Redakteure kämpfen ums Geld
Der Tarifstreit wird zäh: Nach sechs ergebnislosen Verhandlungsrunden und einer Urabstimmung streiken Zeitungsredakteure auf dem Kiliansplatz in Heilbronn weiter für bessere Bezahlung. Stimme-Verleger Tilmann Distelbarth kritisiert die Gewerkschaften.

Seit Monaten finden Gewerkschaften und Verleger keine Lösung im bundesweiten Tarifstreit bei den Tageszeitungen. Die siebte Verhandlungsrunde steht an diesem Sonntag in Hamburg bevor. In Heilbronn versammeln sich gestern rund 150 Redakteure von baden-württembergischen Zeitungen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Die Zeichen stehen auf Sturm. Seit Januar geht's ums Geld für rund 13.000 Zeitungsjournalisten in Deutschland. Die Urabstimmung vor gut einer Woche macht deutlich: Redakteure sind bereit zum unbefristeten Streik.
Unzufriedene Redakteure auf dem Heilbronner Kiliansplatz
Auf dem Kiliansplatz treffen sich am Freitagmittag Journalisten von etwa zehn Zeitungshäusern. Stimme-Redakteure, ihre Kollegen von "Rhein-Neckar-Zeitung", "Südwestpresse", "Stuttgarter Zeitung", um nur einige zu nennen, halten Banner hoch, Trillerpfeifen und Tröten unterbrechen die Redebeiträge.
Dass die Tarifentwicklung in der Zeitungsbranche seit Jahren nicht mit der in anderen Branchen mithalte, stößt beispielsweise Martin Müller (54) von der "Kreiszeitung Böblinger Bote" sauer auf.
"Es gibt eine große Unzufriedenheit", sagt Stimme-Mitarbeiter Thomas Dorn, seit 15 Jahren nähmen Redakteure Reallohnverluste hin. "Wir wollen, dass junge Leute in den Beruf gehen. Dazu müssen die Gehälter stimmen." Die Eingangsforderung der Gewerkschaften Deutscher Journalistenverband (DJV) und Verdi im Januar in Höhe von plus 4,5 Prozent nennt Dorn maßvoll.
Am Sonntag werden die Gespräche fortgesetzt
Inzwischen, ein halbes Jahr und sechs Verhandlunsrunden später, fordern Gewerkschaften unter anderem einen Gehaltszuwachs von jeweils 2,8 Prozent in zwei Jahren.
Wie die Gespräche am Sonntag nun ausgehen werden, ist offen."Nach sechs erfolglosen Verhandlungsrunden wird es Zeit für eine Einigung", sagt Tilmann Distelbarth, der als Verleger der Heilbronner Stimme mit am Verhandlungstisch sitzt. Er bedauert das bisher ergebnislose Verhandeln und sieht die Schuld dafür bei den Vertretern von DJV und Verdi. "Leider wurde die letzte Verhandlung am 4. Juni von Seiten der Gewerkschaften ohne Ergebnis unterbrochen, was umso unverständlicher ist, weil wenige Tage später mit den Zeitschriftenredakteuren ein Tarifabschluss erzielt wurde, der sehr dicht an dem letzten Angebot der Zeitungsverleger liegt", so Distelbarth. Dass die Gewerkschaften dennoch zur Urabstimmung aufgerufen haben und die Redakteure wieder in den Streik eingetreten sind, hält er für "unangemessen und nicht nachvollziehbar".