Lauter kleine Helden der Nachhaltigkeit
Der Heilbronner Kiliansplatz gleicht an diesem Freitag einem bunten Öko-Dorf. Etliche Gruppen zeigen im Rahmen der landesweiten Nachhaltigskeitstage, wie man sich im Alltag nachhaltig verhält.

Na was ist denn hier los?" Als Petra Braun am Freitagabend über den Heilbronner Kiliansplatz schlendert, sticht ihr auf Schritt und Tritt der Großbuchstabe N ins Auge: auf Flaggen, Flyern und allerhand anderen Info-Materialien. Was das alles zu bedeuten hat? Beim Bund für Natur und Umweltschutz (BUND) ist schnell für Aufklärung gesorgt. "N steht für Nachhaltigkeit", erklärt Vorsitzender Gottfried May-Stürmer, also für eine Lebens- und Wirtschaftsweise, die auf Generationen hinaus und rund um den Globus eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich gute Qualität garantiere - "von der wir heute in vielen Bereichen leider meilenweit entfernt sind".
20 Gruppen mit bunten Info-Ständen
Wie man sich diesem Ideal "mit kleinen und großen Schritten im Alltag oder in der Firma annähern könnte", so betonte Mitinitiatorin Monika Knoll, zeigten im Rahmen der baden-württembergischen Nachhaltigkeitstage mitten in Heilbronn 20 Gruppen. Knoll sprach von "Helden der Nachhaltigkeit". Mit den vielen bunten Ständen, Zelten, Stehtischen, Plakatwänden und Pflanzen mutete der Kiliansplatz fast wie ein kleines Öko-Dorf an - auf dessen Marktplatz eine mit orangenem Teppich, grüner Stele und Klappstühlen bestückte "Nachhaltigkeitsinsel" zum Verweilen einlud. Wer wollte, holte sich bei Foodsharing-Botschafterin Astrid Wagner eine Wegzehrung aus scheinbar "überflüssigen Lebensmitteln", die Händler zur Verfügung stellten.
Musik und Genuss sind auch geboten
Allen voran machten Musik- und Tanzgruppen die zahlreichen Passanten auf die "N!-Tage" aufmerksam: mit Hip-Hop vom Dancestage Dance Center und mit dem Gitarristen und Sänger Pete Jones. "Aber Hallo, das wird ja immer schöner", gab Oberbürgermeister Harry Mergel bei einem Rundgang zu verstehen. Wie er und sein Projektleiter Dr. Andre Gützloe durchblicken ließen, erarbeite die Stadt derzeit ein Nachhaltigkeits-Konzept, das zunächst intern formuliert und dann von Bürgern mitgestaltet und mitgetragen werden soll. Bausteine, die sich integrieren ließen, lagen am Freitag förmlich auf der Straße.
Nachwuchspolitiker gegen Plastik
So warb der von Lisa Roth geführte Jugendgemeinderat mit Ideengeberin Jannika Hott für "Netze und Jutetaschen statt Plastiktüten" auf dem Wochenmarkt. Über eine Umfrage mit Unterschriftensammlung wollen die Nachwuchspolitiker ihr Anliegen den Beschickern ans Herz legen. Unter dem Leitspruch "fair, nachhaltig, transparent" machten Johannes Gacs (Höchstberg) und Fabian Marter (Neudenau) auf die Schülerfirma des Bad Friedrichshaller Friedrich-von-Alberti-Gymnasiums aufmerksam. Die bietet T-Shirts mit individuellem Aufdruck an, die in Bangladesch umweltschonend und menschenfreundlich produziert werden. Wie man es vor der eigenen Haustür nicht machen sollte, zeigten mit einer toten Schotterfläche Simone Mauk und Lena Zirn von der Minigärtner-Initiative. Sie stellten dieser "Unart von Vorgarten" eine Blumenwiese gegenüber, in der prompt Schmetterlinge und Bienen flatterten und summten.
Verkehsrpolitik und OB-Stellungnahme
Richtig politisch wurde es bei Fragen zur Energiewende, zum Wohnen und natürlich zum Verkehr. So forderte die Lokale Agenda 21 die Sperrung der Gerberstraße für den Durchgangsverkehr, wodurch der Radweg von der Neckarmeile hierher verlegt werden könnte. In Sachen Radweg durch den Lerchenbergtunnel verzeichnete die Privatinitiative einen Teilerfolg. OB Mergel sprach von einer "sympathischen Idee" und sagte zu, mit der Bahn über die Übernahme der stillgelegten Trasse durch die Kommune zu sprechen.
Informationen und Angebote gab es auch hier: Gruppe Foodsharing, Aktionsbündnis Energiewende, städtische Klimaschutzleitstelle, Solidarische Landwirtschaft Solawi Zabergäu sowie Solawi Heilbronn-Mosbach-Eberbach. Etliche Arbeitskreise der Lokalen Agenda 21 waren vertreten, aber auch Buga-Freundeskreis, Weltladen im Kilianshaus sowie die Changemaker.