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Testzentren verzeichnen deutlichen Rückgang

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Die Nachfrage nach Corona-Schnelltests hat deutlich nachgelassen. Für die meisten Bürger sind jene seit Montag kostenpflichtig. Erste Anbieter denken über Schließungen nach.

Von Thomas Zimmermann, Philipp-Simon Klein und Yvonne Tscherwitschke
Die Schlangen gehören der Vergangenheit an: Nur wenig los war am Montagmorgen bei der Corona-Schnellteststation an der Weinsberger Straße in Heilbronn. Foto: Thomas Zimmermann
Die Schlangen gehören der Vergangenheit an: Nur wenig los war am Montagmorgen bei der Corona-Schnellteststation an der Weinsberger Straße in Heilbronn. Foto: Thomas Zimmermann  Foto: Zimmermann, Thomas

Es ist wenig los am Montagmorgen rund ums Corona-Testzentrum an der Ecke Weinsberger-/Paulinenstraße. Nur ein junger Mann steht gegen 9.20 Uhr im Eingangsbereich des Gebäudes. "Haben Sie schon einen Termin?", fragt die junge Dame hinter dem Schreibtisch. "Nein", antwortet Mahmoud Sadeh.

Ruhiger Montagmorgen in Heilbronn

Den Corona-Schnelltest braucht er, weil er einen Termin im Heilbronner Rathaus hat. Er weiß, dass die Tests seit dieser Woche für die meisten Bürger kostenpflichtig sind. "Ich möchte mich aber nicht impfen lassen", sagt Sadeh.

Nach der Registrierung geht das Procedere schnell über die Bühne. Zehn Euro werden fällig, dann macht Andrea Stefke den Nasenabstrich, dreht den Tupfer wie vorgeschrieben in dem Röhrchen mit der Flüssigkeit und gibt die Tropfen auf auf das bereitliegende Testkit. "In fünfzehn Minuten können Sie das Testergebnis abholen", sagt Stefke zu Mahmoud Sadeh.

"Es ist ruhig, es waren aber auch schon Leute da", sagt die Studentin, die als Minijobberin zwei Mal pro Woche in der Teststation aushilft. Anfang des Jahres hatten sich vor dem Gebäude noch längere Schlangen gebildet.

"Seit viele Leute geimpft sind, hat man schon gemerkt, dass es ruhiger wird", sagt Stefke. Wie es jetzt weitergeht, nachdem die Tests kostenpflichtig sind, müsse man abwarten, betont sie. Nur Minderjährige, Schwangere sowie Personen mit einem ärztlichen Attest dürfen sich noch kostenlos testen lassen.

Anzahl der Tests hat sich halbiert

Auch im Testzentrum, das der Apotheker Dieter Harfensteller an der Ecke zur Klarastraße eingerichtet hat, ist es am Montagvormittag ruhig. "Wir hatten bis 13 Uhr 25 Tests, 17 davon haben selbst bezahlt, acht waren kostenlos", zieht Harfensteller Bilanz. Das seien weniger als die Hälfte der Tests, die an den vorherigen Tagen durchgeführt wurden.

15 Euro kostet der Schnelltest beim Apotheker, damit stellt sich für den Heilbronner die Frage, ob das eigens eingerichtete Testzentrum noch kostendeckend betrieben werden kann. "Wir schauen jetzt, wie sich die Woche weiter entwickelt und entscheiden dann, ob wir schließen", betont Harfensteller. Viele der 55 Schnellteststationen, die die Stadt auf ihrer Homepage gelistet hat, werden das ähnlich sehen. Zu den Test-Hochzeiten waren rund 75 Stationen angemeldet.

Mit ihrem Standort direkt an der Neckarmeile ist die Teststation an der Superbude ein hohes Aufkommen an Testwilligen gewohnt. Am Montag stellt sich die Lage für Mehmet Cimar ganz anders dar. Bis 14 Uhr lässt sich die Anzahl seiner Kunden an einer Hand abzählen. "Als der Impfstoff noch knapp war, gab es zu dieser Uhrzeit bereits Schlangen von 30 bis 40 Leuten", betont der 19-Jährige aus Böckingen, der an der Station seine Schicht versieht. Er berichtet, ein Mann habe einen Test für eine Reise benötigt. Cimar erwartet nun mit Blick auf die Gastronomie, dass ab 17 Uhr vermehrt Tests nachgefragt würden.

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Rückkehr ins gesellschaftliche Leben

Für Helga Junker sind die Gaststätten heute kein Beweggrund dafür, einen Schnelltest durchzuführen. Sie möchte aber ins Soleo-Hallenbad. "Mir fällt das schon schwer, auch bei meiner nicht allzu üppigen Rente", sagt die 76-jährige Heilbronnerin. Schwimmen und Saunieren seien ihr sehr wichtig. "Daher ist es mir dann das doch auch wieder wert, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können", erklärt sie.

Sehr skeptisch sei sie dem Impfen gegenüber eingestellt, auch bei ihren Kindern habe sie nur den absolut nötigen Impfungen zugestimmt. Groll gegen die neuen Regeln oder die Teststationsmitarbeiter hege sie aber nicht. "Ich habe meine Entscheidung getroffen und akzeptiere, dass ich mich nun auf eigene Kosten testen lassen muss", sagt Junker und setzt ihren Weg Richtung Bollwerksturm fort.

Rückgang der Test-Zahlen lässt den Preis fallen

„Es ist eine Katastrophe. Es ist fast nichts los“, das erklärt der Betreiber des Schnelltest-Zentrums am Öhringer Bahnhof. Gerade einmal die Hälfte an Bürgertests habe er am Montag im Vergleich zu den Wochen zuvor durchgeführt, seit die Menschen dafür selbst bezahlen müssen. Warteschlangen? Fehlanzeige. Stattdessen wird der Wertverfall der Schnelltests an den Schaufensterscheiben sichtbar: Wurden am Vormittag noch knapp zwölf Euro verlangt, sinkt der Preis am Nachmittag auf glatte zehn Euro. Schlangen bilden sich trotzdem keine.

Ganz ruhig ist es am Brettachtal-Schnelltestzentrum in Bretzfeld. Hier ist aber montags immer zu, erklärt Betreiber Michael Wieland. Von seinen anderen Stationen am Breitenauer See und Weinsberg weiß er aber, dass maximal ein Drittel der sonst üblichen Zahl an Tests gemacht worden sei. „Aber man muss abwarten, wie es sich entwickelt“, will er nicht zu früh urteilen. Aktuell koste ein Test 15 Euro.

Wo die unterste Schmerzgrenze liegt? „Das kann man so nicht sagen, das kommt auch auf die Menge der Tests an“, sagt Wieland. Eventuell gebe es künftig einen Studententarif. Schon konkreter ist die Idee mit Party-PCR-Tests für 20 Euro: „Donnerstags testen wir dann bis 24 Uhr, bis Freitagnachmittag haben die jungen Leute das Ergebnis, das gilt dann 48 Stunden“, schildert Wieland den Ablauf. Angeboten werden soll es in Schwäbisch Hall und Heilbronn, eventuell auch in Öhringen.


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