Trotz Reservierung nicht erscheinen: Mehr Wirte verlangen "No Show"-Gebühr
Der Tisch ist gedeckt, das Essen vorbereitet, aber die Gäste fehlen. Immer häufiger erheben Restaurants eine Gebühr, wenn Gäste trotz Reservierung nicht kommen – auch im Raum Heilbronn?

Immer mehr Restaurants in Deutschland erheben eine sogenannte "No-Show"-Gebühr, wenn Gäste trotz Reservierung gar nicht oder kurzfristig absagen. Eines von ihnen ist das Ulmer Sternerestaurant bi:braud. "Es tritt vermehrt auf, dass Leute in mehreren Restaurants reservieren und kurzfristig entscheiden: Da gehen wir am Abend hin", erzählt Sommelier Holger Baier. Storniert werde in den anderen Restaurants dann auch nicht.
Das Essen ist um die Zeit schon vorbereitet, der Tisch gedeckt und das Personal vor Ort. "Wenn die Leute ein Menü vorbestellt haben, ist es irgendwann nicht mehr wirtschaftlich", erklärt er. Schließlich seien es einige Teller und hochwertige Lebensmittel, die in der gehobenen Gastronomie auf den Tisch kommen. Wenn zum Beispiel ein Café einen reservierten Tisch mit Laufkundschaft gleich wieder belegen könne, sei das eine andere Sache.
Kurzfristige Reservierungen oder Nicht-Erscheinen in Restaurants nimmt laut Dehoga zu
Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zufolge hat es zugenommen, das Gäste trotz Reservierung nicht erscheinen oder ganz kurzfristig absagen. Vor allem in Restaurants mit wenig Plätzen oder hochwertigem Speiseangebot und fehlender Laufkundschaft seien leere Tische gefährlich. "Es ist oft nicht möglich, den frei gewordenen Tisch spontan an andere Gäste zu vergeben", erklärt eine Dehoga-Sprecherin.
Auch Martin Kübler vom Restaurant Neunzehn beim Golfclub Bad Rappenau sieht das so: "Wenn bei einem Lokal mit 40 Plätzen acht Leute nicht kommen, dann hat man umsonst gearbeitet." Kübler findet es ärgerlich, denn "es wird eingedeckt, geputzt, gemacht". Dass in einem Lokal im Raum Heilbronn eine "No-Show"-Gebühr verlangt wird, ist dem Dehoga-Kreisvorsitzenden nicht bekannt. Aber: "Das hat seine Berechtigung. Irgendwann wird sich das durchsetzen."
Immer mehr Restaurants erheben in Deutschland eine "No Show"-Gebühr
Die Gebühr kann zum Beispiel über eine bei der Reservierung angegebene Kreditkarte eingezogen werden. Kübler hat sich über die Thematik schon mit Kollegen ausgetauscht. "Wenn man pro Person 20 Euro rechnet, dann sind bei einem Tisch mit vier reservierten Stühlen 80 Euro schon bezahlt."
Rechnet man je eine Hauptspeise, eine Flasche Wein und vielleicht einen Kaffee dann komme das in etwa hin. "Wenn dann die Rechnung kommt, und die weist zum Beispiel 92 Euro aus, dann muss man eben noch die zwölf Euro Differenz zahlen." Die Gebühr sei daher "kein verlorenes Geld", sondern in der späteren Rechnung erhalten.
"No Show"-Gebühr: In anderen Ländern bereits Standard
Dass immer mehr Restaurants in Deutschland eine "No Show"-Gebühr erheben, ist laut Sommelier Baier ein schon seit mehr als zehn Jahren laufender Prozess und eigentlich der neue Standard. Auch aus der Hotellerie ist das Vorgehen bekannt. "In der gehobenen Gastronomie und in anderen Ländern ist das normal." Das sagt auch Christian Heller vom Deutschen Knigge-Rat. "In den USA ist es in manchen Städten bereits üblich, dass die Gäste bei der Buchung ein Ticket für das Essen kaufen müssen."
Wirtschaftlich sei es ein schwieriger Diskurs, meint Heller. "m Deutschen Knigge-Rat sprechen wir über die Angst vor Beziehungsabbruch, die bei etlichen Profis dazu führt, auf eine Gebühr zu verzichten." Verbindlichkeit sei aber zweiseitig.
Wie mit kurzfristigen Absagen oder Nicht-Erscheinen in der Gastronomie umgehen
Bei kurzfristigen Absagen müsse man über deren Berechtigung im Einzelfall abwägen, sagt Kübler. Sich als Wirt eine Krankmeldung vorlegen zu lassen, würde aber zu weit gehen. Er hat als Gastronom selbst schon Extremfälle erlebt: "Bei einer angemeldeten Hochzeitsgesellschaft hatte sich die Familie zerstritten. Die Hälfte ist nicht gekommen – das war saumäßig ärgerlich."
Branchenberichten zufolge müssten die Bedingungen für eine Gebühr in den AGBs festgelegt sein. Kübler erinnert sich an ein weiteres Beispiel, als er noch das Lokal in der Neckarsulmer Ballei führte. "Mitarbeiter einer Firma haben damals unabhängig voneinander drei Lokale für eine Weihnachtsfeier gebucht." Zwei Restaurants gingen dann natürlich leer aus.

