Tierrettung Unterland unterstützt in Australien
Seit einigen Tagen hilft ein Team deutscher Tierretter im australischen Bundesstaat New South Wales dabei, von den Buschfeuern verletzte Wildtiere zu versorgen. Spenden gehen auch an eine Auswandererin aus Heilbronn-Böckingen.

Jan Franke sitzt um 6.20 Uhr australischer Zeit barfuß auf der Veranda eines Motels und schaut müde in die Kamera seines Smartphones. "Wir sind gestern sieben Kilometer durch ein Brandgebiet gelaufen, da ist jeder Marsch der Bundeswehr nichts dagegen", sagt der 28-jährige Vereinsvorsitzende der Tierrettung Unterland im Videotelefonat mit der Heilbronner Stimme.
Das siebenköpfige Team der deutschen Tierretter - eine Tierärztin aus Frankreich ist dabei - hält sich zurzeit in der Stadt Goulburn in New South Wales auf. Die Buschbrände in Bundesstaat New South Wales sind durch Regenfall in den vergangenen Tagen etwas zurückgegangen.
„Ich bin schockiert über das Ausmaß der Brände“
Jan Franke
Jan Franke berichtet, er habe in den ersten Tagen seines Aufenthaltes Auffangstationen für verletzte Koalabären und Kängurus unterstützt. Immer wieder suchen sein Team und er große Brandgebiete nach überlebenden Tieren ab. "Gestern haben wir nur tote Tiere gefunden", sagt Franke, der nun durch seinen Vor-Ort-Einsatz die Dimension der Katastrophe begreift. "Ich bin schockiert über das Ausmaß der Brände. Es ist heftig, oben auf Hügeln zu stehen und kilometerweit Rundherum nur braune, vom Feuer vernichtete Landschaft zu sehen."
Auswandererin aus Böckingen betreibt Auffangstation für Wildtiere

Mit Spenden von mehreren Tausend Euro habe man bereits eine deutsche Auswandererin unterstützt, die seit vielen Jahren zusammen mit ihrem australischen Mann in Robertson im südlichen Hochland von New South Wales eine Auffangstation für Wildtiere betreibt. Sie heißt Kerstin Schweth und stammt aus Heilbronn. Wie ihr Bruder Thomas Schweth im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, hilft auch Mutter Heide Rinderle aus Böckingen in Robertson mit. "Es ist schrecklich, was dort passiert", sagt Thomas Schweth, der mit leidet und fühlt.
Der Einsatz in Australien sei ein "großes Abenteuer", beschreibt Jan Franke von der Tierrettung, und der Einstieg in die Zusammenarbeit mit lokalen Hilfsorganisationen sei anfänglich schwierig gewesen. Zunächst war nur wenig klar über den Ablauf des Einsatzes der Helfer. "Das habe ich von Anfang an gesagt: Es wird sich erst vor Ort zeigen, wo Hilfe nötig ist." Die Freude bei den Australiern über tatkräftige Unterstützung aus Deutschland sei groß. "Die Leute hier sind alle am Ende ihrer Kräfte", sagt Franke, "jede Hand hilft aus. Der Bedarf ist da."
Australier freuen sich über tatkräftige Unterstützung aus Deutschland

Konkret helfe das Team aus Deutschland beim Betäuben von verletzten Fluchttieren im Brandgebiet, zum Beispiel mittels Blasrohr. Aber auch beim Bandagieren von Verletzungen der Tiere und dem Aufpäppeln und Pflegen. "Im Endeffekt machen wir von allem etwas", schildert Franke, der in Neckarsulm lebt und dort Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist.
Als die verschiedenen Tierrettungs-Organisationen für ihren Auslandseinsatz in Australien um Spendengelder baten, erfuhren sie einerseits Zuspruch. Es gab aber auch eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit. Das Geld sei besser aufgehoben, wenn es an Hilfsorganisationen vor Ort überwiesen würde, argumentierten Kritiker.

Jan Franke versteht diese Kritik nicht. Viele Australier seien begeistert, wenn sie den Schriftzug "Animal Desaster Response Germany" hinter der Windschutzscheibe ihres Mietwagens sähen. Die deutschen Tierretter stehen noch am Anfang ihres Auslandseinsatzes und werden noch etwa zwei Wochen vor Ort unterstützen, möglicherweise auch noch eine Zeit länger.
Über eine emotionale Belastung beim Anblick der leidenden Tiere sagt Franke: "Mit Leid und Elend sind wir bei unseren Einsätzen ständig konfrontiert."
Alles verloren
Auch deutsche Auswanderer, die in von den Bränden verschonten Gebieten Australiens leben, unterstützen bei der Rettung von Tieren sowie vom Feuer betroffene Familien. Nina-Cathrin Rampal, die aus Bad Wimpfen stammt und mit ihrer Familie in Adelaide lebt, organisierte eine Spendenaktion für Familien auf Kangaroo Island südöstlich von Adelaide, "die alles verloren haben".

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