Kommentar: Lockerungen mit großem Aber
Einige Bundesländer kündigen Öffnungen an. Und versprechen damit möglicherweise zu viel, meint unser Redakteur Jürgen Paul.
Der Druck auf die Politik, die Corona-Maßnahmen zu lockern, nimmt zu. Zwar hat das Kabinett am Montag richtigerweise beschlossen, die Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren für vollständig Geimpfte und Genesene aufzuheben. Doch das wird kaum reichen.
Angesichts sinkender Infektions- und steigender Impfzahlen preschen einzelne Bundesländer mit Lockerungsankündigungen vor, wo man sich doch eigentlich auf bundeseinheitliches Vorgehen geeinigt hatte. Bayern öffnet Biergärten und Kinos, auch Tourismus soll ab 21. Mai wieder möglich sein.
Mecklenburg-Vorpommern freut sich auf geimpfte Tagestouristen, Thüringen öffnet die Außengastronomie, Campingplätze und Ferienhäuser. Selbst der vorsichtige baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht den Bürgern Hoffnung auf einen baldigen Biergartenbesuch.
Das große Aber droht hinter den vollmundigen Lockerungsankündigungen zu verschwinden. Voraussetzung sind weiter sinkende Inzidenzen, von denen viele Bundesländer jedoch immer noch weit entfernt sind. Gestern beispielsweise lagen mit Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein gerade mal drei von 16 Bundesländern unter der magischen Grenze von 100.
Für Euphorie ist es also noch zu früh, zumal die Gefahr durch Mutanten keineswegs gebannt ist. Statt sich gegenseitig in Lockerungsankündigungen zu überbieten, sollten die Politiker besser gemeinsam eine praxistaugliche Strategie entwickeln, die Geimpften und Genesenen ihre Grundrechte zurückgibt und die eine schrittweise Rückkehr zur Normalität ermöglicht.