Stimme+
Neckarwestheim
Lesezeichen setzen Merken

Neckarwestheim weit mehr als nur ein Atomdorf

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Vor 900 Jahren wurde das Dorf erstmals urkundlich erwähnt, bekannt wurde es durch das Atomkraftwerk. Zum Jubiläumsfestakt gab's ein volles Haus in der Reblandhalle mit vielen Ehrengästen. In den Reden wurde manche Erinnerung wach.

Von Harald Schmidt
Zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung kamen zum Festakt nach Neckarwestheim und nutzten die Gelegenheit zum Austausch.
Zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung kamen zum Festakt nach Neckarwestheim und nutzten die Gelegenheit zum Austausch.  Foto: Schmidt, Harald

Auf den Tag genau 900 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung vom 5.3.1123 läutete die Gemeinde Neckarwestheim am Sonntag mit einem Festakt ihr Jubiläumsjahr offiziell ein. Dem Anlass entsprechend konnte Bürgermeister Jochen Winkler neben den Bürgerinnen und Bürgern sowie zahlreichen Amtskollegen auch hochrangige Vertreter aus Politik und Verwaltung - unter ihnen Innenminister Thomas Strobl und Landrat Norbert Heuser - in der voll besetzten Reblandhalle begrüßen.

In 900 Jahren gab es manches Auf und Ab

Winkler beschränkte sich in seinem Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre, in denen der Ort mit den beiden 1976 und 1989 ans Netz gegangene Atomreaktoren auf eine andere Ebene gehoben worden sei. "Es gab ein Auf und Ab im Laufe der Zeit. Wir haben viel bewegt und können stolz sein, wie wir heute dastehen", sagte er.


Mehr zum Thema

Das Atomkraftwerk in Neckarwestheim prägt nicht nur die 4000-Einwohner-Gemeinde, es ist fast so etwas wie ein Wahrzeichen der ganzen Gegend.
Foto: Ralf Seidel
Stimme+
Neckarwestheim
Lesezeichen setzen

Wie entwickelt sich Neckarwestheim ohne das Atomkraftwerk?


Die Zeiten, da Neckarwestheim aus dem Vollen schöpfte, sind vorbei

Zugleich verdeutlichte Winkler, dass der Ort viel mehr als nur "das Atomdorf" sei, auf das Neckarwestheim in der Vergangenheit meist reduziert wurde. "Vielleicht ist es Schicksal, dass gerade im Jubiläumsjahr die Schließung des GKN ansteht", meinte er. "Wir werden nicht mehr aus dem Vollen schöpfen können, haben aber unsere Visionen", schaute er nach vorne.

Mit dem Zitat des Schriftstellers Walter Serner "Es gibt wohl kein schmerzlich schöneres Wort als Jubiläum" regte Winkler die Anwesenden zum Innehalten und Gedenken an die Vergangenheit an. "Heute feiern wir aber", versicherte er.

Innenminister Strobl rückte in seiner launigen Festrede die 1884 nach langen Streitigkeiten erfolgte Änderung des damaligen Ortsnamens "Kaltenwesten" ins heutige Neckarwestheim in das aus seiner Sicht rechte Licht. So habe das damalige Oberamt Besigheim erst auf das segenreiche Wirken des Innenministeriums (IM) hin der Umbenennung zugestimmt. "Der schöne Name geht in Wahrheit auf das IM zurück. Wenn Sie das mit nach Hause nehmen, hat sich mein Besuch schon gelohnt", meinte er.


Mehr zum Thema

Die Sanierungsarbeiten von Schloss Liebenstein gehen gut voran. Doch der Blick auf die romantische Kulisse des Gebäudeensembles wird vom Innenhof her noch eine ganze Weile nicht ohne Baumaterialien zu haben sein.
Fotos: Christiana Kunz
Stimme+
Neckarwestheim
Lesezeichen setzen

Bald wieder Schlossromantik auf Schloss Liebenstein in Neckarwestheim erleben


GKN brachte gut bezahlte Arbeitsplätze und eine gewisse Weitläufigkeit

Dass Neckarwestheim bundesweite Bekanntheit erlangt habe, sei nicht der schönen Landschaft, sondern natürlich dem GKN geschuldet. Neben einem Bevölkerungswachstum und gut bezahlten Arbeitsplätzen habe das Kraftwerk auch eine gewisse Weltläufigkeit in den Ort gebracht, blickte Strobl zurück. "Der Mensch ist wie er ist. Eine volle Gemeindekasse bringt natürlich Versuchungen mit sich", erinnerte er, wie zuvor auch von Winkler angesprochen, an den 1995 aufgedeckten Geldanlagenskandal, in dem der damalige Bürgermeister Horst Armbruster rund 40 Millionen Deutsche Mark veruntreute.

Nicht unerwähnt ließ Strobl den im Saal anwesenden ehemaligen Bürgermeister Mario Dürr, dessen großer Beharrlichkeit es zu verdanken sei, dass die Gemeinde nach langjährigen Prozessen wieder rund 16 Millionen Euro zurückerlangen konnte. "Eine Gemeinde ist immer nur so gut, wie auch die Bürger sind. Engagieren Sie sich weiter und schauen sie zuversichtlich in die Zukunft", gab Strobl den Besuchern mit auf den Weg.

Landrat würdigt leistungsfähige Kommune

 Foto: Schmidt, Harald

Landrat Norbert Heuser bezeichnete die bereits 1938 zur Geburtsstunde des Landkreises Heilbronn dazugehörende Gemeinde als eine leistungsfähige Kommune und einen Ort, wo es sich gut leben lasse. Besonders freute er sich, dass gerade im Jahr des 60-jährigen Jubiläums des Élysée-Vertrags auch die französische Partnergemeinde Ceton ins Programm des Ortsjubiläums einbezogen wurde.

In ihrem unter dem Motto "Geschichte mit Zufällen und Absichten" gehaltenen Vortrag spannte Archivarin Brigitte Popper den Bogen von der ersten urkundlichen Erwähnung über die Zeit der Liebensteiner bis hin zur Gegenwart. Bestens eingestimmt vom A-cappella-Chor der "Männer ohne Nerven" und dem Heimatlied der Grundschulkinder, nahmen die Gäste die Einladung zum Buffet in gemütlicher Runde gerne an.

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben