Schock für Veranstalter: Teusser-Sponsoring steht auf der Kippe
Der neue Teusser-Eigentümer aus Bayern prüft die Verträge des Getränkeunternehmens in Sachen Sponsoring. Zahlreiche Veranstaltungen wären von einem Ende des Engagements betroffen.

Für Steffen Schoch ist die Nachricht ein Schock. "Damit stehen unsere sämtlichen Veranstaltungen zur Disposition", klagt der Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. Am Dienstagmorgen hatte Schoch erfahren, dass sich Teusser als Getränkepartner bis auf Weiteres womöglich aus allen noch anstehenden Veranstaltungen in Heilbronn zurückziehen wird.
Der neue Investor des insolventen Löwensteiner Getränkeunternehmens, Philipp Mühlbauer aus Neumarkt in der Oberpfalz, der den Betrieb zum 1. Juni übernimmt, will das so aber nicht stehenlassen. "Das Thema Sponsoring stand gar nicht auf meiner Agenda", sagt Mühlbauer mit Blick auf die Betriebsversammlung bei Teusser vergangene Woche. Im Gespräch mit der Stimme macht er klar, dass er bei diesem Thema gesprächsbereit sei, wenn die Konditionen stimmen. Zu den bisherigen Bedingungen sei die Fortführung der Sponsoring-Aktivitäten von Teusser allerdings nicht zu gewährleisten.
"Wir haben andere Probleme, das Unternehmen ist nicht ohne Grund insolvent", betont Mühlbauer. Daher werde er sich bei diesem Thema nicht unter Druck setzen lassen. Vielmehr wolle er "Gas geben", um Teusser rasch wieder erfolgreich zu machen. "Super Wasser, super Standort, super Mitarbeiter mit viel Erfahrung", ist der Unternehmer aus Neumarkt voll des Lobes.
Altverbindlichkeiten müssen nicht übernommen werden
Juristisch, das macht Insolvenzverwalter Marcus Egner klar, ist Mühlbauer auf der sicheren Seite. Bei der sogenannten übertragenden Sanierung, wie im Fall Teusser, muss der Übernehmer "grundsätzlich keine Altverbindlichkeiten der Insolvenzschuldnerin", also Teusser, übernehmen. Diese gelte insbesondere auch für "etwaige Verbindlichkeiten aus Sponsoringverträgen der Insolvenzschuldnerin", betont der Heilbronner Rechtsanwalt. Letztlich obliege es dem neuen Eigentümer, ob dieser künftig Sponsoring-Aktivitäten für Teusser neu vereinbare oder nicht. Als Insolvenzverwalter habe er darauf keinen Einfluss, teilt Egner mit.
Mögliche bestehende Verpflichtungen von Teusser gegenüber Sponsoren oder Veranstaltern dürfen laut dem Rechtsanwalt nicht erfüllt werden, sondern "müssen von betroffenen Gläubigern gegebenenfalls zur Insolvenztabelle im hiesigen Insolvenzverfahren angemeldet werden", erläutert Egner.
Welche Heilbronner Veranstaltungen betroffen wären
Sollte sich Teusser tatsächlich aus dem Sponsoring zurückziehen, wären als erste Veranstaltungen in der Stadt der Heilbronner Triathlon am 11. Juni und das Lichterfest Ende Juni betroffen. "Wir haben jetzt den Insolvenzverwalter Marcus Egner angeschrieben und um Aufklärung gebeten", sagt Schoch. Er sei davon ausgegangen, dass die Verträge in diesem Jahr weiterlaufen. Beim Trollinger-Marathon am 7. Mai hatte Teusser alle Vereinbarungen eingehalten. "Jetzt muss zunächst alles geprüft werden aber wir müssen schnell handeln, auch weil Teusser unheimlich stark in der Region verankert war", betont der HMG-Chef.
Interessenten, die bereit wären als Sponsoren bei einzelnen Veranstaltungen aufzutreten, gebe es. Mit denen habe ich bereits Kontakt aufgenommen", versichert Schoch. Dabei gilt es eine ganze Palette an Festen abzudecken. Das zieht sich vom Weinlesefest über den Hafenmarkt, Jazz und Einkauf, bis zum Weihnachtsmarkt", zählt Schoch auf. Auch beim Weindorf war Teusser zuletzt mit zwei Ständen vertreten.
Mühlbauer betonte, dass er mit Teusser der Region weiterhin verbunden bleiben werde. "Wir planen einiges im sozialen Bereich. Im Sommer wollen wir über die hiesigen Tafeln Menschen mit unserem Wasser versorgen, die wirklich Unterstützung brauchen", kündigt Mühlbauer an.
So lief das Insolvenzverfahren
Teusser Mineralbrunnen hatte Ende Februar 2023 beim Amtsgericht Heilbronn den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, nachdem das Traditionsunternehmen in finanzielle Schieflage geraten war. Gründe waren hohe Verluste als Folge der Corona-Pandemie und der stark gestiegenen Beschaffungs- und Energiepreise.
Insolvenzverwalter Marcus Egner aus Heilbronn hatte daraufhin einen Investorenprozess mit mehreren Interessenten gestartet. Letztlich erhielt der Unternehmer Philipp Mühlbauer aus dem oberpfälzischen Neumarkt den Zuschlag. Er hatte aus Egners Sicht das beste Konzept zur Befriedigung der Gläubigerinteressen einerseits sowie zur Fortführung des Traditionsunternehmens anderseits vorgelegt.
Die Übernahme erfolgt zum 1. Juni.

Stimme.de