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Mehr Qualität beim Biomüll im Landkreis Heilbronn

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Mehr Qualität beim Biomüll - das hat sich das Abfallwirtschaftsamt des Landkreises Heilbronn auf die Fahnen geschrieben. Amtsleiterin Beate Fischer will damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Amtsleiterin Beate Fischer (v.l.), Student Niklas Batora, Thomas Freudig (GEWO) und Öffentlichkeitsarbeiterin Susanne Breuer starten eine Info-Initiative
Foto: Andreas Veigel
Amtsleiterin Beate Fischer (v.l.), Student Niklas Batora, Thomas Freudig (GEWO) und Öffentlichkeitsarbeiterin Susanne Breuer starten eine Info-Initiative Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Mehr Qualität beim Biomüll - das hat sich das Abfallwirtschaftsamt des Landkreises Heilbronn auf die Fahnen geschrieben. Amtsleiterin Beate Fischer will damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Weniger Plastiktüten im Biomüll und gleichzeitig weniger organischer Abfall im Restmüll. Mit einem Modelprojekt in einer Wohnanlage im Bad Friedrichshaller Stadtteil Plattenwald geht die Behörde jetzt in die Offensive.

Abfalltrennung schont Ressourcen

Mit einer breit angelegten Informationskampagne will Beate Fischer den Bürgern nicht nur erklären, dass sie mit sauberer Mülltrennung bares Geld sparen können: "Wir wollen auch ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Abfalltrennung auch wichtige Ressourcen schont."

Plakate, Tafeln, Briefe: Die Bewohner in der Plattenwalder Wohnanlage bekommen reichlich Informationen rund um das Thema Biomüll. Mitarbeiter der Behörde gehen zudem mit Infomaterial von Haustüre zu Haustüre. Sensibilisieren im persönlichen Gespräch gehört zum Modelprojekt in der 88 Wohneinheiten umfassenden Anlage, die von der Heilbronner Wohngenossenschaft GEWO betrieben und betreut wird. "Besuche an der Haustüre sind natürlich nur möglich, sofern es die Coronabeschränkungen zulassen", betont Beate Fischer.

Immer mehr Plastik im Biomüll

Das Bewusstsein für Abfalltrennung hat in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen, hat Susanne Breuer festgestellt. Immer häufiger werde Biomüll mitsamt Plastiktüten in die braune Tonne geworfen, so die Öffentlichkeitsarbeiterin beim Abfallwirtschaftsamt. Ein Blick in den Eimer der Wohnanlage gibt ihr recht. Umgekehrt landet immer mehr organischer Abfall in der grauen Restmülltonne. "Bequemlichkeit dürfte wohl die Hauptursache sein", sagt Susanne Breuer.

Organische Abfälle nicht in Restmüll werfen

Immer häufiger wird Biomüll in Plastiktüten in die brauen Tonne geworfen.
Immer häufiger wird Biomüll in Plastiktüten in die brauen Tonne geworfen.  Foto: Veigel, Andreas

Mit dem achtlosen Wegwerfen gingen dem Abfallwirtschaftskreislauf wichtige Ressourcen verloren. Organische Abfälle im Restmüll würden in der Anlage in Stuttgart-Münster verbrannt. Umgekehrt finden die Kompostierer immer mehr Unrat im Biomüll. Die Folge sind nicht nur aufwendige Arbeiten, um die Plastikanteile herauszurechen. Wird der Kompost wieder aufgetragen, findet sich Mikroplastik auf dem Feld. "Das will niemand", sagt Beate Fischer.

Mit der Kampagne hat das Abfallwirtschaftsamt Großwohnanlagen und Neubaugebiete im Visier. Vor allem in den größeren Städten wie Neckarsulm, Bad Rappenau der Eppingen. Beate Fischer schätzt die Zahl der infrage kommenden Anlagen im Landkreis Heilbronn auf rund 4000. Dass die Mülltrennproblematik gerade dort häufiger auftrete als in Wohngebieten mit Einfamilienhäusern in ländlicher geprägten Gebieten, führt die Amtsleiterin auf die größere Anonymität zurück.

Mülltrennung als persönliches Thema

Thomas Freudig, Bautechniker bei der GEWO, war sofort Feuer und Flamme für das Pilotprojekt im Plattenwald. "Mülltrennung ist für mich ein ganz persönliches Thema", sagt Freudig. Die Wohngenossenschaft betreut in Stadt- und Landkreis Heilbronn rund 100 Wohnanlagen.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Niklas Batora, der an der Dualen Hochschule Heilbronn (DHBW) im Fach BWL-Dienstleistungsmanagement darüber seine Bachelorarbeit schreibt. Der 24-Jährige hat einen Fragebogen entworfen, den er über verschiedene Kanäle an die Haushalte schickt. "Mein Ziel ist es, mehr als 300 Rückläufe zu haben", sagt der Student. Kommentar "Notwendig"

Laut der Leiterin des Abfallwirtschaftsamts des Landkreises Heilbronn, Beate Fischer, sammeln sich im Landkreis jährlich rund 55.000 Tonnen Restmüll an. Durch konsequente Mülltrennung könnte die Menge drastisch reduziert werden. Neben Kunststoff landet auch viel organischer Abfall im Restmüll. Dort gehört er nicht hin, so Fischer.


Kommentar: Notwendig

Mülltrennung ist weder lästige Schikane noch typisch deutsche Folklore. Das Trennen von Abfall ist Umweltschutz. Das Bewusstsein dafür hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Immer häufiger landet Müll dort, wo er nicht hingehört. Den Grund dafür glauben die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsamts im Landkreis Heilbronn ausgemacht zu haben: Mangelndes Bewusstsein, gepaart mit Bequemlichkeit. So landet Biomüll ebenso wie Metalle oder Elektroschrott in der Verbrennungsanlage in Stuttgart-Münster. Anstatt fachgerecht entsorgt oder in den Wirtschaftskreislauf eingefügt zu werden.

55.000 Tonnen Restmüll pro Jahr im Landkreis Heilbronn sind der Leiterin des Abfallwirtschaftsamts, Beate Fischer, zu viel. Mit einer Aufklärungskampagne in größeren Wohnanlagen, wo der Müll anonym in große Sammelbehälter geworfen wird, will die Behörde deshalb eine Kehrtwende einleiten. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das ein notwendiger Schritt. Dabei gehen die Mitarbeiter nicht mit dem erhobenen Zeigefinger von Haustür zu Haustür. Aufklärung steht im Vordergrund. Dazu gehört, dass sich mit Mülltrennung bares Geld sparen lässt. Denn die Gebühr für die graue Tonne kostet mehr als die für die braune Tonne. Je weniger Biomüll also im Restmüll landet, desto weniger bezahlen die Bürger. Das könnte sich allerdings ändern, je mehr Plastikanteile im Biomüll landen, die die Kompostierungsfirmen dann wieder aufwendig herausfiltern müssen.

 

 
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