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Stolpersteine erinnern an NS-Opfer in Heilbronn

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Sie sind tatsächlich Steine des Anstoßes und sollen zum Nachdenken anregen. An diesem Mittwoch verlegte der Künstler Gunter Demnig zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zwölf sogenannte Stolpersteine in Heilbronn.

Von Kilian Krauth

 

Avital Toren, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Heilbronn, das gibt sie offen zu, sah die Aktion Stolpersteine zunächst zwiespältig. „Weil viele Passanten gar nicht hinschauen“ und weil das Messing vom Straßenschmutz mit der Zeit stumpf wird. „Da sollte man vielleicht öfter putzen, dass sie besser zum Vorschein kommen.“ Die Bedenken, dass hier Juden gleichsam mit Füßen getreten würden, teilt Toren nicht. „Für mich überwiegt das Positive, nämlich dass die Erinnerung wach gehalten wird und wenn dies auch noch von jungen Leuten gemacht wird, ist das um so besser“: so wie am Mittwoch in Heilbronn.

Biografien, Rosen und Schweigeminute

Schüler und Lehrer des Mönchsee- und des Robert-Mayer-Gymnasiums, der Luise-Bronner-Realschule, Mitarbeiter des Stadtarchivs und eines Runden Tisches sowie allen voran der Initiator Gunter Demnig verlegten gestern an sieben Adressen zwölf Stolpersteine. Die zwei Kilogramm schweren, 96 auf 96 auf 100 Millimeter großen Kuben tragen auf Messing die Namen von Menschen, die hier gewohnt haben und von den Nazis verfolgt, teils ermordet wurden. Die Biographien haben die Schüler selbst recherchiert und Station für Station nacherzählt: so wie zum Beispiel Elisa Wörner (18), Maximilian Bleckmann (19) oder Geschichtslehrer Holger Brenneis, die zudem Rosen niederlegten.

Künstler verlegte schon 69.000 Steine

Der 70-jährige Künstler Demnig, der seit 1992 in 23 Ländern Europas bereits 69.000 Stolpersteine verlegt hat, gab mit der Kelle in der Hand zu verstehen, „nicht überall erfahre ich so gute Hilfe“. Der Verlegetag war bereits der elfte, insgesamt gibt es im Stadtgebiet nun 161 Stolpersteine, sagte Stadthistoriker Peter Wanner, der eine neue Broschüre zum Thema verteilte.

„Ich will ihnen einen Namen geben, der nicht vergehen soll.“ Mit diesem Bibelwort aus Jesaja hob Kulturbürgermeisterin Agnes Christner auf die Intention der Aktion ab. Man wolle im Alltag die Erinnerung wach halten und damit auch ein Zeichen gegen jede Art von Diskriminierung setzen, betonte auch Cajus Wypior vom Runden Tisch.

400 Terror-Opfer in Heilbronn

Die Liste der Opfer des NS-Terrors in Heilbronn umfasst 400 Personen. Sie stammten aus allen Gesellschaftsschichten und waren in der Mehrzahl jüdischen Glaubens, der NS-Terror machte aber auch vor behinderten Menschen, politischen Gegnern und anderen Minderheiten wie Sinti und Roma nicht halt.

  • Uhlandstraße 11 für Emma Gumbel.
  • Wollhausstraße 46 für Alfred, Meta, Gert und Lutz Wollenberger.
  • Herbststraße 14 für Betty und Frida Kraft.
  • Schillerstraße 34 für Cäcilie Siegler.
  • Schillerstraße 48 für Luise Bronner und Lotte Reches.
  • Gartenstraße 78/1 für Robert Heinrich Hildenbrand.
  • Sichererstraße 15 für Selma Mayer.

Mehr Informationen zu den Personen und zur Aktion unter www.stolpersteine-heilbronn.de. Die Stadt Heilbronn gibt zudem ein neues Faltblatt mit sämtlichen hiesigen Stolpersteinen heraus.

 

 

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