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Stadt Heilbronn will fast 60 Millionen Euro in Klimaschutz investieren

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Die Heilbronner Verwaltung gibt Einblick in Projekte und Ziele zum Masterplan. Umweltverbände loben den neuen Weg, fordern im Detail Verbesserungen. Dass Straßenbauprojekte auch zum Klimaschutz zählen, nennt der Energiewendesprecher "extrem kreativ".

von Carsten Friese

Die Zahl klingt nach Aufbruch: Die Stadt Heilbronn werde in den nächsten beiden Jahren rund 60 Millionen Euro in den Klimaschutz investieren. Das hat Oberbürgermeister Harry Mergel am Rande der Vorstellung des neuen Klimaschutz-Masterplans angekündigt - und gleich das Ziel untermauert, die Industriestadt Heilbronn wolle bis 2050 nahezu klimaneutral sein.

50.000 neue Bäume, eine Solaroffensive auf 500 Dächern

Dass ein Bewusstseinswandel nötig sei und noch nicht jeder erkannt habe, "in welch prekärer Situation wir uns im Hinblick auf den Klimawandel befinden", hat Mergel zuletzt betont. Jetzt der Masterplan mit Stufenkonzept und 26 geplanten Klimaschutzmaßnahmen. Bausteine sind beispielsweise ein 500-Dächer-Programm für eine Solaroffensive, ein Umweltpakt Wirtschaft, 50 000 neue Bäume für die Stadt, die Stärkung der Energieagentur, der Aufbau eines Klimaschutzbeirats, ein kommunaler Wärmenutzungsplan und zwei weitere Stellen für die Klimaschutzleitstelle.

Vorrang für Bus und Bahn

Die annähernd 60 Millionen Euro, die 2021 und 2022 zudem projektbezogen für den Klimaschutz fließen sollen, schlüsselt die Stadt auf Stimme-Anfrage auf (siehe Tabelle). Große Investitionen gibt es für Fußgänger und Radfahrer - wie die Brücke in den Neckarbogen. Bus und Bahn sollen mit einigen Millionen Euro verbessert werden, Energieverluste durch Dämmungen und Modernisierungen im Hochbau verringert werden. LED-Straßenlichter sollen den Energieverbrauch an den Straßen drosseln, neue Busspuren und eine intelligente Verkehrssteuerung mit Vorrang für Bus und Bahn den Umstieg forcieren.

Lob für Wind- und Solarparks

Ob allerdings eine neu zu bauende Umgehungsstraße wie in Frankenbach als Klimaschutzmaßnahme einzustufen ist, darüber kann man streiten. Sie bewirkt ja vorrangig eine Verlagerung des motorisierten Verkehrs. Die Stadt spricht davon, dass ein solches Projekt der Verflüssigung des Verkehrs diene und damit weniger Kohlendioxid ausgestoßen werde. Auch Straßensanierungen unter dem Titel Klimaschutz einzureihen, sei "schon extrem kreativ", findet Daniel Knoll, Sprecher des Aktionsbündnisses Energiewende Heilbronn. Insgesamt aber ist Knoll positiv überrascht, wie die Stadt mit Blick auf die Klimakrise nun vorangehen will. Den Aufbau von Solar- und Windparks hebt er hervor, ebenso eine breitere Bürgerberatung.

Positiv sei auch, dass die Stadt das Erreichen der Ziele über ein Controlling prüfen wolle. Der Masterplan sei "ein deutliches Zeichen", dass die Stadt den Willen zu Verbesserungen habe. "Es ist auf jeden Fall ein Umdenken feststellbar." Die einzelnen Ziele müssten noch an die ambitionierteren neuen Vorgaben von Bund und EU angepasst werden. Eine Klimaneutralität bis 2035 wäre für Knoll ein nötiges Ziel.

BUND regt an, mehr Abwärme, Solarthermie und Wärmpumpen zu nutzen

Für BUND-Regionalgeschäftsführer Gottfried May-Stürmer ist der Aufbau eines Wärmenutzungsplans besonders wichtig. Große Teile Heilbronns würden aktuell mit Abwärme aus klimaschädlicher Kohle versorgt. "Eine Umstellung auf Erdgas muss unbedingt verhindert werden", fordert er. Die Nutzung industrieller Abwärme oder Abwärme aus Wasserstoff-Elektrolyse, Solarthermie und Wärmepumpen könnten Heilbronn unabhängig von fossilen Energiequellen machen.

Am Montag wird sich der Heilbronner Gemeinderat ab 15 Uhr mit dem Klimaschutz-Masterplan befassen. Die Umsetzung der neuen Ziele soll auf den Weg gebracht werden, sieht die Tagesordnung vor.

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Kommentare

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am 15.05.2021 07:29 Uhr

Klimaschutz! Wow - das ist mal wirklich neu und kreativ. Wirtschaftswachstum mit einhergehender Ausweisung neuer Gewerbeflächen und Neubau von Wohnungen kann nicht dem Klimaschutz gleichzeitig dienen. Straßenbau für noch mehr Verkehr zum Klimaschutz ist so kreativ wie die Anschaffung absolut bescheuerter, grottenhässlicher und völlig nutzloser Luftfilter in der Weinsbergerstraße. Einsparungen bei den Energiekosten wurden in den letzten Jahren geradezu von den Steigerungen der Steuern und Abgaben bei den Energiepreisen aufgefressen. Tatenlos und Fassungslos muss man als kleines Unternehmen zusehen, wie die Industrie Strom frisst ohne auch nur annähernd sich an den Steuern und Abgaben wie ein kleines Unternehmen beteiligt und gleichzeitig Milliardengewinne ausweisen kann.

Das panikartige Abschalten unserer Atomkraftwerke ohne eines griffigen Ausstiegplanes während unsere europäischen Nachbarn, Amerika, China - nahezu alle großen Industrienationen, neue Kraftwerke bauen. Und wir verballern immer noch fossile Energieträger in unseren Anlagen um letztendlich E-Autos damit zu laden. für die man mal wieder völlig intakte Verbrenner verschroten soll. Oder noch besser nach Afrika verschifft. Da muss man sich an den Kopf fassen.

Auch wenn es wieder mal unschicklich ist und nach Spielverderber aussieht, aber woher kommen die 60 Millionen für den Klimaschutz? Das steht mal wieder nicht im Artikel.

Jürgen Mosthaf

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