Landrat gewinnt Zeit für nächtliche Notfallpraxis
Die ärztliche Notfallpraxis in Brackenheim bleibt vorerst bis 11. November auch nachts geöffnet. Auf diese Interimslösung hat der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg am Montag gedrängt.

Wie berichtet, hatte der Ärztliche Notfalldienst des Landkreises Heilbronn am Donnerstag beschlossen, die Notfallpraxis im ehemaligen Krankenhaus der Heuss-Stadt ab 1. November ab 22 Uhr zu schließen und Patienten an das Heilbronner SLK-Klinikum Gesundbrunnen zu verweisen.
Damit reagierten die Ärzte nach Angaben des Vorsitzenden Dr. Sven Hanselmann auf den Druck, den die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) ausübt.
"Die Notfallpraxis in Brackenheim ist der KVBW ein Dorn im Auge", sagte Hanselmann. "Dabei geht es um die Kosten für eine Arzthelferin oder Nachtschwester, die wir von 22 bis 8 Uhr brauchen", so der Vorsitzende des Ärztlichen Notfalldienstes.
Zusätzliche Kosten für den Bereitschaftsarzt fielen laut Hanselmann, der in Schwaigern als niedergelassener Arzt praktiziert, nicht an. Denn der notärztliche Fahrdienst bleibt die ganze Nacht über erhalten. "Der Arzt könnte einen Kombi-Dienst antreten", so Hanselmann − also Fahrdienst und Dienst in der Notfallpraxis gleichzeitig. Von der KVBW war am Montag keine Stellungnahme zu bekommen.
Bürgermeister will sich für mehr Öffentlichkeitsarbeit einsetzen
Wenig erfreut über den Beschluss des Ärztlichen Notfalldienstes zeigt sich Brackenheims Bürgermeister Rolf Kieser, der auch Vorsitzender des Fördervereins Gesundheitsvorsorge im Zabergäu und Umgebung ist. "Ich halte das für vorschnell", sagte Kieser. "Ich hätte mir gewünscht, dass man das Gespräch sucht", so das Stadtoberhaupt weiter. Über die Kosten für die Nachtschwester könne man reden. Kieser will sich für mehr Öffentlichkeitsarbeit einsetzen. "Die Menschen müssen wissen, was der Ärztliche Notfalldienst leisten kann."
Zu den aktuellen Entwicklungen äußerte sich Landrat Detlef Piepenburg in der Kreistagssitzung in Güglingen. Veränderungen werde es nur für den Zeitraum ab 22 Uhr geben. Durchschnittlich gebe es in diesem Zeitraum derzeit nur vier Patienten. "Wir prüfen, wie man das organisieren kann." Gespräche seien im Gange, alle Beteiligten seien bereit, Lösungen zu finden.
"Herr Piepenburg hat mir das Versprechen abgerungen, dass wir bis 11. November die Notfallpraxis auch nachts geöffnet halten", sagte Hanselmann. Diesen Zeitgewinn wolle Piepenburg nutzen, um unter anderem mit den SLK-Kliniken nach einer Lösung zu suchen. Deren Geschäftsführer Dr. Thomas Jendges sagte gegenüber unserer Zeitung, man solle mindestens die komplette Woche und eine Feiertagslösung erreichen. "Nicht zu halten ist die tiefe Nacht", so Jendges.
Wie es nach dem 11. November weitergeht, ist unklar. Sicher ist, dass die ambulante, hausärztliche Notfallversorgung weiterhin werktags von 19 bis 22 Uhr in Brackenheim angeboten wird. Samstags, sonntags und feiertags sind die Hausärzte auch künftig von 8 bis 22 Uhr da, so Hanselmann.