Kommentar: Schmaler Grat
Die Rückkehr zur Normalität gelingt nur mit mehr Impfstoff und dem digitalen Impfpass, meint unser Redakteur Jürgen Paul.
Es ist mal wieder - wie so oft in dieser Pandemie - ein schmaler Grat, auf dem die Bundesregierung wandelt. Einerseits weckt sie mit der Aufhebung der Impfpriorisierung zum 7. Juni bei Millionen Bürgern die Hoffnung auf eine rasche Immunisierung. Andererseits bitten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn die Bürger weiterhin um Geduld und Solidarität.
Die Sorge vor Impfdränglern, die so schnell wie möglich den erlösenden Piks erhalten möchten, ist berechtigt. Die Menschen sind nach mehr als 14 Monaten Pandemie erschöpft und entnervt. Es ist nachvollziehbar, dass es kaum noch ein Halten gibt, wenn das vermeintlich rettende Ufer in Sicht ist. Da helfen auch die pflichtschuldigen Mahnungen der Politiker nicht. Schließlich haben sie diese Stimmung mit ihren Lockerungsversprechen selbst miterzeugt.
Die Regierenden stehen nun in der Pflicht, die heiß ersehnte Rückkehr zu mehr Normalität auch zu ermöglichen: Mit der Bereitstellung von deutlich mehr Impfstoff, worauf die aktuellen Ankündigungen hoffen lassen. Und durch den digitalen Impfpass als Voraussetzung für Urlaubsreisen und Besuche von Restaurants, Schwimmbädern, Stadien, Kinos oder Konzerten. Doch wer glaubt nach den ernüchternden Erfahrungen mit der Corona-App ernsthaft daran, dass der digitale Impfpass wie versprochen bis Ende Juni da ist?


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