Mit Diversität umgehen als Schlüssel zum Erfolg
Lehrer sehen sich mit einer immer vielfältigeren Schülerschar konfrontiert.

Häufig entscheiden sich Eltern für Gymnasium oder Realschule, obwohl ihre Kinder eine andere Schulempfehlung nach Klasse Vier in der Tasche haben. Wenn sie die Anforderungen nicht erfüllen, ist manchmal ein Schulwechsel nötig. Das müsste nicht so sein, findet Antje David, Schulleiterin der Franz-Binder-Verbundschule in Neckarsulm. Ein Problem ist in ihren Augen: , dass "Lehrer nicht hinreichend mit Diversität umgehen können".
Heterogenität der Schüler ist eine Herausforderung
Die Heterogenität nimmt zu, fachlich, kulturell und vor allem verhaltensmäßig, so David. Eine Herausforderung für alle Pädagogen. Den Kindern gerecht zu werden, sei aber trotzdem "zweifellos möglich mit den zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten". Digitalisierung und KI böten die Chance, jedem Schüler passgenaue Übungen zu geben - gemäß des individuellen Stands.
Sie findet: "Kinder lernen dann mit Freude, wenn Lehrer in der Lage sind, auf ihre Verschiedenheit kreativer und konstruktiver einzugehen." Matheprogramme und Apps könnten helfen. Künstliche Intelligenz könnte Zuteilung und Korrekturen beurteilen. Zukunftsmusik ist das aber auch noch an der Franz-Binder-Verbundschule. "Wir machen das derzeit noch nicht", räumt Antje David ein und verweist darauf, dass sich ihre Schule im Aufbau befindet.
Die Verbundschule sieht die Leiterin als Drehtürmodell
Trotzdem: "Die Frage ist: Sortieren wir weiter aus, oder schaffen wir es, zu differenzieren?" Verbundschulen wie Gemeinschaftsschulen seien teils noch wenig bekannt aber pädagogisch mutig unterwegs. Lernwege müssten personifiziert werden, offene Arbeitsformen und Lernwerkstätten würden helfen. Mit zehn oder elf Jahren sei ein schlechter Zeitpunkt festzustellen, auf welche weiterführende Schule ein Kind gehen soll. Die Verbundschule sieht sie als "Drehtürenmodell", wo man auf unterschiedlichen Niveaus arbeiten könne.
In Neckarsulm habe jeder ein digitales Endgerät, in der Schule schreiben die Kinder außerdem auf den Block. Eine Ausnahme sind die Digitalexperten, besonders fitte Schüler, die ab Klasse 5 "volldigital arbeiten dürfen". Von ihnen gibt es 30 bei insgesamt 380 Kindern, "pro Klasse drei oder vier".
Digitalisierung hilft beim Lernen
Auch Melanie Haußmann, Leiterin der Heilbronner Heinrich-von-Kleist-Realschule, findet, "wir müssen Schule ein bisschen neu denken". Für das individuelle Lernen könne das Digitale "super stützen". "Aber es ist noch viel Luft nach oben", räumt die geschäftsführende Leiterin aller Heilbronner Schulen außer der Gymnasien und Berufsschulen, ein.
Bei ihr gibt es Talentkurse, die nicht benotet werden und bei denen ein Tüftler auch mal scheitern darf. "Wir bekommen keine Startups, wenn wir nicht mal scheitern", sagt sie. "Wir müssen diese Einstellung auch stärker in den Köpfen der Lehrer verankern. Weniger ,Der Schüler kann etwas nicht", als vielmehr: ,Er kann etwas noch nicht.""

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