Aktuelle Migrationszahlen: Anstieg der Zuwanderung auf Rekordniveau
Wie viele Geflüchtete leben in der Region Heilbronn/Hohenlohe und wie läuft es auf dem Arbeitsmarkt? Die Veränderungen bei einigen Kennzahlen, etwa bei der Beschäftigungsquote, sind markant.
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland so viele Asylanträge gestellt wie seit Jahren nicht. Teilweise sind die Zahlen, die Geflüchtete betreffen, jedoch schwierig zu erfassen. Das liegt daran, dass die Menschen aus verschiedenen Ländern kommen, bereits unterschiedlich lange in Deutschland sind und sich eventuell in einem anderen Stand des Asylverfahrens befinden. Diese Gruppen korrekt und sinnvoll zu kategorisieren, ist schwierig.
Zuwanderung nimmt zu: Aktuelle Zahlen aus Baden-Württemberg und der Region Heilbronn
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg gibt auf Nachfrage an, dass Ende 2022 rund 362.000 Schutzsuchende in Baden-Württemberg lebten. Neuere Zahlen sind noch nicht verfügbar. Damit hat sich die Zahl innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht. "Allein gegenüber dem Jahr 2021 stieg die Zahl der registrierten Schutzsuchenden um 146.000 Personen an – und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik im Jahr 2007", sagt Alexander Grund, Pressesprecher des Statistischen Landesamts.
Gründe dafür sind laut Experten die Zunahme, Ausweitung oder Neuentstehung verschiedener Kriege, sich verschlechternde wirtschaftliche Situationen sowie der Klimawandel. Wie viele Geflüchtete aktuell im Landkreis Heilbronn leben, kann das Landratsamt nicht sagen. Es liegen lediglich Zahlen zu den Personen vor, die sich in Gemeinschaftsunterkünften befinden. "Derzeit sind dort etwa 1900 Geflüchtete untergebracht", erklärt Pressesprecherin Lea Mosthaf.
Beschäftigungsquoten für geflüchtete Menschen oft schwierig zu ermitteln
Beschäftigungsquoten für geflüchtete Menschen sind teils schwierig zu ermitteln. Die Bundesagentur für Arbeit führt jedoch die Kategorie "Asylherkunftsländer", zu denen Afghanistan, Syrien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan sowie Somalia gehören. 2022 lag die Beschäftigungsquote von Personen aus diesen Nationen in Deutschland bei 41,5 Prozent – eine stetige Zunahme seit 2017. Im Jahr 2016 betrug die Quote noch 15,5 Prozent. Das lässt sich damit erklären, dass 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, die nicht sofort einen Arbeitsplatz gefunden haben.
Laut Experten ist die Arbeitsmarktintegration insbesondere von der Länge der Aufenthaltsdauer abhängig, eine Verbesserung trete erst nach einigen Jahren ein. Zuletzt lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2022 bei Personen aus Asylherkunftsländern bundesweit bei 29,4 sowie in Baden-Württemberg bei 21,5 Prozent.
Bürgergeld: Sonderregelung für Menschen aus der Ukraine
Was Geflüchtete aus der Ukraine betrifft, wächst inzwischen die Kritik an deren Sonderstatus: Durch einen Beschluss des Bundestags im Mai 2022 sind Ukraine-Flüchtlinge berechtigt, Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch zu beziehen, darunter Bürgergeld. Dieser sogenannte Rechtskreiswechsel sollte dafür sorgen, dass Ukrainer sich zügiger in den Arbeitsmarkt integrieren können – zumindest auf dem Papier.
Von rund 1440 ukrainischen Geflüchteten in Heilbronn haben nach Angaben des städtischen Jobcenters im vergangenen Oktober – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – 1283 Personen Bürgergeld bezogen, aber nur 271 waren zum Januar 2024 sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Landkreis Heilbronn: Hier waren von 3340 Regelleistungsberechtigten 774 Personen in Qualifizierungsmaßnahmen, 469 gingen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Stadt- und Landkreis unterstützen daher die Forderung, den Rechtskreiswechsel zurückzunehmen.
1455 geflüchtete Menschen aus der Ukraine befinden sich laut aktuellster Statistik im Hohenlohekreis. Im Oktober bezogen 962 Bürgergeld, 318 davon waren im Januar ohne Arbeit. Zur Quote der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt kann das dortige Landratsamt nichts sagen. Kreissprecher Sascha Sprenger erklärt, dass sich die schwächelnde wirtschaftliche Konjunktur negativ bei der Vermittlung auswirke – sieht den Trend im Kreis aber dennoch in "richtiger Richtung".