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So lief die Premiere fürs Heilbronner Autokino auf der Theresienwiese

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Filmeschauen trotz Corona: Innerhalb von zwei Wochen wurde in Heilbronn auf der Theresienwiese ein Autokino ermöglicht. 300 Autos haben Platz - und manche Abendvorstellungen waren ausverkauft.

von Bärbel Kistner

Ein nostalgisches Filmvergnügen erlebt in Corona-Zeiten eine Renaissance. Vielerorts in Deutschland entstehen gerade neue Autokinos, zusätzlich zu den rund 20 etablierten. Seit dem Wochenende hat auch Heilbronn sein erstes Autokino auf der Theresienwiese. Am Freitagnachmittag war Premiere mit den "Känguru-Chroniken". Die Abendvorstellungen waren teils bereits ausverkauft. Filmeschauen vom eigenen Auto aus, das ist derzeit die vermutlich einzige größere Veranstaltung, die mit den Corona-Einschränkungen vereinbar ist.


Wer das Angebot möglich gemacht hat

Open-Air-Kino-Macher Ralf Stegmann hat gemeinsam mit Heiko Kreiter von Diginights und Matthias Rösch von den Arthaus-Kinos das Event innerhalb von nur zwei Wochen auf die Beine gestellt. Geplant haben die Macher zunächst für einen Monat. "Wie lange wir weitermachen, ist abhängig von Corona, wir werden das situativ entscheiden", sagt Stegmann.

Allerdings gilt: Großveranstaltungen sind bis Ende August untersagt, das heißt, auch die Theresienwiese ist unbenutzt. Das Volksfest fällt vermutlich aus, und auch die Flohmärkte können derzeit nicht stattfinden.

Innenminister Strobl besorgt Funklizenz

Deshalb kann man sich auch bei der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) vorstellen, dass das Autokino eine Weile läuft. "Erst wenn wieder Normalbetrieb möglich ist, gelten unsere laufenden Verträge für die Theresienwiese", sagt HMG-Geschäftsführer Steffen Schoch.

Schirmherr des ersten Heilbronner Autokinos ist Innenminister Thomas Strobl, der gemeinsam mit Oberbürgermeister Harry Mergel die Veranstaltung eröffnete. OB Mergel freut sich, dass am 17. April, dem Jahrestag der Buga-Eröffnung, doch noch etwas stattfand, und der Tag dank der Autokino-Premiere ein besonderer Termin bleibt.

Tickets und Preise

Eintrittskarten fürs Autokino gibt es nur im Vorverkauf unter www.popup-autokino.de. Ein Auto mit zwei Personen kostet 24 Euro, Familientickets je nach Personenzahl 20 bis 40 Euro. Pro Tag laufen je nach Wochentag zwei bis drei Filme. Das Programm wird eine Woche im Voraus festgelegt.

Wegen Corona gelten besondere Verhaltensregeln. Wenn Autos nach dem Film nicht mehr anspringen, ist das Personal zur Stelle - oder Besucher helfen sich gegenseitig.

"Eine schöne Idee und eine Bereicherung für Heilbronn, nachdem wir auf so vieles verzichten müssen", findet Strobl. Sein Part für die rasche Umsetzung: Der Minister hat sich bei der Bundesnetzagentur für eine UKW-Frequenz für seine Heimatstadt stark gemacht, die innerhalb eines Tages ohne die übliche, zeitaufwendige Prüfung erteilt wurde - der Ton für die Zuschauer kommt übers Autoradio. "Die deutsche Verwaltung ist in Krisenzeiten zu sensationellen Leistungen fähig", betont Strobl.

Sechsstellige Summe investiert

Auch Ralf Stegmann lobt die "tolle Zusammenarbeit" mit den beteiligten Stellen, etwa dem Ordnungsamt oder dem Baurechtsamt. Mit rund 600 Meter Zaun ist der südliche Teil der Theresienwiese abgegrenzt. Auf dem Asphalt sind Stellplätze für 300 Autos provisorisch markiert. Auch aufgrund der Kosten hat Stegmann ein Interesse, dass das Kino eine Weile läuft: Eine gut sechsstellige Summe haben die Veranstalter investiert. Dass Filme auch bei Helligkeit gestochen scharf zu sehen sind, liegt an der Leinwand mit LED-Technik.

Endlich was unternehmen

Ein halbes Dutzend Platzanweiser sorgt dafür, dass die Einfahrt zu den Plätzen reibungslos verläuft. Und auch die Polizei muss in Sachen Corona-Verordnung nicht eingreifen: In den Autos sitzen wie vorgegeben Paare oder Familien. "Den Verkauf von Snacks und Getränken lässt die Rechtsverordnung aber nicht zu", sagt Ordnungsamtsleiterin Dorothea Kleinhanss. Hier hofft Veranstalter Stegmann doch noch auf eine Lösung, etwa mit Online-Bezahlung vorab.

Die meisten Besucher haben jedoch vorgesorgt und wie die Witzels aus Bönnigheim Gummibären, Chips oder Limo mitgebracht. Für die Familie ist es der allererste Autokino-Besuch ihres Lebens: "Das war immer etwas Verruchtes." Doch Sohn Paul (12) ist großer Fan der "Känguru-Chroniken". Endlich mal wieder rauszukommen, das ist für die vier ein ziemlich tolles Ereignis.

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Kommentare

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Lilli Funk am 18.04.2020 17:30 Uhr

Es ist schon kontrovers von 300 Autos lesen zu müssen und bei einem ähnlichen Treffen der Tunerszene zieht man große Geschütze auf.
Ich bin kein Freund der Tuner, aber hier wird zu sehr mit zweierlei Mass gemessen.

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Patrick Denz am 19.04.2020 21:38 Uhr

ganz einfach, beim Autokino bleiben die Personen in ihren Fahrzeugen sitzen, was bei den Treffen der sogenannten Poserszene halt nicht der Fall ist. Zudem ist das Autokino eine gemeldete und genehmigte Veranstaltung, Treffen von Ampelspritzern mit Autos sponsored by daddy oder Bank eben nicht.

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