Welche Zukunft wünschen sich Heilbronner für das Wollhaus?
Sozialarbeit, Startups, Einzelhandel, Kunst und Wohnen, Abriss oder Kreativwerkstatt: Bei Bürgern gehen die Vorstellungen über Zukunft des Heilbronner Wollhauses auseinander. Eine Stimme-Umfrage.

Viel Raum in zentraler Lage, dazu gut zu Fuß, mit Bus, Bahn und Auto zu erreichen – das Wollhaus hat alle Voraussetzungen, um wieder ein Mittelpunkt städtischen Lebens zu werden. Doch was denken Bürger über Zukunft und Vergangenheit des einstigen Vorzeige-Kaufhauses von Heilbronn? Die Stimme-Redaktion hat sich umgehört.

Ein Abriss, wie von manchen Bürgern gefordert, kommt für Richard Otto Bäuerle nicht in Frage. Was es jetzt brauche, das seien anspruchsvolle Geschäfte, um eine größere Auswahl in der Innenstadt zu schaffen. Außerdem sollten zusätzliche Wohnungen im Wollhaus-Turm integriert werden. "Die Besitzer müssen das Haus wiederbeleben", fordert der 77-Jährige, der als Kind ein Mal im Monat mit seiner Oma Heilbronn besucht hat. "Es war damals eine große Sensation, als das Wollhaus tatsächlich gebaut worden ist", erinnert er sich.

Bärbel Bülow erinnert sich noch daran, wie sie vor Jahrzehnten im städtischen Hallenbad ihre Bahnen zog. Dieses stand einst am Wollhausplatz. "Leider Gottes haben sie das dann abgerissen." Im anschließend an dessen Stelle gebauten Wollhaus-Zentrum habe die heute 80-Jährige viel eingekauft. "Da gab es gute Läden, einen Metzger, einen Bäcker und ein Lebensmittelgeschäft." Als der Käthchenhof und später die Stadtgalerie am Deutschhof öffneten, sei das Wollhaus immer weniger frequentiert worden und die Kundschaft zurückgegangen. "Abreisen würde ich es aber trotzdem nicht. Die können ja nicht alles abreisen", so die Heilbronnerin, die anregt, das Wollhaus von außen bunt anzustreichen: "Dann sieht es auch nicht mehr so gruselig aus."

Für den Abriss des ganzen Wollhaus-Komplexes plädiert dagegen Eliza Veliji: "An seiner Stelle würde ich ein Bürogebäude für Start-Up-Unternehmen errichten, um Jungunternehmern eine Chance zu geben", sagt die Studentin der Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung an der Hochschule Heilbronn. Eine Sanierung oder eine Renovierung rentierten sich ihrer Meinung nach nicht: "Das Gebäude ist auch echt einfach hässlich", urteilt die Gundelsheimerin. Auch gegen Restaurants und Bars an dieser Stelle spricht sich die 22-Jährige aus.

Für Stefan Himmelreich sollte das Wollhaus auch ein Ort der Kreativität und Begegnung sein. Im zweiten Obergeschoss befinden sich noch die Theaterwerkstätten des Heilbronner Stadttheaters. Zusätzlich gibt es Räume für ein theaterpädagogisches Angebot. "Dort habe ich eine gute Freundin kennengelernt", erzählt der 25-Jährige, der auch weitere soziale und kreative Angebote und Beratungsstellen im Wollhaus vorschlägt. Auch eine Kreativwerkstatt, in der Sachen selbst hergestellt werden können, kann sich der Heilbronner vorstellen, "oder Bars und eine Disco". Interessant sei auch ein zentraler Treffpunkt für ältere Menschen.