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Metallbearbeiter Hofstetter in Schwaigern ist erneut insolvent

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Der Spezialist für hochpräzise Teile konnte die Krise nicht hinter sich lassen. 56 Mitarbeiter sind betroffen. Die Investorengespräche laufen - und der vorläufige Insolvenzverwalter sieht Gründe, die Anlass zur Hoffnung geben.

Der Metallbearbeiter Hofstetter ist seit 1992 in diesem Gebäude ansässig. Zurzeit arbeiten noch 56 Beschäftigte in dem Unternehmen.
Der Metallbearbeiter Hofstetter ist seit 1992 in diesem Gebäude ansässig. Zurzeit arbeiten noch 56 Beschäftigte in dem Unternehmen.  Foto: Fritze, Heiko

Für die meisten der Mitarbeiter bei Hofstetter dürfte es ein Deja-vu-Erlebnis gewesen sein. Denn zum zweiten Mal innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren erlebten sie am Mittwoch eine Betriebsversammlung mit einem Rechtsanwalt als Redner, der sie über ein vorläufiges Insolvenzverfahren informierte. 56 Männer und Frauen bangen nun erneut um ihre Jobs bei dem Hersteller von hochpräzisen Metallteilen unter anderem für die Formel 1, Luft- und Raumfahrt sowie Autohersteller.

Hauptkunde lässt Aufträge im Unternehmen

Eine gute Nachricht hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Renald Metoja allerdings gleich im Gepäck: Der Hauptkunde sei informiert und habe entschieden, alle Aufträge im Unternehmen zu belassen und es zu unterstützen. "Die Auftragsbücher sind voll", berichtete Metoja. Das Problem sei jedoch die Produktivität: Da auch die neuen Eigner kaum in den Maschinenpark investiert hätten, sei es dort immer wieder zu Ausfällen gekommen - und bei den nötigen Ersatzteilen gab es die seit Ausbruch der Corona-Krise andauernden Lieferschwierigkeiten.

Dadurch seien auch die Umsatzziele nicht erreicht worden. Zudem habe es unter den Gesellschaftern Uneinigkeit über die weitere Strategie gegeben, ein Versuch, das Unternehmen zu verkaufen, sei gescheitert, und wegen schwerer Erkrankung habe schließlich der bisherige Geschäftsführer abgelöst werden müssen, wie der Anwalt aus Sinsheim berichtet.

Turbulenzen bei den Investoren

Die Firma Hofstetter war im Juni 2020 in die Insolvenz geraten und zwei Monate später von einer Investorengruppe übernommen worden, die dazu eigens die Investmentgesellschaft Vangionen Capital GmbH mit Sitz in Worms gegründet hatte. Metoja sieht einen der Gründe für die erneute Schieflage auch darin, dass nur wenige Gesellschafter Vorerfahrungen in der Metallbranche mitbrachten - unter anderem stammen sie aus der Lebensmittelbranche und der Umwelttechnik, nur zwei hatten zuvor bei Fahrzeugteile-Herstellern und in der Luft- und Raumfahrtbranche gearbeitet.

Löhne sind gesichert

Trotz des Scheiterns der ersten Verkaufsgespräche gebe es großes Interesse bei Investoren, fügte Metoja hinzu. Die Löhne der Beschäftigten seien bis Ende Oktober gesichert. "Die Zeichen für eine erfolgreiche Sanierung stehen gut", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. "Ich sehe eine überdurchschnittliche Chance, dass das Unternehmen an Dritte verkauft werden kann."


Unternehmensgeschichte

Günter Hofstetter gründete das Unternehmen 1966. Start war in einer Garage, das erste Firmengebäude mit 800 Quadratmeter Fläche entstand 1970. 1976 wurde die erste computergesteuerte Werkzeugmaschine angeschafft - damit war der Betrieb Vorreiter im Großraum Stuttgart. 1992 wurde ein neues Betriebsgebäude mit 5000 Quadratmetern Produktions- und 1800 Quadratmetern Bürofläche eingeweiht. Der Höhepunkt der Belegschaft wurde mit 158 Mitarbeitern erreicht - 2003 waren es noch 120 Mitarbeiter, zum Zeitpunkt der ersten Insolvenz noch 82. Bei der Übernahme durch Vangionen gehörten noch 70 Männer und Frauen zur Belegschaft, seitdem hatte es also weiteren Personalabbau gegeben.

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