Stimme+
Preisentwicklung
Lesezeichen setzen Merken

Wie im Ausland lebende Heilbronner die aktuelle Krisen-Lage empfinden

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Energie- und Lebensmittelpreise werden teurer. Gehen Menschen im Ausland damit anders um? Nehmen auch dort Ängste und Sorgen zu? Wir haben ehemalige Heilbronner befragt.


Fabienne Monning (44), Barcelona

 Foto: privat

"Es ist eigentlich fast alles teurer geworden. Energiekosten, Benzin, Baumaterialien, aber auch der normale Einkauf im Supermarkt", sagt Fabienne Monning, die seit 2005 in Barcelona lebt und in der Pflanzenschutzindustrie arbeitet. Natürlich spüre man die Teuerungen. "Man muss sich anpassen, aber ich würde es nicht Krisenstimmung nennen."

Die Spanier seien dankbar und glücklich, dass es zumindest keine Covid-Restriktionen mehr gebe. Diese hätten das Land stark gebeutelt. "Wir genießen die wiedergewonnene Freiheit. Ich denke, unser Lockdown war doch etwas strenger als der in Heilbronn und Umgebung."

Nach ihrem Empfinden stehen die weltweiten Probleme auch in Spanien auf der Agenda. Krieg in der Ukraine, höhere Kosten für Energie. "Mein Eindruck ist, dass man sich in Spanien eher auf die positiven Aspekte fokussiert", sagt die 44-Jährige, die ursprünglich aus Ilsfeld-Auenstein kommt. "Man genießt das Leben und versucht, die positiven Aspekte zu priorisieren." 


Markus Rössel (41), Stockholm

 Foto: privat

"Die Schweden zelebrierten die Sommermonate. Dank eines großartigen Sommers ist die generelle Stimmung positiv", sagt Markus Rössel. Der 41-Jährige aus Heilbronn-Kirchhausen lebt mit seiner Familie seit 2017 in Stockholm. "Eine Krisenstimmung ist hier nicht zu spüren." Zwar seien Lebensmittel- sowie Immobilienpreise gestiegen. Die Situation erhole sich seit ein paar Monaten wieder leicht.

Derweil bestimmen in Schweden andere Ereignisse die Nachrichten. "Die Wahl zum schwedischen Reichstag ist aktuell das beherrschende Thema in der Öffentlichkeit." Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten sind zweitstärkste Partei geworden.

Russland werde allgemein und auch aufgrund der Geschichte kritischer in der Öffentlichkeit beobachtet. Im Vergleich zu Deutschland reagierten Presse sowie Politik gelassener. "Dadurch werden Ereignisse tendenziell sachlich anstatt emotional angesprochen." Gefühlt reagierten die Schweden besonnener auf die gegenwärtige Weltlage. 


Christiane Dollmann (38), Barcelona

 Foto: privat

Entspannt, auf jeden Fall entspannter als in Deutschland, empfindet Christiane Dollmann (38) die Situation in ihrer Wahlheimat Barcelona. Nach den langen Ferien hätten viele Spanier den September wie einen Jahresneuanfang empfunden, Eltern haben sich auf den Alltag gefreut

"Der Spanier an sich neigt zum gesunden Egoismus. Er kümmert sich nicht so viel um Weltpolitik wie der Deutsche", sagt die Schauspielerin, die außer in Spanien auch in Bad Rappenau lebt. Natürlich erlebe auch sie die Krise. Energie, Strom- und Spritpreise seien sehr teuer geworden. Obwohl man das Gleiche verbrauche, bezahle man das Doppelte. Jedoch hätten die Spanier die Pandemie als besonders schlimm empfunden. "Das war eine andere Nummer als in Deutschland."

In Spanien herrsche weniger Krisenstimmung. "In Deutschland wird generell mehr genörgelt." Spanier blickten mehr auf sich selbst. "Sie sind gelassener." Das sei für sie der Grund gewesen, zeitweise in Barcelona zu wohnen. "Sie leben mehr im Hier und Jetzt." 


Werner Niedermeier (51), London

 Foto: privat

In London bekomme man vom Ukraine-Krieg in den Nachrichten nicht mehr sehr viel mit, erklärt Werner Niedermeier. "Aber durch die stetig steigenden Preise sind die Folgen der Inflation deutlich zu spüren. Es herrscht eine innere Unruhe. Menschen, vor allem in den mittleren und unteren Gesellschaftsschichten, sind finanziell sehr betroffen." Teilweise demonstrierten sogar schon Besserverdienende wie Rechtsanwälte auf den Straßen.

"Im letzten Quartal dieses Jahres sollen sich die Energiepreise verdoppeln und Anfang nächsten Jahres sogar mehr als verdreifachen", sagt der 51-jährige Toningenieur. Da die Regierung keinen Plan oder Ausweg vorlege, wirkten die Menschen verunsichert. Das mache sich bemerkbar. Durch die größere Einwohnerzahl im Vergleich zu seiner Heimat Heilbronn gebe es in London auch mehr Probleme. "Proportionell gesehen ist es aber sehr ähnlich."

Bei seinem Besuch in Heilbronn im August habe er den Eindruck gehabt, dass es etwas ruhiger und gelassener zugehe. Weniger hektisch.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben