Tag der offenen Tür bei der LVWO in Weinsberg: Was die Weinbauschule zu bieten hat
2.500 Besucher informieren sich beim Tag der offenen Tür bei der LVWO in Weinsberg über Trends im Weinbau. Sie lernen, was Drohnen mit Weinbergen zu tun haben – und können eine Weinprobe bei Rotlicht machen.

Was haben Drohnen mit Weinbau zu tun? Wie hängen Farbe und Geschmack von Wein zusammen? Wo befindet sich das Allerheiligste der Einrichtung, die gemeinhin als Weinbauschule bekannt ist, weil einem das leichter über die Lippen geht als Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO)?
Kann die Weinsberger Einrichtung mit Strahlkraft weit über die Region hinaus Wege aus der Krise weisen? Kann man hier studieren? Fragen über Fragen - und auf alle erhielten rund 2.500 Besucher am Sonntag beim Tag der offenen Tür Antworten.
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ag der offenen Tür in Weinsberg – Besuch im Sensorik-Studio der LVWO
Nein, das ist kein anrüchiges Etablissement. Es ist das Sensorik-Studio der LVWO, und dass Magali Blank alle Lichter in dem Raum auf Rot geschaltet hat, bewirkt, dass alle Rotweine in den Probiergläsern gleich aussehen. "Mit verschiedenen Lichtfarben stellen wir die Farbintensität ab, damit man nicht voreingenommen ist", sagt die Leiterin des Versuchskellers.
Denn unbewusst verbinde man Farbe mit geschmacklichem Eindruck. Beim Tag der offenenen Tür lernen die Besucher in einer der zahlreichen Kabinen, Weine gezielt mit Augen, Nase und Mund zu beurteilen. Sie können herausfinden, in welchem Wein die LVWO-Profis Pfeffer gelöst haben und in welchem Zucker.
Holzfasskeller in Weinbauschule in Weinsberg ist das Allerheiligste
Die Besucher können den Fuhrpark besichtigen, das neue Labor besuchen und bei einer Kellerführung mitmachen. Oder sie gehen ins Allerheiligste: in den Holzfasskeller. In rund 200 Eichenfässern reifen die edleren Tropfen. 225 Liter passen in die Standardfässer, 2450 Liter in die ganz großen. Die schnörkeligen Glasgefäße auf zahlreichen 225-Liter-Fässern sind sogenannte Gärspunde. Denn dort reift der noch junge Jahrgang 2023.
Über die Gärspunde kann das entstehende Kohlendioxid entweichen. Zwischen den schweren Fässern tanzen immer wieder zarte Elevinnen der Tanzschule Brenner mit anmutiger Leichtigkeit. Es ist sehr stimmungsvoll. Zauberhaft.
Selbstfahrende Raupen und Drohnen mit Spritzdrüsen
Oben wird es dann wieder handfester. Allerorten ist ja von der Krise im Weinbau die Rede. In gewissem Umfang könne die LVWO helfen, sie zu meisten, glaubt Florian Solymari, Leiter des LVWO-eigenen Staatsweingutes. Zum Beispiel mit der Züchtung sogenannter Piwis, pilzwiderstandsfähiger Rebsorten. Sauvitage und Levitage etwa sind Weinsberger Gewächse. "Sie brauchen weniger Pflanzenschutzmittel."
Helfen aus der Not können womöglich auch die Erforschung und Erprobung der LVWO in anderer Hinsicht, hofft Solymari. In den Rebanlagen des Staatsweingutes bei der Abstatter Burg Wildeck sind selbstfahrende Raupen im Einsatz. "Das hat sich durchaus bewährt." Autonom arbeitende Geräte könnten ein Weg sein, Personal zu sparen. Ebenfalls im Einsatz sind Drohnen, die mit einem Tank und Spritzdüsen ausgestattet sind. "Das spart fossile Brennstoffe, und man kann gezielter spritzen." Florian Solymari weiß natürlich, dass alles nicht so einfach ist. Bis zum Beispiel die neuen Technologien Alltag sind, dauere es noch fünf bis zehn Jahre.
Wichtig ist es für eine Institution wie die LVWO aber auch, mit dem Zeitgeist zu gehen. Fakt sei, so Kellermeister Solymari: Die Menschen konsumieren weniger Alkohol. Also werde zum Beispiel erforscht: "Wie bekommt man alkoholreduzierten Wein geschmacklich gut hin?"
LVWO in Weinsberg ist ein wichtiger Aus- und Weiterbildungsort
"Angesichts des durchwachsenen Wetters sind wir mehr als zufrieden", freut sich Susanne Scholl vom Organisationsteam am Ende des Tags der offenen Tür über rund 2500 Besucher. Wichtig ist ihr die Bedeutung der LVWO als Aus- und Weiterbildungsort für aktuell rund 150 Menschen. Weinbautechniker, Küfermeister oder Weinerlebnisführer sind nur ein paar Beispiele aus dem Portfolio, das vor ein paar Jahren um den Kooperationsstudiengang Wein-Technologie-Management mit der Dualen Hochschule in Heilbronn erweitert wurde.
Nach ihrem Rundgang statten Eva und Alexander Kelber aus Gundelsheim noch dem Verkauf einen Besuch ab. "Ich finde alles ganz toll gemacht", sagt Eva Kelber über den Tag der offenen Tür. Vor allem die Sensorik-Schulung hat ihr gefallen. Auch Ehemann Alexander ist angetan: "Wirklich informativ."
Weitere Infos
Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) ist eine Einrichtung des Landes mit rund 120 Mitarbeitern (inklusive Obstgut Heuchlingen). Ihre Stärke ist die Verzahnung von Theorie und Praxis. Sie wurde 1868 als Weinbauschule gegründet und ist die älteste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Die LVWO verfügt über 35 Hektar Obstbau- und 45 Hektar Rebfläche. Letztere liegen in Gundelsheim (Himmelreich), Abstatt (Burg Wildeck) und Weinsberg (Schemelsberg/Burgberg). Die Produkte werden unter der Marke Staatsweingut vermarktet.



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