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Pornos auf Handys von Kindern und Jugendlichen kommen häufig vor

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Junge Leute besitzen und verbreiten Pornografie, ohne sich Gedanken zu machen. Im vergangenen Jahr erreichten Straftaten dieser Art einen Höchststand. Wo bleibt das Unrechtsbewusstsein?

Wenn pornografisches Material, das womöglich selbst aufgenommen wurde, aus vermeintlich vertrauten Bereichen in die Öffentlichkeit gelangt, sind die Folgen für Betroffene weitreichend. Foto: dpa
Wenn pornografisches Material, das womöglich selbst aufgenommen wurde, aus vermeintlich vertrauten Bereichen in die Öffentlichkeit gelangt, sind die Folgen für Betroffene weitreichend. Foto: dpa  Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

Die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendpornografie hat einen Höchststand erreicht. 159 Taten beschäftigen die Polizei des Heilbronner Präsidiums im vergangenen Jahr. In den beiden Vorjahren sind es 95 und 87 Fälle. Zu den Tätern gehören nach Polizeiangaben auch junge Leute, die zu wenig darüber nachdenken, dass ihr Umgang mit manchen Bildern auf dem Handy strafbar sein kann.

"Pornografie auf Smartphones von Jugendlichen kommt sehr häufig vor", sagt Polizeisprecher Frank Belz. Viele Jugendliche berichteten über das Weiterleiten von pornografischen Bildern und Videos. Jugendliche unterschieden sich mitunter nicht von Erwachsenen, die in ihren Whatsapp-Gruppen völlig gedankenlos und ohne Unrechtsbewusstsein Dateien mit pornografischen, gewaltverherrlichenden, volksverhetzenden und rassistischen Inhalten verbreiteten. Sie seien sich nicht bewusst darüber, dass sie damit sich und auch die Empfänger strafbar machten.

Kinder machen Fotos von sich und senden sie weiter

Nach Angaben der Kriminalpolizei häufen sich die Fälle, in denen Mädchen und Jungen bis 14 Jahre von sich selbst pornografische und somit kinderpornografische Filme erstellen und diese dem mutmaßlichen Freund oder der Freundin senden. Oftmals gelangten diese Bilder und Filme dann aus dem vermeintlich vertraulichen Bereich in die Öffentlichkeit. "Die Folgen sind für die Betroffenen oftmals sehr weitreichend, da diese Dateien - einmal publik gemacht - in der Folge überall auftauchen können", sagt Belz. Der betreffende Junge oder das Mädchen sehe sich einem regelrechten Mobbing und einer unglaublichen Häme etwa in der Schulklasse ausgesetzt. "Schwere Traumata bis hin zu Suizidgedanken sind dabei keine Seltenheit."

 

 

Die Straftaten im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendpornografie sind vielfältig. Nicht jedem ist klar, dass nicht nur die Herstellung von derartigen Inhalten eine Straftat ist, sondern auch der Besitz und das Verbreiten. Problematisch ist laut Polizei: Pornografie ist rund um die Uhr und ohne jegliche Altersbeschränkung im Internet zu erhalten.

In vielen Fällen werde nicht darüber nachgedacht, dass zum Beispiel der 14-jährige und somit strafmündige Jugendliche gegen das Gesetz verstößt, wenn er einem 17-Jährigen pornografische Dateien übermittelt. Genauso aber gerät der 15-Jährige in die Bredouille, wenn er entsprechende Bilder und Videos an eine 13-Jährige sendet. In diesem Fall gerät er wegen des sexuellen Missbrauchs eines Kindes mit dem Gesetz in Konflikt.

Schuldig fühlt sich kaum einer

Wie Polizei und Haus des Jugendrechts beobachten, fehlt es bei derartigen Vorkommnissen "regelmäßig an jeglichem Unrechtsbewusstsein". Es heiße, das macht doch jeder, und die Schuldfrage rückt in den Hintergrund. Mit in der Verantwortung sieht die Polizei die Eltern. "Wir stellen immer wieder fest, dass sie ihren Kindern in frühem Alter ein hochwertiges Smartphone an die Hand geben, jedoch den unbedingt erforderlichen ordnungsgemäßen Umgang nicht thematisieren", sagt Belz. Sie seien dann oft vollkommen überrascht, wenn auf einmal die Polizei vor der Haustür steht.

Neues Projekt entsteht

Um Kinder und Jugendliche für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren, entsteht zurzeit ein neues Projekt namens Rein - Respekt im Netz im Haus des Jugendrechts in Zusammenarbeit mit der Akademie für Innovative Bildung und Management und einigen Schulen im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Ältere Schüler werden als sogenannte Respektoren ausgebildet. Sie sollen ihre jüngeren Mitschüler auf das Phänomen hinweisen.

Gefordert sind laut Polizei auch die Erwachsenen. "Die Präventionsabteilung des Heilbronner Präsidiums und das Landeskriminalamt weisen Kinder und Jugendliche seit Jahren auf die Gefahren im Netz hin", sagt Polizeisprecher Frank Belz. Dies gelinge jedoch nur unter Mitwirkung der Eltern. Sie sollten unbedingt frühzeitig das Thema in den Erziehungsalltag einbringen.

 
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