit alarmierten mehrere Nachbarn die Polizei.
Die erste Streife sei nach kurzer Zeit eingetroffen, erklärt die Frau weiter. Zwei junge Polizisten seien ausgestiegen. "Sie haben ihn drei Mal aufgefordert, das Messer aus der Hand und sich auf den Boden zu legen." Dies habe er nicht getan und sei stattdessen auf die beiden Beamten zugegangen. Ein Polizist habe ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Den Abstand zwischen ihrem Nachbarn und den beiden Beamten schätzt sie auf etwa eineinhalb Meter bis zwei Meter. Doch der Mann sei unbeeindruckt geblieben. Als er weiter auf die beiden Polizisten zuging, habe einer der Beamten die Waffe gezogen und auf den Oberkörper geschossen. "Der ist einfach weitergelaufen." Der Polizist habe einen zweiten Schuss abgefeuert.
Andere Nachbarn wollen drei Schüsse gehört haben, sagt die Frau. Dann sei der Mann zusammengesackt. Kurz danach seien weitere Streifen eingetroffen. "Die Polizisten haben sofort danach um sein Leben gekämpft", sagt die Frau. Doch der Mann stirbt. Seine Kinder sollen gesehen habe, wie deren Vater tot auf dem Asphalt liegt. Sie ringt um Fassung.
Gutes Verhältnis mit dem Mann
Die Frau sagt, dass ihr der Polizist Leid tue. "Er wollte ihn nicht umbringen. Die Beamten es probiert. Sie haben alles versucht." Das sagt sie, obwohl sie mit ihrem Nachbarn ein sehr gutes Verhältnis gehabt habe. Er habe schwere psychische Probleme gehabt. Erst vor Kurzem sei er aus einem psychiatrischen Krankenhaus entlassen worden. Ein Betreuer sei ihm zugeteilt worden. In der Vergangenheit sei er immer wieder aufgefallen. Sehr fromm sei er gewesen und habe oft vor dem Haus lautstark aus der Bibel rezitiert. Meist am Abend. Mehrfach sei die Polizei da gewesen. Er sei aber ein herzensguter, hilfsbereiter Mensch gewesen. "Von ihm konnte man alles haben."
Immer wieder schüttelt sie mit dem Kopf. "Er hätte nur das Messer weglegen müssen." Von den Nachbarn habe sich keiner getraut, den Mann zum Aufgeben zu bewegen, noch bevor die Polizei kommt. "Wir hatten alle Angst." Was er mit dem Messer wollte, habe er nicht gesagt. "Das Messer hat nicht zu ihm gepasst." Die Trennung von seiner Freundin und das Besuchsverbot seiner Kinder hätten ihm schwer zugesetzt. "Manche Menschen verkraften keine Trennung." "Mir kam es so vor, als habe er sich geopfert."



Stimme.de