Ärger um rücksichtlose E-Scooter-Fahrer: Sind strengere Auflagen nötig?
Müssen E-Scooter reglementiert werden? Für Nutzer sind die flotten Flitzer genial, für Fußgänger oft aber ärgerlich: Die Roller sind umstritten. Einige sind für straffere Regeln, es gibt aber auch gute Argumente dagegen.
Pro: Elektroroller raus aus den Fußgängerzonen
In Fahrt gekommen, sind E-Scooter in Fußgängerzonen gefährlich. Natürlich gibt es auch Radfahrer, die zu wenig Rücksicht nehmen. Aber in der Regel sind es meist die flotten Flitzer, die zu schnell unterwegs sind. Und abgestellt, sind die Scooter oft ein ärgerliches Hindernis.
Möglicherweise hängt das mit der Nutzergruppe zusammen. Um schnell in der Innenstadt von A nach B zu kommen, so hat man den Eindruck, geht es den meisten Scooter-Fahrern nicht um das rücksichtsvolle Miteinander. Fußgänger werden eher als langsame Hindernisse wahrgenommen − oder vielleicht auch bewusst erschreckt.
Daher ist es richtig, wie in Neckarsulm die "Sondernutzungserlaubnis" wieder zu entziehen und die Elektroroller aus Fußgängerzonen zu verbannen. Gleiches gilt auch fürs Radfahren in der Fußgängerzone, wenn das Miteinander nicht funktioniert. Ein Kompromiss ist, die "freien" Zeiten zum Beispiel auf 7 bis 9 Uhr morgens zu beschränken, wenn viele Schüler unterwegs sind. Dann weiß man auch als Fußgänger, dass man mit Radlern zu rechnen hat.
Ihren Beitrag zu einer modernen Mobilität in den Städten können die Kleinfahrzeuge nur dann leisten, wenn die Nutzer korrekt damit umgehen. Gerade zum Selbstschutz ist es mitunter angeraten, auch mal abzusteigen und eine Strecke zu schieben, wenn es anders nicht voran geht. Sonst muss es beim Verbot bleiben.

Contra: Manche Städte haben den Regulierungsbogen überspannt.
Viele Städte haben ein zwiespältiges Verhältnis zu E-Scootern und insbesondere zu den Leihgeräte-Flotten. Sie begrüßen die Roller als Beitrag zum Verkehrsmix der Zukunft. Gleichzeitig werden den Anbietern immer engere Fesseln angelegt. Klar, Regeln müssen sein. Niemand will einen Hindernislauf durch wild abgestellte Scooter auf Gehwegen absolvieren oder zur Zielscheibe durchgeknallter Verkehrsrowdys werden. Dass die Straßenverkehrsordnung vielen als unverbindliche Empfehlung zu gelten scheint, gilt aber für alle Verkehrsmittel. Bei den Scootern haben manche Städte mittlerweile den Regulierungsbogen überspannt. Heilbronn hat große Flächen zu Tabuzonen erklärt, in denen die Roller gar nicht mehr abgestellt werden. Stattdessen gibt es Hubs, zu denen sich die Nutzer erst bewegen müssen. Das konterkariert das Free-Floating-Prinzip, das der große Trumpf der Roller ist. Schnell drauf, kurze Strecken fahren, das Gerät wieder abstellen. Gibt es hier zu viele Regularien, wird das system für Nutzer unattraktiv und für die Anbieter unrentabel.
In Heilbronn ist von ehemals vier Anbietern noch einer übrig. Die Folge, wie in jedem Monopol: Die Mietpreise sind hier so hoch wie sonst kaum irgendwo. Wenn die Städte die Schrauben der Restriktionen weiter anziehen, müssen sie irgendwann ehrlich sein und fragen, ob sie die Leihflotten überhaupt noch haben wollen.
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