SLK-Klinikleitung zeigt eigenen Chefarzt an
Die Heilbronner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Abrechnungsbetrug gegen den Radiologen und SLK-Chefarzt Dr. Reinhard Tomczak. Grund dafür ist eine Anzeige der SLK-Klinikleitung. Der Arzt spricht von falschen Verdächtigungen.

Zwischen der SLK-Klinikleitung und dem Radiologie-Chefarzt rumort es gewaltig. Vorläufiger Höhepunkt des Streits ist eine Strafanzeige der Klinikleitung gegen Professor Dr. Reinhard Tomczak wegen Betrug bei Abrechnungen von Computertomografie-Untersuchungen.
Das Privathaus und die radiologische Praxis im SLK-Klinikum am Plattenwald wurden von Ermittlern durchsucht. Der 59-Jährige und seine Anwältin Eva Wehmeyer haben daraufhin Strafanzeigen gegen die Klinikleitung angekündigt "wegen aller in Betracht kommender Delikte insbesondere falscher Verdächtigung", sagt die Rechtsanwältin.
Die Klinikleitung hält sich bedeckt
Um was geht es konkret bei der Anzeige gegen Tomczak? Die Klinikleitung hält sich dazu sehr bedeckt. Pressesprecherin Maike Daniels weist auf "etwaige laufende Ermittlungen hin", zu denen keine Auskünfte gegeben werden. Die Heilbronner Staatsanwaltschaft führt die Ermittlungen, könne aber aus dem gleichen Grund keine weiteren Informationen geben, so Pressestaatsanwältin Bettina Jörg. Derzeit würden Beweismittel ausgewertet. Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird, sei derzeit nicht absehbar, berichtet Bettina Jörg.
Dr. Reinhard Tomczak füllt in der SLK-Klinik eine Art Doppelfunktion aus. Laut der Klinik-Pressestelle ist er geschäftsführender Partner der Praxis "Prof. Dr. Tomczak und Partner Ärzte für Radiologie". Die Praxis habe Räume in der Klinik am Plattenwald angemietet und nutze außerdem radiologische Geräte der SLK mit, was vertraglich geregelt sei. Zusätzlich leite der 59-Jährige im Rahmen eines Teilzeitvertrages als Chefarzt die Klinik für Radiologie am Plattenwald. Früher war Tomczak auch in der Klinik in Brackenheim tätig.
Die Sache war schon Teil eines Zivilverfahrens
Der Arzt und seine Anwältin erklären in einer Stellungnahme die Konstellation so: Die radiologische Praxis und die Klinik würden seit dem Jahr 2002 zusammenarbeiten. Die Praxis habe 2002 auf Nachfrage der Klinik die Versorgung der radiologischen Patienten übernommen. Bei der Praxis handele es sich faktisch um eine Ausgründung der Klinik.
Im Rahmen des Neubaus am Plattenwald "wollte die Klinik die Patientenversorgung für stationäre radiologische Patienten wieder übernehmen", heißt es in der Erklärung. Deshalb schlossen die Klinik und die Praxis neue Verträge: einen Chefarztvertrag, einen Kooperationsvertrag zur gemeinsamen Gerätenutzung und einen Mietvertrag für die Räume.
In der Strafanzeige werfe die Klinikleitung Tomczak im Kern vor, dass Patientenbefunde entgegen dem geschlossenen Vertrag "überwiegend von Assistenten ohne Fachkunde im Rahmen ihrer Tätigkeit für das Krankenhaus Brackenheim erstellt worden seien", teilen der Arzt und seine Anwältin Eva Wehmeyer mit. Es hätte aber nur eine rein fachärztliche Leistung abgerechnet werden dürfen.
Dazu erklären Tomczak und seine Rechtsanwältin, dass die Praxis sich nicht verpflichtet hatte, keine Assistenten einzusetzen. Außerdem seien die Befunde vom Facharzt "vidiert" worden, was übersetzt beglaubigt bzw. unterschrieben heißt. Der vorgeworfene Betrug sei außerdem Gegenstand eines Zivilprozesses vor dem Heilbronner Landgericht gewesen.
In der mündlichen Verhandlung am 14. August habe die Richterin klargestellt, dass sie nicht von einem Abrechnungsbetrug ausgehe. Die Strafanzeige datiere vom 16. August, berichten Tomczak und Wehmeyer. "Warum derart massiv gegen Herrn Tomczak vorgegangen wird, ist uns nicht bekannt", heißt es in der Stellungnahme.
Der Streit schwelt schon lange
Nach Informationen der Stimme geht es bei den Betrugsvorwürfen um Abrechnungen ab 2015. Angeblich soll die Klinik 2015 eine fünfstellige Summe zu viel an den 59-Jährigen ausgezahlt haben. Die Strafanzeige der Klinikleitung ist aber nur der Gipfel eines länger schwelenden Konflikts zwischen dem Arzt und der SLK-Chefetage.