Man hat sich arrangiert, doch die Freunde fehlen
Nach den Osterferien schon Routine? Kinder-Reporter und ihre Eltern sehen Vor- und Nachteile des Fernunterrichts.

"Ich hätte nie gedacht, wie langweilig Ferien ohne Treffen mit Freunden sein können", stöhnt Benjamin Rupp (11). Der Sechstklässler am Heilbronner Theodor-Heuss-Gymnasium ist nur noch "froh, wenn die Schule wieder ganz normal wie immer stattfindet".
Moderater klingt Samira Rebholz (10). Die Robert-Mayer-Gymnasiastin findet Homeschooling "sehr cool", auch wenn sie es "mal wieder toll" fände, die Klassenkameraden zu sehen. Für ihre Mutter Bettina läuft die Schule insgesamt besser, "als ich es mir ursprünglich vorstellen konnte".
Wenn die Schule in weite Ferne gerückt ist
Helga Fleig hadert eher: "Das Wort Homeschooling klingt mir zu gemütlich. Besser trifft es der Begriff Fernunterricht - die Schule rückt in weite Ferne", sagt die Mutter von zwei Kindern auf verschiedenen Heilbronner Gymnasien.
Entsprechend sind ihre Erfahrungen: "Kind eins: Aufgaben werden auf verschiedenen Wegen verteilt, Stoff für mehrere Wochen. Sie werden gemacht oder auch nicht. Als Elternteil ahnt man, dass man in der Erziehung zu Selbstständigkeit versagt hat", spielt sie ironisch auf den Ärger an, den unpräzise Vorgaben in der Familie auslösen.
Bei Kind zwei läuft es anders: "Es kommen täglich neue Aufgaben, aber zu wenige. Das Kind ist unterfordert." Schulen seien wichtiger als Geschäfte: Fleig fordert, dass sie vorsichtig wieder geöffnet werden. Immerhin ist Sohn Konstantin (12) mit der übersichtlichen Organisation seiner Schule über Microsoft Teams zufrieden.
Die Eltern von Kinder-Reporterin Rebekka Körmann (11) sind entspannter als ihre Fünftklässlerin. Diese schätzt zwar mittlerweile die Vorteile selbstständigen Arbeitens, fühlt sich aber auch oft unsicher. Es fehlen ihr nicht nur die Schulfreunde, sondern auch die Möglichkeit, "persönlich mit einem Lehrer zu sprechen". Mutter Melanie hat sich indes "gut mit dem Homeschooling arrangiert". Und das, obwohl sie wie ihr Mann in einem systemrelevanten Beruf arbeitet und noch vier weitere Kinder zu Hause hat.
Von angespannten Situationen zu Hause
Sigrid Dietsche und Tochter Greta (12) aus Leingarten sind optimistisch: "Wir halten durch, keine Frage." Zwar räumt auch diese Kinder-Reporter-Mutter ein, dass "die Atmosphäre immer mal wieder angespannt ist", gleichzeitig erfreut sie sich an einer "ganz neuen Sicht auf die Schule". Greta selbst hat sich mittlerweile "arrangiert und schon eine Routine entwickelt".
Ebenso Felix Kurtze (13) aus Untergruppenbach. Lief es aus seiner Sicht anfangs chaotisch, freut er sich nun: "Jetzt nach den Osterferien merkt man, dass sich mittlerweile alle Schüler und Lehrer besser an diese Situation gewöhnt haben."