Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Nach dem Studium ist mitten in der Pandemie

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Der Berufseinstieg ist in der unsicheren Wirtschaftslage vielerorts nicht leicht. Drei Hochschulabsolventen erzählen, welchen Weg sie nach dem Bachelor-Studium gegangen sind.

von Annika Heffter

Das Bachelor-Studium ist geschafft - juchhu! Aber was kommt jetzt? Diese Frage ist schon zu normalen Zeiten für so manchen Studierenden nicht einfach zu beantworten. In der Corona-Pandemie kommt auf die Absolventen sogar noch mehr Unsicherheit zu. In vielen Branchen wie im Hotel- und Gastgewerbe hinterlässt Corona tiefe Wunden, Unternehmen fehlt die Planungssicherheit, bei manchen Bildungseinrichtungen schnellen Master-Bewerbungen in die Höhe. Drei Hochschulabsolventen erzählen, für welchen Weg sie sich entschieden haben.

Kompromiss für beide Seiten

Maximilian Scholer. Foto: privat
Maximilian Scholer. Foto: privat  Foto: Privat

Für Maximilian Scholer stand nach dem dualen Bachelor im Bereich Maschinenbau fest: Er möchte weiter in der Praxis tätig sein. Aber: "Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist durch die Corona-Situation immer noch angespannt", erzählt er. Sein dualer Partner in Heilbronn, Thyssenkrupp, garantiert zwar die Übernahme nach der Ausbildung für ein Jahr, doch Scholer will längerfristiger planen. Da hört er von einem Programm des Centers for Advanced Studies (CAS) der DHBW Heilbronn, dem dualen Master Trainee.

"Unterm Strich ist es ähnlich wie ein dualer Master, nur dass man keinen festen Arbeitsvertrag plus ein Jahr Berufserfahrung braucht", erklärt der 24-Jährige. Für beide Seiten, betont er, sei das ideal. Das Unternehmen könne ihn als qualifizierte Arbeitskraft weiter behalten, zahlt die reguläre Trainee-Vergütung und übernimmt die Kosten für das Studium. Für Scholer bedeute es zwei Jahre mehr Berufserfahrung, ein sicheres Gehalt und einen Master-Abschluss. "Es ist eine schnelllebige Zeit, auch für Unternehmen. Viele sind froh, wenn sie Fachkräfte auf längere Zeit an das Unternehmen binden können. So bietet der duale Master Trainee allen Beteiligten Vorteile", sagt Maximilian Scholer.

Bewerben bis zum Umfallen

Richard Jenitschek. Foto: privat
Richard Jenitschek. Foto: privat  Foto: Privat

Bei Richard Jenitschek sah die Zeit nach dem Bachelor-Studium dagegen erst einmal düster aus. Bewerben bis zum Umfallen hieß die Devise. An der Hochschule Heilbronn studierte der 29-Jährige Hotel- und Restaurantmanagement. Im Mai 2020 wird er fertig, mitten in der Lockdown-Zeit. Seine Branche steht vor großen Herausforderungen und vor allem während der Kurzarbeitsphase ist an Neueinstellungen vielerorts nicht zu denken. "Es hat Absagen gehagelt ohne Ende", erzählt Jenitschek.

Schließlich bekommt er einen Jahresvertrag bei einem Hotel in München angeboten, doch auch dieses Glück hält nicht lange. Etwas kommt ihm komisch vor an dem Unternehmen und auf eine Nachfrage zu Vertragsdetails "wurde mir mitgeteilt, dass der Bewerbungsprozess eingestellt wurde." Dann, durch "puren Zufall", wird ein Familienbetrieb in Österreich auf ihn aufmerksam, im Dezember unterschreibt er den Arbeitsvertrag.


Mehr zum Thema

Studenten an der DHBW Heilbronn hoffen auf mehr neue Studiengänge mit digitalen Kompetenzen. Dem steht bisher noch eine "Konkurrenzklausel" in der Errichtungsverordnung für die Duale Hochschule entgegen. 
Foto: Archiv/Veigel
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Kommentar: Übergangslösung


Wegen des Lockdowns im Nachbarland wird sein Startdatum aber immer weiter nach hinten verschoben, im April soll es jetzt endlich losgehen - vorerst mit einer geringfügigen Beschäftigung. Richard Jenitschek wirkt wie ein fröhlicher, optimistischer Mensch. Trotzdem sagt er: "Irgendwann ging das richtig an die Psyche, wenn auf Bewerbungen jedes Mal entweder Absagen oder gar keine Antwort kommen. Da fragt man sich irgendwann, für was man noch aufsteht."

Branche Zeit geben, sich zu erholen

Sophia Freiin von Beust. Foto: privat
Sophia Freiin von Beust. Foto: privat  Foto: Privat

Sophia Freiin von Beust hat sich für ein Master-Studium entschieden, den Bachelor hat sie im selben Studiengang wie Jenitschek absolviert. Dass es in ihrer Branche momentan nicht rosig aussieht, habe in die Entscheidung hineingespielt, "aber es war mir eigentlich auch so klar, dass ich einen Master machen möchte". Die 22-Jährige hofft, dass sich das Gastro- und Hotelgewerbe während des zweijährigen Studiums erholt. Sie bedauert, dass es für Studierende derzeit schwer ist, mit Nebenjobs wie im Restaurant Geld zu verdienen.

Sie selbst wird nach Innsbruck ziehen, sobald es möglich ist. Dort macht sie ihren Master, ein Zimmer hat sie schon. In den letzten Monaten hat sie wieder bei den Eltern gelebt. "Ich wünsche mir das normale Studentenleben zurück", erzählt von Beust. Auch, um ihren neuen Studienort endlich einmal richtig kennenlernen zu können.

 

Informationen zum dualen Master Trainee

Für einen dualen Master am DHBW CAS in Heilbronn sind normalerweise Berufserfahrung und ein fester Arbeitsvertrag Voraussetzung. Wegen der coronabedingt unsicheren Lage auf dem Arbeitsmarkt hat die Hochschule den dualen Master Trainee entwickelt. Der soll die Übernahme von Bachelor-Absolventen fördern und Unternehmen finanziell und personell entlasten.

Weitere Informationen unter www.cas.dhbw.de

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben