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Pflegedienst: Nachfrage boomt, Personal fehlt an vielen Ecken

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Ambulanter Pflegedienst des ASB feiert 25-jähriges Bestehen. Fachdienst ist von anfangs drei auf 120 Mitarbeiter gewachsen. Lob gibt es für das breite Angebot, kritische Töne zur Unterversorgung in der Branche.

von Carsten Friese
Gut gelaunt am Jubiläumstag (v. li.): ASB-Regionalvorsitzender Harald Friese, Pflegedienstleiterin Ute Frick, Vize-Geschäftsführerin Izabela Beeken.
Foto: Ekkehart Nupnau
Gut gelaunt am Jubiläumstag (v. li.): ASB-Regionalvorsitzender Harald Friese, Pflegedienstleiterin Ute Frick, Vize-Geschäftsführerin Izabela Beeken. Foto: Ekkehart Nupnau  Foto: EKKEHART NUPNAU

Es sind plakative Zahlen, die den hohen Aufwand für die betreuten Menschen verdeutlichen: 116 000 Pflegeeinsätze im Jahr, 205 000 Hausbesuche, dazu 405 000 zurückgelegte Kilometer auf dem Weg zu den Klienten. Mit einem kleinen Festakt hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Heilbronn-Franken am Freitag den 25. Geburtstag seines Ambulanten Pflegedienstes in der Region gefeiert.

Kritik an vielen Sonntagsreden in der Politik

Beim Stehempfang am Standort im Schwabenhof unterstrich ASB-Regionalvorsitzender Harald Friese den wichtigen Ansatz, den Menschen durch die Pflegehilfe das Leben in gewohnter häuslicher Umgebung zu ermöglichen. Erst durch ein neues Pflegegesetz 2016 sei die ambulante Pflege in den Vordergrund gerückt. Zuvor sei in Deutschland "lange Zeit nichts passiert", trotz vieler "Sonntagsreden" in der Politik. Jetzt näherten sich stationäre und ambulante Pflege langsam an.

Friese erinnerte an die Anfänge, als der ASB 1994 mit drei Mitarbeitern und drei Fahrzeugen startete, Schwerstpflegebedürftige zu Hause zu betreuen - sie zum Beispiel künstlich zu ernähren oder zu beatmen. Heute könne der ASB mit verschiedenen Diensten wie dem Fachdienst für medizinische Versorgung, dem mobilen sozialen Dienst, der Rund-um-die-Uhr-Betreuung, Familienpflege oder Hausnotruf "passgenaue Hilfen" anbieten. In der letzten Zeit habe ein "unglaublicher Strukturwandel stattfgefunden", betonte Friese und dankte allen Mitstreitern auf dem gemeinsamen Weg.

Für einige Betreute ist der Pflegebesuch der einzige Kontakt

ASB-Landesvorsitzende Sabine Wölfle sagte, dass die Nachfrage nach ambulanter Pflege weiter steigen werde. Der Pflegedienst sei manchmal für die Betreuten "der einzige Kontakt an einem Tag". Rund 300 000 Menschen würden von 21 ASB-Pflegediensten in Baden-Württemberg zu Hause versorgt. "Qualität ist uns wichtiger als Wachstum", sagte Wölfle. Man wolle die Menschen unterstützen, ein würdevolles Leben zu führen.

Der ASB biete heute ein "ganz breites Spektrum" an, sei ein guter und verlässlicher Partner, lobte Sozialbürgermeisterin Agnes Christner. Von rund 4300 pflegebedürftigen Menschen in der Stadt würden 3000 zu Hause betreut. Es müsse weiter das Ziel sein, den Menschen "gute Voraussetzungen zu bieten".

Durch den Fachkräftemangel müssen neue Pflegebedürftige auch abgelehnt werden

Auf heute 120 Mitarbeiter, 24 Fahrzeuge und 15 bis 20 Klienten pro Fachkraft und Schicht verwies die stellvertretende ASB-Geschäftsführerin Izabela Beeken. 760 Menschen werden von den Standorten Heilbronn und Lauffen aus betreut. Mit Vorstand Harald Friese überreichte Beeken Pflegedienstleiterin Ute Frick einen Blumenstrauß.

Für die Diplom-Sozialpädagogin ist der akute Fachpersonalmangel das drängendste Problem. Angemessene Löhne und eine ausreichende Refinanzierung durch die Kostenträger seien "das A & O". Die Unterversorgung in der Pflege sei "erschreckend". Auch der ASB müsse Pflegebedürftige ablehnen. "Und was passiert dann mit den Menschen?", fragte Frick, die seit 2001 die ASB-Pflege leitet. Abhilfe, sagte sie, "ist dringend notwendig".

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