Sonnenschein zieht Besucher zur Heilbronner Herbstmesse
Der Veranstalter der Herbstmesse in Heilbronn gibt sich zufrieden, die Besucher genießen das Event, Aussteller beklagen mangelnden Umsatz.

Ein Seifenkistenverband Baden-Württemberg – dass es so etwas gibt! Gibt es, und wer das schöne Wochenendwetter nutzt, um über die Heilbronner Herbstmesse zu schlendern, kann auf der Theresienwiese über die schnittigen Holzgefährte der Nordheimer Familie Werner ebenso staunen wie über so manch andere ungewöhnliche Produkte.
„Mein Vater baut die Kisten, er hat auch die für mich und meinen Bruder gebaut“, informiert Emely Werner Interessenten. Die 16-Jährige fährt selbst Seifenkistenrennen, nun wirbt sie auf der Messe um Nachwuchs: Es läuft gut, viele interessieren sich, wir haben auch schon ein neues Verbandsmitglied geworben.“
Nicht alle sind zufrieden
Weniger zufrieden sind die Händler in der Kreativhalle, trotz des am Samstag im Vergleich zu den Vortagen deutlich größeren Besucherandrangs. Sven Felber vom Pallhuber Weinhaus hält sich noch vornehm zurück. Er ist größere Messen gewöhnt und dabei, weil er Messeleiter Dieter Link schon vor Corona eine Zusage geben hatte. „Das ist unsere erste Messe in dem Rahmen nach Corona, daher kann ich nichts zu meiner Erfahrung sagen.“
Deutlicher wird Christian Figueroa. Der Peruaner führt vor, warum die Produkte seiner in Neumünster beheimateten Firma Inkaqori Zauberjacken heißen: Sie sind mit oder ohne Kapuze, als kurze oder auch lange Jacke tragbar. Und aus Alpaka-Wolle. Das macht sie nicht gerade günstig. „Normalerweise verkaufen sie sich gut“, sagt Figueroa enttäuscht, „aber hier habe ich weniger verkauft als gewohnt.“
Während um die Mittagszeit eine gewisse Fülle herrscht, bildet sich am Nachmittag nur kurzzeitig am Stand mit der Thüringer Rostbratwurst À à 4,80 Euro ein kleiner Auflauf, während eine Familie eine Großbestellung entgegennimmt. „Eine Schlange sieht anders aus“ – auch die Wurstverkäuferin klingt etwas enttäuscht.
Messe spricht viele unterschiedliche Menschen an
Gudrun und Jürgen Bertele, die den Toilettenwagen an der Grenze zwischen Messe und angeschlossenem Mittelaltermarkt betreiben, freuen sich jedoch: „Heute läuft es mal besser“, sagt der Öhringer. „An den anderen Tagen war tote Hose.“

Obwohl auch der Andrang auf 100 Freikarten fürs nächste Spiel der Falken und Autogramme von sechs Eishockey-Spielern, die er auf der Radio-Ton-Bühne interviewt, in Grenzen halten, ist der ehemalige Eishockey-Spieler und Pressesprecher des Veranstalters FGV Messe & Eventmanagement Gerhard Schaaf bislang zufrieden: „Wir haben hier als Verbrauchermesse eine gute Mischung und ein breites Spektrum.“
Am Morgen hätte er sogar Angst gehabt, „dass uns das Ding explodiert“, so viele Menschen seien herbeigeströmt. Gut sei auch, dass der Mittelaltermarkt, der mit der Messe zusammenhängt, bis 21 Uhr geöffnet habe, so dass man ihn ab 18 Uhr kostenlos besuchen könne.
Besucher genießen den Bummel
Doch ob die Besucher auch Geld dalassen? Drei Freundinnen Ende 50 aus Heilbronn, Ellhofen und Gundelsheim genießen einen Cappuccino in der Sonne: „Wir wollten mal wieder was erleben“, sagt die Ellhofenerin. Die Gundelsheimerin hat Gewürze gekauft und zieht Flyer aus der Tasche, die sie mitgenommen hat: zu der Möglichkeit, alte Videos zu digitalisieren und zu einem Neckarsulmer Hotel, das Brunch anbietet. Die Heilbronnerin freut sich, „endlich mal wieder Eindrücke aufzunehmen“. Geärgert hat sie sich aber, weil ein Vortrag zu Schüßler Salzen, der im gedruckten Programm angekündigt war, doch nicht stattfand.

Gar nichts gekauft hat ein Paar, 83 und 82 Jahre alt, die aus Ludwigsburg gekommen ist. „Wir unterstützen das Unterland“, scherzt er dennoch. Sie wollten aber nur mal gucken: „Wir sind schon so lange auf keiner Messe mehr gewesen wegen Corona“, erklärt sie.
Rundum zufrieden sind aber die Betreiber des Eppinger Gartenschau-Standes. „Wir haben heute schon vier Dauerkarten und elf Tageskarten verkauft“, sagt Sandra Eicker in der Tourismus-Halle. Viele Leute würden sich interessieren und die Tragetaschen mit Infomaterial mitnehmen. „Das läuft gut.“