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Heilbronn
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Maidemo wird zu einem eindrucksvollen Zeichen

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Bunt, direkt, kreativ: Über 800 Teilnehmer ziehen bei der DGB-Kundgebung durch die Innenstadt. Massive Kritik wird zum Arbeitsplatzabbau bei Campina und Unilever laut.

Von Carsten Friese

 

Beeindruckendes Signal am 1.-Mai-Feiertag: Ein langer, bunter Demonstrationszug mit mehr als 800 Teilnehmern ist am Dienstag zur Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes durch die Heilbronner Innenstadt gezogen. Es seien mehr als sonst, wertet DGB-Stadt- und Kreisvorsitzende Silke Ortwein die Resonanz als gutes Zeichen. Sie fordert alle auf, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, für eine den Lebensstandard sichernde Rente und faire Löhne.

Mieten, Pflege, Arbeitsplätze sind wichtige Themen

Es ist ein buntes Bild, das die Teilnehmer des Protestzugs abgeben. Viele ziehen mit Fahnen von SPD, Jusos, Linke, MLPD, Gewerkschaften oder Frauenverbänden durch die Straßen. Einige haben Luftballons dabei oder werfen Konfetti, andere tragen Schilder mit programmatischen Appellen: "Gesundheit ist keine Ware", "Menschen vor Marge", "Pflegenotstand stoppen" oder "Mieten runter" ist zu lesen. Die Diakonie trägt eine überdimensionale Tröte aus leichtem Stoff mit dem Aufdruck "Wir geben Arbeitslosen eine Stimme". Unter anderem Bundestagsmitglied Josip Juratovic, Europa-Abgeordnete Evelyne Gebhardt, Heilbronns OB Harry Mergel und Bürgermeisterin Agnes Christner reihen sich vorne im Zug ein.

Eine Schalmeiengruppe spielt schmissige Lieder, an anderen Stellen wummert Musik aus Boxen. Begleitet von Polizeifahrzeugen ziehen die Teilnehmer von der Karlstraße über die Gymnasiumstraße zur Allee, wo der Zug die Strecke zwischen Volksbank und Heilbronner Stimme ausfüllt. Er wolle ein Zeichen setzen für gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung, erklärt der Sontheimer Christian Tretow sein Kommen. Viel Leiharbeit und befristete Verträge sind für ihn kritische Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt.

Burkhardt: Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen

Vor dem Gewerkschaftshaus hält die Gewerkschaftsjugend erstmals die Mai-Rede. Hanna Stellwag (Verdi) kritisiert eine "lange Liste an Mängeln" bei der Ausbildung in manchen Betrieben und fordert, die assistierte Ausbildung auszubauen. Britta Loistl (IG Metall) fordert Arbeitszeiten, "die zum Leben der Menschen passen, und kein Rotieren im Hamsterrad". Zudem dürfe man es nicht zulassen, dass "in Klassenzimmern der Schimmel hochzieht und Schultoiletten verstopft sind".

Mit Blick auf geplante Verlagerungen von Arbeitsplätzen bei Campina und Unilever (Knorr) nach Holland, Düsseldorf oder Hamburg mahnt Burkhard Siebert (Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten) Unterstützung an. Die Manager brandmarkt er als "Totengräber". Sie bauten zum Beispiel in Hamburg einen "Palazzo Prozzo", während in Heilbronn Büroräume leer ständen. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, damit die Menschen gute und sichere Arbeitsplätze auch in Zukunft haben."

Wie ernst die Lage im Betrieb ist, verdeutlicht Unilever-Betriebsratsvorsitzender Thilo Fischer. "Die Stimmung ist am Boden. Für die wenigsten ist es eine Option, umzuziehen und hier alles hinter sich zu lassen". Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust "ist definitiv da".

 
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