Stadt in der Stadt: Lidl gibt Einblick in die Zentrale
Fitnessstudio, Reinigungsservice, Restaurant, Massageliegen: Lidl tut einiges, um die Mitarbeiter bei Laune zu halten. Beim ersten Tag der offenen Tür in der Deutschlandzentrale herrschte am Sonntag großer Andrang.

"Darf da die normale Bevölkerung mitfahren?", fragt Monika Jaehrling. Die Bad Wimpfenerin wirft einen interessierten Blick in das autonome Shuttle, das im Alltagsbetrieb zwischen Bahnhof und Lidl-Deutschlandzentrale pendelt. Heute ist es zum Tag der offenen Tür im Hof geparkt. Es ist im Alltagsbetrieb den Lidl-Mitarbeitern vorbehalten, erfährt Jaehrling, die neben dem 2021 fertiggestellten Neubau mit seinen fünf terrassenförmig angeordneten Gebäuden wohnt. Während der Bauzeit war es laut, erinnert sie sich, jetzt nicht mehr. "Wir sind stolz darauf", sieht die Nachbarin die Ansiedlung des Handelsunternehmens positiv.
Lidl-Zentrale ist sonst nicht für Besucher zugänglich
Seit dem Umzug aus Neckarsulm vor rund zwei Jahren ist Bad Wimpfen Sitz der Deutschlandzentrale des Discounters. Lidl hat in Deutschland 3250 Filialen mit 100.000 Mitarbeitern. Hier laufen die Fäden zusammen. Erstmals können die Nachbarn einen Blick hinter die Kulissen des ansonsten für die Öffentlichkeit gesperrten Areals werfen. Eigentlich ist der Aktionstag den Wimpfenern vorbehalten. Aber natürlich gibt es keine Ausweiskontrolle. Die Bevölkerung macht rege Gebrauch von der Möglichkeit. Mehr als 2600 Voranmeldungen gibt es, über den Tag verteilt sind aber noch mehr Leute da.
Als "Epizentrum von Lidl in Deutschland" bezeichnet Marco Montego, Geschäftsführer Personal, den Komplex, der für 1500 Mitarbeiter ausgelegt ist. Allerdings: Nur ein Teil von ihnen ist gleichzeitig vor Ort. Lidl ermöglicht bis zu 100 Prozent Homeoffice. Die Coronazeit hat diese Entwicklung befördert und dazu geführt, dass die großzügige Zentrale sogar zu viel Platz bietet. Eines der fünf Gebäude ist ungenutzt, aber weiter mit Arbeitsplätzen eingerichtet, wie es am Rande der Veranstaltung heißt. Über die Pläne hält sich das Unternehmen bedeckt. Der überzählige Platz soll als Reserve dienen.
Viele Annehmlichkeiten und ein Überangebot an Platz
Wer vor Ort arbeitet, genießt allerlei Annehmlichkeiten. Wobei das Fitnessstudio im Untergeschoss einem älteren Besucher nicht als revolutionäre Idee erscheint: "Bei NSU gab es 1965 Pflichtsport einmal pro Woche, da haben alle mitgemacht", erzählt er von eigenen Erfahrungen. Pflicht ist Sport hier nicht, aber ein Angebot. Die Leibesübung geht schon am Eingang los: Während es sonst in der Lidl-Zentrale nur automatische Türen gibt, öffnet sich die Pforte bei der Sportwelt noch mit Muskelkraft.
"Dienstleistung" ist die interne Chiffre für den gesamten Komplex, der einer Stadt in der Stadt gleicht. Sie verfügt über einen eigenen kleinen Supermarkt mit Produkten des Discounters. In der IT-Abteilung wird mit automatisierten Kassensystemen experimentiert, die Lidl in den Märkten bislang noch kaum im Einsatz hat. Feste, personalisierte Arbeitsplätze gibt es nicht, Mitarbeiter setzen sich in den weitläufigen Räumen dorthin, wo Platz ist.
Frank Mörtzsch wohnt direkt um die Ecke von der Lidl-Deutschlandzentrale. Den Bau hat er aufmerksam verfolgt, er ist als Bauingenieur vom Fach. "Ich finde die Gebäude sehr gelungen", sagt er, muss dann aber schnell weiter. Schließlich hat man nicht allzu oft Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken.