Stimme+
Heilbronn
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Silzer-Erbin: "So bleibt ein Geheimnis ein Geheimnis"

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Wurstbraterei Silzer in der Heilbronner Innenstadt ist seit Jahrzehnten eine Institution. Das Rezept für die Currywurst-Soße ist seit 50 Jahren unverändert - und geheim. Heidi Silzer-Mayer, die Tochter des Gründer-Ehepaars, spricht über den Familienbetrieb, Geschäfte und Politik. Nebenbei verrät sie ihren Tipp für einen schönen Urlaub.

Heidi Silzer-Mayer, wie sie viele in der Region kennen. Foto: Andreas Veigel
Heidi Silzer-Mayer, wie sie viele in der Region kennen. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Wann haben Sie die letzte Currywurst bei der Konkurrenz gegessen?

Heidi Silzer-Mayer: Das ist eine Weile her.

 

Haben Sie deren Rezept heraus geschmeckt?

Silzer-Mayer: Jeder hat sein eigenes Rezept und alle schmecken.

 

Wann ist eine Currywurst eine gute Currywurst?

Silzer-Mayer: Die gute Qualität der Produkte ist mitentscheidend. Wir bieten unsere Currywurst seit 50 Jahren nach demselben Rezept an und probieren täglich unsere Soße.

 

Jetzt sind wir beim Punkt. Lüften Sie heute das Geheimnis Ihrer Rezeptur?

Silzer-Mayer: Nein, die bleibt geheim. Aber die meisten wissen eh, was in die Soße kommt. Es kommt eher auf die Mischung der Zutaten an. Die Mengen sind genau berechnet.

 

Okay. Eine Zutat?

Silzer-Mayer: Wir verwenden unter anderem edelsüßen Paprika und englischen Curry.

Auf Heilbronner Festen und Märkten scheint es eine regelrechte Currywurst-Hysterie zu geben. Nahezu jeder Beschicker, der etwas zu essen anbietet, hat Currywurst auf der Speisekarte stehen. Wie ist denn das Verhältnis zur Konkurrenz?

Silzer-Mayer: Wir haben ein super Verhältnis untereinander und helfen uns sogar aus. Darauf sind wir sehr stolz. Das war bei der Generation unserer Eltern noch ein wenig anders.

 

Dabei ist die Hälfte der Currywurst-Anbieter in Heilbronn mit Ihnen verwandt.

Silzer-Mayer: Stimmt. Schröder, Rathgeber und Söllner ist meine Verwandtschaft.

 

Sie verstehen sich gut?

Silzer-Mayer: Wir fahren gemeinsam in den Urlaub und spielen regelmäßig Canasta im Lichtluftbad in Heilbronn.

 

Dabei lassen Sie sich vermutlich nicht in die Karten schauen. Was braucht es, um erfolgreiche Canasta-Spielerin zu sein?

Silzer-Mayer: Ein Pokerface, Disziplin, Geduld, Fingerspitzengefühl, ein gutes Gedächtnis - und natürlich gute Karten.

 

Wie hat das mit der Wurstbraterei angefangen?

Silzer-Mayer: Mein Vater hat 1961 aus einer Bretterbude heraus angefangen, Bratwürste zu verkaufen. Das Gebäude war damals eine Ruine. Aus der Bretterbude wurde eine moderne Bretterbude. Es wurde immer mal wieder renoviert. Übrigens am selben Standort wie heute.

 

Wie kam es dann zur Currywurst?

Silzer-Mayer: Drei oder vier Jahre später kam die Currywurst dazu. Die Idee hatte meine Mutter, eine Berlinerin. Wichtig für sie war: Das Ganze muss schwimmen wie bei Spätzle mit Soße, echt schwäbisch. In Berlin gibt"s ja diese Art von Currywurst nicht. Die verwenden flüssiges Ketchup, Curry und eine Weißwurst ohne Haut.

 

Sie sind quasi ins Geschäft reingerutscht?

Silzer-Mayer: Ich habe zunächst eine Lehre als Bankkauffrau abgeschlossen, bin aber irgendwie in den Betrieb meiner Eltern hineingewachsen. Ich fing mit einer eigenen Wurstbraterei gegenüber vom Bahnhof an und habe das zehn, zwölf Jahre gemacht. Meine Eltern wurden älter und ich bin fest in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Seither bin ich im Geschäft.

