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Theresienturm bekommt Besuchereingang

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Eine futuristische Treppe führt in dunkle Zeiten zurück: Die Bürgerstiftung Heilbronn schafft mit Spendengeldern einen Zugang zum lange verwaisten Hochbunker und Flakturm auf der Theresienwiese.

Von Kilian Krauth
Der 16 Meter lange und zwei Meter breite Treppenkubus soll abgerückt vom Turm an der Theresienstraße gebaut werden.
Der 16 Meter lange und zwei Meter breite Treppenkubus soll abgerückt vom Turm an der Theresienstraße gebaut werden.  Foto: privat

"Pommes für Freunde des Geschmacks" und "Menschen, Nähe, Pflege": So werben die Firma Mac Cain und die Diakonie auf zwei großen Plakatwänden am Theresienturm für sich. "Keine Angst, die kommen bald weg", sagt Stadthistoriker Peter Wanner.

Nebenbei greift er zu seinem Smartphone und gibt die Adresse www.theresienturm.de ein, wo sich der Betrachter in einen Rundgang durch den ausgedienten Hochbunker und Flakturm auf der Theresienwiese einklinken kann.

Schon zur Buga 2019 fertig

Schon ab März 2019 soll es nicht nur einen virtuellen Zugang geben, sondern auch einen wirklichen. Pünktlich zum Auftakt der Bundesgartenschau, die am 17. April beginnt, und rechtzeitig zum 75. Jahrestag der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944, wie Baubürgermeister Wilfried Hajek am Montag bei der Baufreigabe mit symbolischen Spatenstich in Erinnerung rief, wolle man Besuchern "ein starkes und dunkles Stück Stadtgeschichte" näher bringen: eben über einen Treppenanbau.

Den Weg ins Turminnere frei macht die Bürgerstiftung Heilbronn, die seit Jahresbeginn dafür 260.000 Euro gesammelt hat: "von kleinen und großen Spendern und von einem ganz großen, der nicht genannt sein will", wie Vorstand Thomas Schick durchblicken ließ. Mit seinen Vorstandskollegen Karl Schäuble, Joachim Remmlinger und Angelika Biesdorf überraschte er am Montag etliche Medienvertreter mit modifizierten Plänen.

Auf die ursprünglich vorgesehene Rampe werde man aus Kostengründen verzichten. Stattdessen habe man sich für eine günstigere Treppe entschieden. Ein zunächst vorgesehener Finanzierungsanschub von 60.000 Euro durch die Bürgerstiftung könne dadurch für andere, vornehmlich soziale Zwecke verwendet werden.

Form und Farbe korrespondieren mit Turmbau

Der Theresienturm wurde bereits vor fünf Jahren teilweise saniert. Dieses Frühjahr ließ die Bürgerstiftung den Sockel freilegen. Das Grünflächenamt wird die Fläche davor neu gestalten. Im März soll der neue Zugang fertig sein.
Fotos: Ekkehart Nupnau
Der Theresienturm wurde bereits vor fünf Jahren teilweise saniert. Dieses Frühjahr ließ die Bürgerstiftung den Sockel freilegen. Das Grünflächenamt wird die Fläche davor neu gestalten. Im März soll der neue Zugang fertig sein. Fotos: Ekkehart Nupnau  Foto: Ekkehart Nupnau

An der markanten Grundgestalt eines in Cortenstahl gehaltenen Kubus entlang der Theresienstraße werde man allerdings festhalten, erklärte Daniela Branz vom städtischen Hochbauamt. "Der Anbau korrespondiert quasi mit dem Turm, in Form und Farbe, aber auch vom Material her." Branz betreut das Projekt zusammen mit dem jungen Architekturbüro Joos Keller.

Die Rohbauarbeiten wird das Unternehmen E. + J. Schmidt Baugeschäft GmbH ausführen, den Zuschlag für Metallbauarbeiten sowie Schlosserarbeiten erhielt die Kornter Schlosserei GmbH.

Der Eingang zu dem 16 Meter langen und zwei Meter breiten Erschließungsbau befindet sich an der Theresienstraße. Unter einem auskragenden Gebäudeteil hindurch gelangt der Besucher über eine verschließbare Fassadentür zum Startpunkt der Treppe. Drei Läufe führen jeweils mit Zwischenpodest acht Meter in die Höhe zur Turmtür. Ist der Besucher oben angelangt, führt ihn ein Steg zum Eingangsplateau des achtstöckigen Hochbunkers.

Info-Stelen und Führungen

Vor dem neuen Meter hohen Kubus und an dessen Außenwand erzählen mit Informationen besetzte Cortenstahl-Stehlen von der Geschichte des Turms. Neu gestaltet wird auf einer Fläche von zwölf Ar das direkte Umfeld des Theresienturms: mit Bäumen und Pollern, die einen Freiraum zu parkenden Autos garantieren.


Eine Stromstation der Zeag wird etwas abgerückt neu aufgebaut. Im Inneren, das nur bei Führungen und wegen des Brandschutzes nur für jeweils 15 Personen zugänglich ist, wird zunächst ausschließlich die Beleuchtung erneuert.

Ansonsten soll das originale und weitgehend unverfälschtes Erscheinungsbild erhalten werden. Der 28,50 Meter hohe Betonbau bleibt damit ein authentisches Denkmal aus der Epoche des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. So war der Bunker für tausende Frauen, Männer und Kinder Lebensretter in zahlreichen Bombennächten. Nach dem Krieg war er Unterkunft für Wohnungslose und Flüchtlinge. Seit 1951 war er nicht mehr öffentlich zugänglich. Wanner: "Der Zugang führt in Zukunft auf eindrucksvolle Weise in diese Zeit zurück."


Geschichte

Der Flakturm und Hochbunker auf der Theresienwiese wurde 1940 von der Wehrmacht gebaut und 1942 nach dem Fliegergeneral Walther Wever benannt. 1944 wurde der Turm zum Luftschutzraum für Tausende Bürger, 1945 zur Notunterkunft. Seit der Schließung 1948 steht er leer, 1951 wurde eine Rampe abgebrochen. Seit 1978 gehört der Turm der Stadt. Mit der Außensanierung 2014 wurde der Bau zum Politikum. Der vom NS-Regime vergebene Name sei nicht mehr zeitgemäß. Der Gemeinderat taufte das Bauwerk deshalb „Theresienturm“. Nun wird er neu erschlossen.

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