Paar aus Heilbronn startet mit Currywurstsoße in Flaschen durch
Ein Böckinger Gastronomenpaar bringt als Reaktion auf das schwierige Corona-Jahr ein neues Produkt in die Märkte - und ist vom Anfangserfolg mit 1000 verkauften Flaschen in zwei Monaten überrascht. Mit dem Geschmack der zuckerarmen, vegetarischen Heilbronner Currywurstsoße wollen die Böckinger überzeugen.

Ist es eine Schnapsidee? Mit Heilbronner Currywurstsoße in Flaschen wollen die Böckinger Andreas und Jasmin Nagel wirtschaftlich durchstarten. Beharrlich hat das Ehepaar aus der Heilbronner Wurstfamilie Söllner die Produkt-idee in der schwierigen Corona-Zeit angepackt. Und nach zwei Monaten, in denen die rote Soße in ihrem Online-Shop und in einigen Supermärkten in Heilbronn und Umgebung steht, sind sie positiv überrascht.
Als Corona vieles lahm legte, sagten sie sich, "jetzt oder nie"
Gut 1000 Flaschen sind verkauft, weitere Märkte in Pforzheim und im Saarland wollen die Soße ab dem Frühjahr anbieten. "So schnell hätten wir damit nicht gerechnet," sagen die beiden. Corona hat die Produktreife gefördert. Für die Nagels, die die Lokale Freibad Gesundbrunnen und Schozach-Bahnhöfle betreiben und einen gastronomischen Catering-Service inklusive Wrap-Angebot aufgebaut haben, war es eine Einstellung "jetzt oder nie".
Jasmin Nagels Mutter Silvia Söllner hatte die Soßen-Idee in einem Urlaub in der Dominikanischen Republik geboren. Corona pulverisierte die Feste, die Märkte, die Lokale schlossen, Einnahmen fehlten. "Jetzt machen wir es", blickt Andreas Nagel aufs Frühjahr zurück. Sie kochten die Soße mit frischen Zwiebeln und Paprika, stellten sie einem Pforzheimer Soßen- und Gewürzehändler vor. Der war sofort begeistert, hält einen deutschlandweiten Vertrieb der Flaschen für möglich. Er kocht die Heilbronner Currywurst-Soße nun bei sich nach dem Rezept der Familie Söllner.
Rund zwei Monate ist die Flasche mit dem handgemalten Etikett nun auf dem Markt. Und die Nagels sind selbst ein bisschen von der guten Resonanz überrascht. In acht Supermärkten der Region gibt es die rote Soße, im eigenen Online-Shop haben nach ihren Angaben schon Kunden aus dem Ruhrgebiet und aus Kroatien bestellt. Die 1000 verkauften Flaschen in zwei Monaten sind für Andreas Nagel auf jeden Fall "ein sehr guter Anfang".
Vegetarisches Speckgewürz bringt den Schaschlickgeschmack
Ganz billig ist die Soße nicht, für 3,69 Euro wird sie angeboten. Die Nagels verweisen auf den besonderen schaschlikartigen Geschmack, frische Zutaten, keine künstlichen Zusatzstoffe, wenig Zucker. Es gibt die Soße in mild und scharf mit zusätzlichen Habanero-Chillis. Sie sei zu hundert Prozent vegetarisch, sagt Jasmin Nagel. Der Schaschlickgeschmack komme durch vegetarisches Speckgewürz, erklärt die 37-Jährige. Man könne sie auch zu Nudeln, Burgern, vegetarischer Wurst oder kalt zu Fondue und Raclette essen. "Wir wollen durch den Geschmack überzeugen", sagt Andreas Nagel. Es solle "kein Mega-Massenprodukt" werden.
Edeka-Betreiber war von cooler Idee angetan

Wie sie den Sprung in die ersten Supermärkte schafften? Edeka-Betreiber Steffen Ueltzhöfer hat die neue Currywurstsoße ins Sortiment seiner Märkte aufgenommen. Er finde die Idee "einfach cool" und versuche, auch regionale Start-up-Firmen zu unterstützen. Das Produkt habe Qualität, die Idee habe ihn überzeugt: "Es passt einfach."
Wie in der verzweigten Heilbronner Wurst-Dynastie mit verschiedenen Anbietern ein solcher Vorstoß ankommt? Heidi Silzer-Mayer hat immer erklärt, dass ihre aus Berlin stammende Mutter die Currywurst in den 1960er Jahren nach Heilbronn gebracht habe. Große Feste in Heilbronn sind ohne Curry-Wurst im Angebot eigentlich undenkbar. "Ich habe damit keine Probleme", sagt sie zur neuen Currywurst-Soße aus der Flasche. Wenn die beiden "es wollen", sollten sie es machen. Ihre eigene Silzer-Currywurstsoße solle es weiter "nur bei uns geben".
Andreas und Jasmin Nagel hoffen, dass der Absatz wächst und das neue Produkt ein zweites Standbein für sie werden kann. "Gastronomie wird ja immer schwieriger, das Angebot ist riesig", sagt der 39-Jährige. Die beiden sind optimistisch. Im sonst so schwierigen Corona-Jahr sei die in rund sechs Monaten erschaffene Soßenmarke "absolut ein Lichtblick".
Erfinderin der Currywurst kommt aus Berlin
Wer erfand die Currywurst? Viele Quellen schreiben dies der West-Berliner Imbissbetreiberin Herta Heuwer in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu. Sie soll im September 1949 an einem Regentag mangels Kundschaft experimentiert, eine Soße aus Currypulver und Tomatenmark gemixt und zur Wurst serviert haben. Später ließ sie sich ihre Marke "Chillup" schützen.