Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Polizei spricht nun von versuchten Tötungsdelikten

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Ermittlungsgruppe "Park" soll die Hintergründe für eine blutige Auseinandersetzung auf dem Alten Friedhof in Heilbronn klären.


 

Die Auseinandersetzung am Donnerstagnachmittag, die auf dem Alten Friedhof ihren Anfang nahm, war aufsehenerregend. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Tötungsdelikte. Vom schmalen Frauenweg aus zieht sich eine Blutspur 100 Meter lang bis vor die Handwerkskammer, wo einer der Beteiligten die Kraft verlor. Ein anderer Mann brach vor der Wartberg Apotheke zusammen. Beide Männer, 41 und 44 Jahre alt, sind aber nach Angaben der Polizei jetzt wohl außer Lebensgefahr.

 


Mehr zum Thema

Fahndung nach Auseinandersetzung in der Heilbronner Innenstadt
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Polizei Heilbronn sucht nach Auseinandersetzung auf dem Alten Friedhof fünf Männer


Mit Kette und Stange

Dass sie überlebt haben, verdanken sie möglicherweise einem Mann aus dem Frauenweg, der auf einem Stuhl vor dem Haus in der Sonne saß und plötzlich Zeuge der Tat wurde. Er habe den einen Mann gesehen, der mit einer Kette um sich schlug und einen anderen, der mit einer Stange schlug. Beide verloren viel Blut, "es lief wie aus einem Wasserhahn", sagt der Augenzeuge geschockt. Er habe den einen Mann gefragt, ob er den Notruf wählen solle, der bejahte, schleppte sich aber einige Dutzend Meter weiter. Weitere Männer seien hinzugekommen, "sie waren laut und aggressiv, ich habe Angst bekommen und bin zurück ins Haus", berichtet der Zeuge.

Der Notruf-Zuständige habe ihn noch darum gebeten, ein Foto als Beweismittel zu machen, "aber das habe ich mich nicht getraut". Später sei er wieder aus dem Haus und habe dem Rettungswagen den Weg zu den Verletzten gezeigt.

Polizei prüft Zusammenhang zu Tat im September

"Momentan ist alles noch sehr frisch", sagt Polizeisprecher Daniel Fessler. Deshalb fallen seine Auskünfte vage aus. Man könne noch nicht klar sagen, wer Täter und Opfer ist und wie viele Menschen involviert waren. Zunächst einmal sei man auf Zeugensuche. Von fünf bis acht Beteiligten an der Auseinandersetzung ist derzeit die Rede. Die Polizei gründete die Ermittlungsgruppe "Park", der 25 Beamte angehören. Ein Zusammenhang zu einem Tötungsdelikt im September vergangenen Jahres werde geprüft, sagt Fessler. Damals war ein 70-jähriger Mann schwer verletzt neben seinem Fahrrad aufgefunden worden. Er starb im Krankenhaus. Die Polizei war zunächst von einem Unfall ausgegangen. Noch heute hängen an mehreren Stellen auf dem Gelände des Alten Friedhofs Fahndungsaufrufe mit Phantombild. Ermittler befragten erst kürzlich wieder möglichen Zeugen. Das Opfer der Tat ist nach Angaben von Anwohnern ebenfalls der Abhängigen-Szene zuzurechnen.

Der Alte Friedhof ist bekannt als Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige. Leere Bier- und Schnapsflaschen sind hier gewohnter Anblick, sowie Spritzen entlang der Mauern. Der schmale Frauenweg hin zur Allee werde viel von der Szene genutzt, schildert der Augenzeuge. In der Shell-Tankstelle kauften die Abhängigen gerne ihren Alkohol. Von dort heißt es: "Wir geben hier keine Auskunft."

 


Mehr zum Thema

Ein Schild weist auf eine Praxis für Psychotherapie hin.
Stimme+
Berlin
Lesezeichen setzen

Gefühle im Lockdown: Aggressivität und Ignoranz


Problematik seit langem bekannt

Ein Anwohner in der Steubenstraße berichtet, sein Sohn sei Augenzeuge geworden, wie die Tat seinen Anfang nahm. Auch er spricht von einer Kette, die als Waffe eingesetzt wurde. Sie lebten seit 35 Jahren hier, die Problematik sei seit Jahrzehnten bekannt. Manchmal werde es laut. Die Abhängigen träfen sich oftmals schon am Morgen und nachmittags sei der Pegel dann entsprechend fortgeschritten. "Nachts sollte man den Park komplett dichtmachen", meint der Anwohner. Andere Lösungsansätze habe er aber auch keine. Wenn man die Abhängigen von dort vertreibe, "hat man nur einer Verlagerung erreicht". Die Menschen seien in der Regel nicht aggressiv Fremden gegenüber, sondern nur untereinander.

Ein Mitarbeiter des Bauhofs berichtet, es gebe am Alten Friedhof verschiedene Gruppen mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund. Er stelle fest, dass die Stimmung seit wenigen Monaten aggressiver ist als zuvor. Warum das so sei, könne er sich nicht erklären.

Der genaue Hintergrund der Auseinandersetzung ist noch unklar - ebenfalls die Frage, wie viele Täter es waren oder ob manche der gesuchten Anwesenden lediglich die Flucht ergriffen. Ob Messer zum Einsatz kamen, dazu gibt die Polizei bislang keine Auskunft.

Am Freitag waren vor Ort erneut Ermittler der Kripo, die Zeugen befragten. Zudem befanden sich Polizisten aus Bruchsal zur technischen Unterstützung auf dem Alten Friedhof. Sie suchten den Tatort und das Umfeld nach Beweismitteln ab.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben