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Neuer Radweg soll Heilbronner Neckarmeile entlasten

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Die Heilbronner Stadtverwaltung schildert einen neuen Radweg in der Innenstadt aus. Die Alternativroute soll ab Januar 2020 die Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern vor dem Marra-Haus entschärfen. Doch auch diese Lösung bleibt umstritten.

von Helmut Buchholz
War in der Vergangenheit ein Konfliktherd: Radler passieren das Marra-Haus in der Unteren Neckarstraße. Bald soll es eine Alternativroute geben.
Foto: Archiv/Veigel
War in der Vergangenheit ein Konfliktherd: Radler passieren das Marra-Haus in der Unteren Neckarstraße. Bald soll es eine Alternativroute geben. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Veigel

Wird am Ende tatsächlich gut, was lange währt? Das erhofft sich zumindest die Stadtverwaltung mit einer neuen Streckenführung für den Radweg in der Oberen und Unteren Neckarstraße in Heilbronn.

Denn seit das Marra-Haus mit seiner Gastronomie vor rund vier Jahren eröffnet wurde, kam es immer wieder zu teilweise heftigen Konflikten zwischen Radfahrern, Gaststättengästen und Fußgängern. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung den Radweg in dem neuralgischen Bereich der Neckarmeile als Fußgängerzone ausgeschildert. Radler sollten hier eigentlich nur noch Schritttempo fahren. Nicht alle hielten sich dran.

Die Götzenturmbrücke wird für Autos gesperrt

Ab Januar 2020 wird nun die Götzenturmbrücke für Autos gesperrt. Dann ist die Brücke nur noch für Fußgänger und Radfahrer offen. Danach soll ein neuer Radweg ausgeschildert werden. Eine "wunderbare Alternative" nennt der stellvertretende Leiter des Amtes für Straßenwesen, Jens Boysen, diese Route. Der Weg erstreckt sich über Götzenturmbrücke, Badstraße, Schumacher-Platz, alte Kranenstraße durch den Neckaruferpark am alten Buga-Gelände entlang bis zum Wohlgelegen. Das Ganze sei ein Angebot an Radler, die aus Richtung Süden schneller zum Bildungscampus kommen wollen, ohne am Marra-Haus vorbeifahren zu müssen. Die Nutzer dieser Alternativroute können dafür zum Beispiel die Bleichinselbrücke nutzen (siehe Karte).

"Wir wollen mit dieser Maßnahme die Neckarmeile entlasten", versichert Baubürgermeister Wilfried Hajek. Er betont, dass der sogenannte Ziel-/Quellverkehr in der Oberen und Unteren Neckarstraße erhalten bleibt. Sprich: Rad fahren wird in der Neckarmeile nicht verboten, Schrittgeschwindigkeit bleibt erlaubt. Gaststättenbesucher sollen nach wie vor mit dem Rad kommen dürfen.

Das Ganze ist als einjähriger Versuch angelegt

Perspektivisch soll der Radweg ab Wohlgelegen dann auch mit dem Stadtteil Neckargartach und Richtung Frankenbach verbunden werden. Die neue Ausschilderung ist zunächst für ein Jahr als Verkehrsversuch geplant, berichtet Jens Boysen. "Dann prüfen wir, ob das so machbar ist." Die Maßnahmen - Brückensperrung für Autos und Alternativroute für Radler - stehen so auch im Masterplan Innenstadt, an dem die Bürger beteiligt waren. Diese neue Verkehrsführung habe gleichzeitig den Vorteil, dass die Einwohner der Bahnhofsvorstadt besser mit dem Rad und zu Fuß in die Innenstadt kommen, da die Götzenturmbrücke dann voll und ganz ihnen vorbehalten ist, fügt Boysen an. Die Götzenturmbrücke befuhren bisher rund 1800 Pkw pro Tag. Sie müssten nun einen Umweg in Kauf nehmen, um in die Bahnhofsvorstadt zu kommen.

Die Chefin der Gaststätte Mangold im Marra-Haus, Nelly Roth, ist "glücklich und superdankbar" für diese Lösung. Durch die Ausschilderung als Fußgängerzone war es zuletzt "ein bisschen besser geworden". Die Radler würden tatsächlich ihr Tempo drosseln, wenn sich viele Leute vor den Lokalen aufhalten. "Doch an Tagen, an denen nicht so viel los ist, brettern die immer noch durch", bedauert die Gastronomin. Thomas Gauß, Chef der Händlervereinigung Stadtinitiative, nennt die Alternativroute "einen guten Lösungsansatz". Wie Radfahrer im Sommer am Marra-Haus vorbeifahren würden, sei "zum Teil kriminell".

Volker Geis: "Man wusste, dass es so nicht funktionieren kann."

Volker Geis, Sprecher der Heilbronner Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs, erklärt: "Die Stadt hat das Marra-Haus gezielt so gebaut. Man wusste, dass es so mit den Radfahrern nicht funktionieren kann." Er hält weder die neue Alternativroute noch den bisherigen Weg für ideal. Mit der neuen Radstreckenführung werde es nun unattraktiver, zu Soleo, Nordstadt, Technischem Schulzentrum und Richtung Neckarsulm zu kommen.

"Der Neckar muss nun zwei Mal gequert werden." Eine schnellere Verbindung wäre die Gerberstraße und Fischergasse gewesen. "Doch da traut man sich nicht ran." Ein Großteil des Ärgers am Marra-Haus resultiere daraus, "dass sich leider manche Radler nicht an die Regeln halten". Volker Geis konstatiert hier generell eine selektive Wahrnehmung: "Verstöße der Radler werden mehr wahrgenommen als die von Autofahrern."

 

 
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Kommentare

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Gisela Walch am 21.11.2019 12:21 Uhr

Die Heilbronner Radwege sind bestenfalls feigenblatttauglich, aber kaum das Ergebnis eines wirklichen Radwegekonzeptes! Der Radweg zwischen Götzenturmbrücke und Kaiserstraße war und ist ein Innenstadtzubringer. Die Verschandelung mit Gastronomietischen war von vornherein ein kapitaler Fehler, der Konflikt war schon in der Konzeption sichtbar. Ein Lösungsansatz wäre, den Radweg bauilich zu trennen, indem man ihn an das Neckarufer verlegt, in ausreichendem Abstand eine Barriere mit Blumenkästen macht und dahinter in Richtung Marrahaus die Außengastronomie. Wesentliche Ziele der Innenstadt sind mit dem verlegten Radweg nicht mehr per Fahrrad erreichbar, ohne das man mit dem Autoverkehr direkt in Konflikt gerät. Ein absolut undurchdachter Ansatz!

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Gerd Hofmann am 21.11.2019 08:33 Uhr

Wo ist denn der Rest der Karte und der Rest der Streckenführung?
Mit der neuen (grünen!) Route bin ich sehr westlich, wenn mein Ziel aber mehr östlich (rote Strecke) ist, wie komme ich dahin?

Macht Stevie Wonder neuerdings die Planung in der Heilbronner Verwaltung?

Zur Erinnerung: Im Sommer hat die Stadt Heilbronn beantragt, sich "fahrradfreundliche Kommune" nennen zu dürfen...

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Norbert Winzek am 20.11.2019 23:05 Uhr

Na, da können die geplagten Anwohner der Großgartacher Str., der Ortsmitte Frankenbachs oder Kirchhausens echt mal was lernen: Man eröffne einfach an den besagten Straßen ein paar Cafes und Restaurants mit Tischen auf der anderen Straßenseite, beklage sich dann über rücksichtslose Autos .... und schwupps ... ist die Straße von der Stadtverwaltung verlegt ... zwinkern ... Dass diese neue Straße dann zwar ganz woanders hinführt (s. Karte) - Haarspaltereien ....

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