 

Mit Ihrem Bruder Reinhard, der 1988 starb, waren Sie eine Größe im Heilbronner Nachtleben.

Silzer-Mayer: Reinhard hat zuerst den Club Pan eröffnet. Danach das Litfaß in der Bismarckstraße und dann das Logo in Neckarsulm. Ursprünglich sollte das Logo eine Musikkneipe sein, ähnlich wie das Litfaß, mit DJ-Pult, nur ein wenig mehr wie eine Diskothek. Bereits zu Beginn platzte der Laden aus allen Nähten.

 

Das Logo war bekannt für seinen gehobenen Anspruch. Mit Turnschuhen kam man kaum rein.

Silzer-Mayer: Naja, wenn die Turnschuhe gut aussahen, schon. Es musste halt passen. Wir hatten ein sehr gutes Publikum. Der Ruf reichte über die Grenzen Heilbronns hinaus. Wir hatten Gäste aus Stuttgart, Heidelberg und Mannheim.

 

Es waren die 1980er in Heilbronn. Diskotheken waren auch hier noch jung. Entführen Sie uns in die Zeit von damals. Wie bunt war das Heilbronner Nachtleben?

Silzer-Mayer: Wir haben das Logo 1986 eröffnet. Ich habe an der Champagner-Bar gearbeitet. Der Laden war donnerstags brechend voll. Wir hatten gute Leute. Das Logo war einfach in.

 

Tagsüber in der Wurstbraterei und donnerstagnachts in der Disco. Klingt anstrengend.

Silzer-Mayer: War es auch. Donnerstags war damals ein Ausgehtag. Meistens sind wir nach der Arbeit noch in ein Nachtcafé nach Heilbronn gefahren, um ein wenig runterzukommen. Glücklicherweise hatte ich ab und zu frei. Da konnte ich mich ein wenig erholen.

 

Es war auch die Zeit von Hannes Söhner, einem Heilbronner Zuhälter. Er und sein Gefolge waren ja regelmäßig zu Gast im Logo.

Silzer-Mayer: Das war super. Und Hannes war halt der Hannes. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Doch, eines: Wenn er kam, dann hat er immer den besten Champagner bestellt.

 

Können Sie gut Geheimnisse für sich behalten?

Silzer-Mayer: Ja.

 

Wem vertrauen Sie Geheimnisse an?

Silzer-Mayer: Eigentlich niemandem. So bleibt ein Geheimnis ein Geheimnis.

 

Sind Sie schon mal enttäuscht worden, nachdem Sie jemandem etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit gesagt haben?

Silzer-Mayer: Natürlich. Aber das ist, denke ich, jedem schon mal passiert.

 

Sie sind Mitglied bei den Freien Wählern. Was ist das Geheimnis guter Politik?

Silzer-Mayer: Als Lokalpolitiker sollten die eigenen Themen breit gestreut sein. Man sollte die Meinung anderer akzeptieren, aber auch für klare Kante stehen und sein Fähnchen nicht nach dem Wind drehen. Das mag ich gar nicht.

 

Wie kam es denn dazu, dass Sie sich politisch engagieren?

Silzer-Mayer: Was Themen in Heilbronn anbelangt, wollte ich politisch mitwirken. Mittlerweile habe ich mich größtenteils aus der Politik zurückgezogen. Ich bin zu viel unterwegs, entweder mit dem Currywurst-Stand auf Festen oder mit dem Wohnmobil im Urlaub.

 

Urlaub mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen boomt derzeit. Haben Sie dennoch einen Geheimtipp für Wohnmobilisten?

Silzer-Mayer: Für uns macht natürlich das Wetter viel aus. Wir sind begeistert von Andalusien. Die Campingplätze dort sind zwar nicht die besten. Aber man hat das Meer, Sonne, Tapas, Palmen und den maurischen Einschlag.

 

Verraten Sie uns doch noch ein Geheimnis? In knapp sechs Jahren sind Sie 65. Wer steht dann hinter der Theke in Silzers Wurstbraterei?

Silzer-Mayer: Schwierige Frage. Nichts auf der Welt ist für immer. Aber Loslassen ist schwierig.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Fritz Gommlich am 10.12.2019 11:26 Uhr

Das einzige was daran dut ist,ist die Soße,wie Würste sind in den letzten Jahren immer schlechter geworden,aber sind ja vom " Silzer" ?

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
Nach oben  Nach oben