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Maskenpflicht an Grundschulen verärgert manche Eltern und Kinder

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Die seit Montag in Grundschulen geltende Maskenpflicht für Kinder aller Altersstufen sorgt unter vielen Kindern für Verunsicherung - ihre Eltern leiden mit. Es gibt auch Eltern, die ihre Kinder nun wieder zu Hause betreuen wollen.

Florian Schmidt holt Sohn Markus (6) von der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen ab. Foto: Hoffmann
Florian Schmidt holt Sohn Markus (6) von der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen ab. Foto: Hoffmann

„Unsere Tochter möchte nicht in die Schule und ich werde ihre Entscheidung akzeptieren“, sagt Kerstin Bertsch aus Bad Wimpfen, selbst Lehrerin von Beruf. Weder als Mutter noch als Lehrerin könne sie diese nun geltende Maskenpflicht gutheißen. Viele Kinder würden die Masken dulden, „weil sie gelernt haben, sich anzupassen und ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken“, ist Bertsch überzeugt. „Weil sie zum Beispiel niemanden gefährden wollen.“ Das dürfe so nicht sein, findet Bertsch, für die es eine Herzensangelegenheit sei, gegen die Maskenpflicht für Grundschüler aufzustehen. „Da braucht es keine Studienergebnisse“, sagt sie verärgert.

Manche Eltern von Kindern, die auf die Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen gehen, sehen das ähnlich und wünschen sich, dass Masken zumindest nicht am persönlichen Sitzplatz der Kinder getragen werden müssen. Gemeinsam möchte man nun einen Brief an die Schulleitung schreiben, „dass wir alle nicht wollen, dass unsere Kinder den ganzen Tag mit Maske rumlaufen“, heißt es.

Andere Eltern wiederum haben Verständnis für die Entscheidung der baden-württembergischen Landesregierung und wollen „testen“, wie ihre Kinder die Maskenpflicht in der Grundschule annehmen.

 


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Schulleiterin Sabine Keidel berichtet, sie habe erst sehr spät von der Entscheidung des Kultusministeriums erfahren - am Freitagabend um 19 Uhr. Die überwiegende Anzahl der Schulkinder sei am Montag in der Schule erschienen, so Keidel. Bei allem Verständnis für unterschiedliche Meinungen betont sie vor allem eines: „Schule ist ein Sehnsuchtsort. Ich sehe Kinder, die froh sind, in die Schule gehen zu können.“

Diese unterschiedlichen Meinungen sind allerdings überall präsent. Der Schulleiter einer weiteren Grundschule in der Region berichtet davon, dass am ersten Tag mit Maskenpflicht schon mehrere Kinder darüber klagten, schlecht Luft zu bekommen oder unter Kopfschmerzen zu leiden. Ein Kind habe man sogar von seinen Eltern abholen lassen, so der Schulleiter weiter. Mehrere Eltern hätten heute entschieden, ihre Kinder ab morgen nicht mehr in die Schule zu lassen - und wieder zum Homeschooling zurückzukehren.

Wie der Schulleiter ausführt, möchte er anonymisiert in der Zeitung zitiert werden, weil die Gesellschaft zunehmend gespalten werde in der Corona-Pandemie. Diese Aussagen namentlich zu äußern, das würde für ihn nur Unannehmlichkeiten mit sich bringen, sowohl im Beruflichen als auch im Privaten.

Skepsis gegenüber Corona-Schnelltests

In einer Umfrage an seiner Schule unter Eltern sei herausgekommen, dass mehr als 60 Prozent der Eltern auch keine Schnelltests an der Schule wünschen - die Kinder sollten nicht noch mehr verunsichert werden, so die Haltung der Mehrheit. Zudem sei dann die Gefahr gegeben, dass Kinder falsch positiv getestet würden, was für die Kinder auch schwierig sei, so der Schulleiter.

Vor der Zweiflinger Grundschule wurden Banner aufgehängt. Foto: privat
Vor der Zweiflinger Grundschule wurden Banner aufgehängt. Foto: privat

Auch in Hohenlohe mehren sich kritische Stimmen. In Zweiflingen an der Grundschule gab es sogar eine kleine "Plakatieraktion", mit elf Eltern, einer Großmutter und acht Kindern. Für die Freiheit ihrer Kinder seien sie dorthin gekommen, sagt Mutter Helena Köhler wütend. „Die Maske macht unsere Kinder krank.“ Die Kinder sollten ein normales Leben führen, „sie sollen ihre Mitmenschen lachen sehen und auch in traurigen Monaten richtig sehen können“. Plakate, die sie als Eltern an der Schule aufgehängt hätten, seien bereits entfernt worden, berichtet Köhler. „Ich finde das sehr traurig. Alle Eltern, die dabei waren, sind sehr enttäuscht.“

Rektorin Gudrun Schreiber dazu: „Wir als Schule sind ja keine Litfasssäule.“ Natürlich wäre es für alle Schüler schöner, wenn sie keine Maske tragen müssten, sagt Schreiber. Letztlich führten sie als Grundschule nur die Entscheidung der Landesregierung aus, und es bestehe ja weiterhin keine Präsenzpflicht.

Homeschooling als Alternative

In Bad Wimpfen holt am Mittag eine Mutter zusammen mit ihrer siebenjährigen Tochter Charlotte die Schulsachen fürs Homeschooling ab. Charlotte ist aber schon länger daheim. „Maske finde ich nervig“, sagt sie. Auch der sechsjährige Markus, der von seinem Vater Florian Schmidt abgeholt wird, hat nur ein Wort mit S für die jetzige Maskenpflicht. Als einer seiner Mitschüler mal die Maske abzogen habe, habe der Lehrer gesagt: „Wieder aufziehen.“. Nur beim Frühstück habe er die Maske mal abgesetzt, berichtet Markus weiter. Papa Florian Schmidt findet es nicht gut, dass nun nach einem Jahr eine Maskenpflicht in der Schule gelte - das sei den Kindern schwer zu erklären.

Eine gelernte Krankenschwester ist ebenfalls aufs Schulgelände gekommen, um die Sachen für ihren Sohn abzuholen. „Ich habe heute Nacht nicht schlafen können“, sagt sie. Ihr Sohn gehe sehr gerne in die Schule. Er treffe gerne Kinder, „aber eben ohne Maske“. Auch sie würden nun wieder ins Homesschooling zurückgehen.

Kundgebung in Obersulm

In Obersulm haben Eltern kurzfristig eine Eilversammlung genehmigt bekommen. Sie findet an diesem Montag um 16.30 Uhr vor dem Rathaus statt. Unter dem Motto „Lasst unsere Kinder atmen“ demonstrieren Eltern gegen die Maskenpflicht an Grundschulen.

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Kommentare

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Sören Hunke am 22.03.2021 14:19 Uhr

... übernehmen natürlich auch die Kinder in diesem Alter. Und wenn Mama oder Papa sagen, dass Masken blöd sind, finden das natürlich auch die Kinder. Zu der Aussage „weil sie gelernt haben, sich anzupassen und die eigene Bedürfnisse zu unterdrücken“ kann ich nur sagen: Ja, das nennt man auch Rücksichtnahme und Anpassungsfähigkeit. Und die müssen ganz offensichtlich nicht nur die Kinder lernen, sondern auch manche Erwachsenen. Zumindest, wenn sie wollen, dass die Schulen mal länger als nur ein paar Wochen offenbleiben.

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