Stadt Lauffen schließt den Abenteuerspielplatz
Die Awo stellt den Diplompädagogen Hans Krauss nach einem Eklat bei rundem Tisch mit allen Beteiligten frei.

Einen Platz, an dem sich Kinder austoben, viele Erfahrungen machen und ihre Persönlichkeit entwickeln können: Das ist der Abenteurspielplatz mitten in Lauffen. Hier kommen Kinder aus den örtlichen Kindergärten und Schulen mit Hühnern und Gänsen in Kontakt, bauen Hütten und spielen Fußball auf dem benachbarten Bolzplatz. Und alles unter fachlicher Aufsicht eines Pädagogen. Offene Jugendarbeit in der Praxis und ein Alleinstellungsmerkmal für die ganze Region.
Zehn Jahre gibt es das Projekt inzwischen in Lauffen. Und es gibt einen Menschen, mit dem dieser Platz untrennbar verbunden ist. Hans Krauss, ausgestattet mit zwei Diplomen und Mann der Praxis, hat dem Abenteuerspielplatz Leben eingehaucht und immer wieder mit neuen Ideen überrascht.
Neue Struktur und neue Fachaufsicht
Doch jetzt gibt es ein abruptes Ende. Die Stadt Lauffen hat gewissermaßen die Notbremse gezogen, sieht eine ganze Reihe an Defiziten. "Wir haben den Abenteuerspielplatz geschlossen. Die Awo hat Hans Krauss freigestellt", sagt Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger. Der Abenteuerspielplatz soll fortgeführt werden, aber in neuer Struktur und unter neuer Fachaufsicht.
Der Bürgermeister hatte nach eigenen Angaben eine Fachaufsicht gefordert, die über einen längeren Zeitraum den Abenteuerspielplatz und die Arbeit von Hans Krauss evaluieren und neu aufstellen sollte. Da habe es keinerlei Bereitschaft gegeben, obwohl auch der Gemeinderat dies unterstützt habe. Alexander Meic, Schulsozialarbeiter und Schnittstelle zur Stadtverwaltung sagt: "Hans Krauss hat sich in den vergangenen fünf, sechs Jahren mehr und mehr ins Zentrum geschoben und sich in eine Richtung entwickelt, die es schwierig macht, auf einer gemeinsamen Basis weiterzuarbeiten." Er habe den Abenteuerspielplatz als seinen Platz gesehen, Teamarbeit sei mit ihm nicht mehr möglich. Krauss folgte somit nicht mehr der Idee des Abenteuerspielplatzes, die Meic damals in Lauffen installiert hatte.
Mehrere Kritikpunkte

Häuschen zu bauen sei gut und verfolge den Zweck, Kindern Demokratie näherzubringen: Wie wird gebaut und wie wird mit Regeln umgegangen? Doch auf dem Gelände seien es immer mehr Holzhütten geworden, ohne sie jemals zurückzubauen. Vieles sei verwahrlost. Fußballspielen auf dem Bolzplatz bis in die Abendstunden und tägliches Feuermachen mit störendem Qualm habe bisweilen für Kritik in der Nachbarschaft gesorgt, und dem Tierwohl sei auch nicht immer gerecht geworden. Die Grenze war für die Stadt erreicht, als es in einem Gespräch mit Gemeinderat, Awo, der Stadt und Hans Krauss vor zwei Wochen zum Eklat kam.
Die Ratsfraktionen hatten sich das Gespräch zur Deeskalation gewünscht. Das Urteil der Anwesenden fällt eindeutig aus. "Hans Krauss hat sich selbst aus dem Raum gekickt", sagt Michael Mühlschlegel, Fraktionschef der FDP. Krauss habe deutlich gemacht, dass es kein Gespräch gebe, sondern nur einen Abenteuerspielplatz, bei dem er die Regeln setze. Mühlschlegel: "Vorher waren wir guter Hoffnung, denn bisher haben wir die Arbeit wertgeschätzt. Danach waren wir fassungslos. Da blieb uns keine andere Möglichkeit." "Man wollte Hans Krauss den Rahmen mitteilen, in dem er sich bewegen kann. Doch dazu kam es nicht", sagt Awo-Geschäftsführer Stratos Goutsidis. Und Bürgermeister Waldenberger spricht von einem "zehnminütigen Nicht-Gespräch". In diesem habe lediglich Krauss vom Leder gezogen und sei dann gegangen.
"Ich habe dem Bürgermeister die gelbe Karte gezeigt", sagt Hans Krauss. "Die Rechte der Kinder werden von der Stadt missachtet." Ihn schmeiße man raus, aber wo sollen die Kinder nun hin, während der Abenteuerspielplatz geschlossen hat? Die Stadt betreibe eine kinderfeindliche Politik in der offenen Jugendarbeit. Einer Fachaufsicht, so Krauss, habe er sich nicht entgegengestellt. Einer mehrmonatigen Kontrolle dagegen schon. "Warum soll ich überwacht werden?", fragt er sich. Der Rausschmiss geht an die Substanz: "Der Abenteuerspielplatz ist mein Lebenswerk, mein Herzensprojekt."
Beschwerden aus der Nachbarschaft seien erstens alte Kamellen und zweitens sei er auf die Nachbarn zugegangen und habe Lösungen gefunden. "Ich will keinen Ärger mit den Nachbarn. Ich brauche keine Feinde." Und Krauss widerspricht auch, sich in den Mittelpunkt gestellt zu haben: "Ich habe die Kinder nie für eigene Zwecke eingespannt."
Wie geht es weiter?
Für die Stadt Lauffen steht fest, dass es mit dem Abenteuerspielplatz - nach den Sommerferien - weitergeht. Aber ohne Hans Krauss. Die Form ist noch offen. Die Awo Heilbronn hatte die Stelle finanziert, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde. Bis Ende April soll Krauss den Betrieb abwickeln: Bauwagen, Fahrzeuge und die Tiere müssen raus und die Hütten zurückgebaut werden. Krauss will in Lauffen bleiben und mit seinem Spielmobil auf den Kiesplatz ziehen: "Ich kann die Kinder nicht im Stich lassen."



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