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Lapidarium: Steine erzählen die Stadtgeschichte

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Seltene Einblicke: Das Archiv der Stadt Heilbronn öffnete das Lapidarium im Milchhof am Samstag für Besucher. Gäste bestaunten alte Wegweiser, Grabsteine und Skulpturen und bekamen eine Ahnung, wie Heilbronn vor 1944 aussah.

Von Manfred Stockburger
Kommen, gucken und staunen: Die steinernen Zeugen der Heilbronner Stadtgeschichte kann man nicht jeden Tag bewundern.
Fotos: Mario Berger
Kommen, gucken und staunen: Die steinernen Zeugen der Heilbronner Stadtgeschichte kann man nicht jeden Tag bewundern. Fotos: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

"Überraschend kurz und knapp - aber treffend." So übersetzt der Duden das Wort lapidar, das als eher veraltet gilt und zunehmend aus dem Sprachgebrauch verschwindet. Bevor die Römer etwas in Stein gemeißelt hatten - auf Lateinisch heißt Stein Lapis - überlegten sie sich schließlich genau, was sie sagen wollten.

Nur selten öffentlich zugänglich

Solche Inschriften, allerdings nicht aus römischer Zeit, und weitere steinerne Zeugen der Geschichte lagert das Heilbronner Stadtarchiv in seinem Lapidarium. Nur selten ist der Kellerraum unter dem einstigen Milchhof in der Frankfurter Straße öffentlich zugänglich - die Sammlung ist schließlich nicht als Ausstellung aufbereitet, sondern lediglich ein "begehbares Magazin", wie Archivar Walter Hirschmann erklärt. Am Samstag machte er eine Ausnahme und öffnete den Souterrain der Stadtgeschichte.


Nicht nur spektakuläre Skulpturen stehen da, sondern auch alte Wegweiser, Grabsteine, und wirtschaftshistorische Überreste wie der Bienenkorb-Stein, der mit den Ursprüngen der Marke Knorr zusammenhängt, oder der Wappenstein der ehemaligen Zwirnerei Ackermann aus Sontheim. Sogar in drei Varianten hat dieses Wappen die Zeiten überstanden - auch Einschusslöcher aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind dort zu sehen.

Sammlungsstücke überstanden 4. Dezember 1944

Walter Hirschmann (r.) weiß zu jedem Stein die passende Geschichte.
Walter Hirschmann (r.) weiß zu jedem Stein die passende Geschichte.  Foto: Berger, Mario

Jüngste Besucherin ist die sechsjährige Anna, die mit ihren Eltern Sara und Michael Heinken Stein um Stein bestaunt. Ihr Lieblingsstück? Zielstrebig geht Anna zum Wasserspeier aus Sandstein, der schon um 1890 einer Renovierung des Kiliansturms durch eine Kopie ersetzt wurde: Nicht erst nach der Zerstörung der Stadt am 4. Dezember 1944 begann die Sammlung - viele der älteren Stücke waren zuvor im Fleischhaus untergebracht - sie überstanden den Feuersturm jedoch. Im jetzigen Lapidarium stehen aber auch viel Steine, die aus den Trümmern der zerstörten Stadt gezogen wurden - etwa die Inschrift zur Erinnerung an den Besuch von Kaiser Karl V. im Schöntaler Hof.

Interessiert schaut sich Anna Heinken die steinernen Zeugen der Stadtgeschichte an, während ihr Vater bedauert, dass auch in den vergangenen Jahren steinerne Zeitzeugen aus dem Heilbronner Stadtbild verschwunden seien. Längst nicht alle sind im Lapidarium gelandet. "Schon aus Platzgründen müssen wir sehr wählerisch sein", sagt Walter Hirschmann.


Fundstück von Experimenta-Baustelle

Und doch gab und gibt es Neuzugänge - etwa ein großes sandsteinernes Gegengewicht, das bei der Experimenta-Baustelle aus dem Boden geholt wurde. Den genauen Zweck kennt Hirschmann nicht - er vermutet, dass es einst Teil der technischen Ausstattung einer Wassermühle war.

 

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