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81-jähriger Reha-Patient mit Coronavirus verstorben

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Bei einem 81 Jahre alten Mann aus dem Kraichgau wurde in der SRH Klinik in Bad Wimpfen das Coronavirus festgestellt, er starb in der Folge. Hinterbliebene sind der Meinung: „Hätte er das Virus nicht bekommen, wäre er noch am Leben.“ Eine Spurensuche.

Das SRH Gesundheitszentrum kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach Informationen von Stimme.de verstarb ein Mann aus einer Kraichgau-Kommune, der sich in der Wimpfener Reha-Klinik das Virus eingefangen hatte.

SRH macht zu Einzelfällen keine Angaben

Der Reihe nach: Der 81-jährige Senior erhielt nach Angaben seiner Tochter Ende Februar zwei Stents. Der Eingriff im Krankenhaus sei gut verlaufen, ihr Vater kam nach Hause. Er sei ein aktiver Mensch gewesen, erzählt die Tochter. Das Holz für den Ofen beispielsweise machte er noch selbst.

Ein Mann aus einer Kraichgau-Kommune soll sich im Wimpfener SRH Gesundheitszentrum mit dem Coronavirus infiziert haben und in der Folge daran gestorben sein. Foto: Berger
Ein Mann aus einer Kraichgau-Kommune soll sich im Wimpfener SRH Gesundheitszentrum mit dem Coronavirus infiziert haben und in der Folge daran gestorben sein. Foto: Berger  Foto: Berger, Mario

Etwa vier Wochen nach dem Eingriff, am 25. März, trat der Mann die geplante Reha in der SRH Klinik an. „Wir haben ihn noch gefragt, ob er überhaupt gehen will“, erzählt der Schwiegersohn. Zu diesem Zeitpunkt war die Corona-Krise längst in der Region angekommen. Das Land Baden-Württemberg hatte mit der Verordnung am 16. März ein Besuchsverbot in Kliniken eingeführt. Schulen und Kindergärten machten dicht.

Am 22. März verschärfte das Land die Auflagen zur Eindämmung von Covid-19 noch einmal. Unter dem Motto „Bleiben Sie zu Hause“ kam das Kontaktverbot. Die Bürger sollten sich maximal zu zweit draußen aufhalten und auch nur, wenn es sein muss. Der 81-Jährige habe deshalb vor Antritt der Reha in der Klinik angerufen und gefragt, ob er trotzdem kommen soll. Man habe ihn nach Symptomen gefragt. Als er dies verneinte, stand dem Beginn der Therapie nichts mehr im Weg.

Familie hält sich an Besuchsverbot

„Wir waren nie dort“, erzählt die Tochter. An das Besuchsverbot habe sich die Familie gehalten. Telefonisch hielten sie Kontakt. Fünf Tage später habe ihr Vater Fieber und Husten bekommen und er durfte das Zimmer nicht verlassen. Am nächsten Tag war das Fieber weg und der Mann konnte sich wieder frei bewegen.  Als er am 1. April erneut Fieber bekam, sei er auf das Virus getestet worden. Zwei Tage später lag das Ergebnis vor: positiv. Vier Tage später sei es ihm so schlecht gegangen, dass er in die SLK-Klinik am Gesundbrunnen in Heilbronn verlegt wurde. Dort starb er nach Angaben der Familie am 14. April. Am Freitag wurde er beerdigt.

Es stimme einfach nicht, dass die Reha-Klinik nur schwer kranke Patienten aufgenommen habe. Die Angehörigen widersprechen Aussagen des Ärztlichen Direktors, die er gegenüber Stimme.de gemacht hatte, nachdem die Klinik am 17. April unter Quarantäne gestellt worden war. 110 Patienten und 81 Mitarbeiter waren zu dem Zeitpunkt positiv auf Corona getestet worden. Später hieß es von Seiten SRH, dass überwiegend schwere Fälle direkt von Krankenhäusern heraus aufgenommen worden seien. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als 200.

Betroffen ist unter anderem eine 75-Jährige, die nach Angaben von Angehörigen zurzeit in der Lungenklinik in Löwenstein um ihr Leben kämpft. Auch die Seniorin war bereits einige Zeit nach einer Knie-OP zu Hause, bevor sie nach Angaben der Tochter aus dem Raum Stuttgart am 3. April die Reha in Bad Wimpfen antrat. Sie wurde nach Ostern positiv auf das Virus getestet. Nun schreibt die Tochter: „Meine Mutter wird es nicht schaffen. Es besteht kaum Hoffnung.“

Appell: Einrichtungen stärker kontrollieren

Der Schwiegersohn des verstorbenen 81-Jährigen aus dem Kraichgau hat nach eigenen Angaben eine E-Mail an das Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn geschrieben. „Ich will ihnen einfach nur mitteilen, dass sie stärker überprüfen sollen, ob Einrichtungen die Auflagen einhalten“, sagt er. Man solle nicht davon ausgehen, dass Ärzte schon alles richtig machen werden. War der Tod des 81-Jährigen vermeidbar? „Wenn er das Virus nicht bekommen hätte, wäre er noch am Leben“, sagt die Tochter.

Ihren Augen nicht getraut haben sie und ihre Schwester, als sie nach Ostern die Sachen des Vaters aus der Reha abholten. Patienten hätten draußen zusammengesessen. Abstand halten? Fehlanzeige. Sie und ihre Schwester hätten Mundschutz, Handschuhe und ein Hygienespray dabeigehabt. Die Tür zum Haupteingang sei offen gewesen. „Wir sind reingelaufen, sie war nicht abgeschlossen.“ Eine Aussage, die auch andere Angehörige gegenüber Stimme.de treffen. SRH behauptet, dass stets alle Türen verschlossen gewesen seien.

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