Lärmschutz-Arbeiten an der Frankenbahn
Das Programm des Bundes zur Lärmsanierung ist ein Multi-Millionen-Projekt. Derzeit ist die Frankenbahn zwischen Kirchheim und Heilbronn im Fokus. Sechs Kilometer Schallschutzwände sollen dieses Jahr fertig werden.

Mehr als 14 Millionen Euro für rund sechs Kilometer Schallschutzwand: Der Bund sorgt für weniger Krach entlang der Frankenbahn zwischen Kirchheim und Heilbronn. Dort, wo die bis zu vier Meter hohen Barrieren stehen, sind die Rückmeldungen lärmgeplagter Anwohner überwiegend positiv. Bis Ende des Jahres will die Bahn, die den Bau koordiniert, die Arbeiten in diesem Abschnitt abgeschlossen haben.
Spezialscheiben auf eigene Kosten
Und, nützt es etwas? "Wir bilden es uns ein", sagt Gerhard Breitenbücher und lächelt. Der Böckinger wohnt im Süden des Heilbronner Stadtteils auf einer Anhöhe direkt an den Gleisen. Unten an der Trasse ist die Schutzwand fertig. "Ein bisschen ruhiger ist es sicher geworden, aber das müsste man messen."
Eine Regionalbahn fährt vorbei. Es ist nicht so, dass mein sein eigenes Wort nicht mehr verstünde. Gleichwohl ist der Zug trotz Wand deutlich zu hören. "Die größte Verbesserung", erzählt Breitenbücher, "waren die Lärmschutzfenster." Zuvor habe er bei vorbeifahrenden Zügen vom eingeschalteten Fernseher kaum etwas gehört - auch bei geschlossenem Fenster. Die Spezialscheiben hat er auf eigene Kosten einbauen lassen.
Bund finanziert Schutz an Bestandsstrecken
Die Lärmschutzwände, die derzeit in Kirchheim am Neckar, Lauffen und Heilbronn hochgezogen werden, bezahlt der Bund. Sie sind Teil eines groß angelegten Programms, mit dem seit der Jahrtausendwende auch bestehende Gleisstrecken in den Fokus rücken. Was bei Neubauten zu beachten ist, regelt das Bundes-Immissionsschutzgesetz von 1974. Wer an bereits bestehenden Schienenwegen wohnt, hatte das Nachsehen, bis der Bund 1999 die Sanierung an Bestandsstrecken in Angriff nahm - "freiwillig", wie stets betont wird.
Der Konzern Deutsche Bahn hat sich seinerseits vorgenommen, den Lärm von der Schiene bis 2020 gegenüber 2000 um zehn Dezibel zu reduzieren, was einer Halbierung des Krachs gleichkäme. So soll die gesamte Wagenflotte mit sogenannten Flüsterbremsen ausgestattet werden.
An vielen Stellen stehen die Wände bereits
An manchen Stellen geht es aber nicht ohne Barrieren gegen den Lärm. Nach Angaben der Bahn wurden in Baden-Württemberg seit 2001 fast 192 Millionen Euro im Lärmsanierungsprogramm ausgegeben, unter anderem, um 120 Kilometer Schallschutzwände zu errichten. Aber auch sogenannte passive Maßnahmen werden aus dem Bundestopf gefördert, etwa Schallschutzfenster oder die Fassadendämmung. Abgearbeitet werden die einzelnen Projekte nach einer Prioritätenliste und vorhergehenden Lärmmessungen. Wenn es in Wohngebieten tagsüber mit mehr als 67 Dezibel und nachts mit mehr als 57 Dezibel lärmt, besteht laut der Förderrichtlinien Handlungsbedarf.
Demnach haben die Planer bis 2024 landesweit noch 16 Ortsdurchfahrten auf dem Zettel. Neckarsulm soll 2024 mit einem 500 Meter langen Wall an der Reihe sein. Im Moment ist die Frankenbahn im Landkreis Heilbronn vorn dabei. In Kirchheim, Lauffen und Heilbronn sind die in Grün oder Grautönen gefärbten Wälle zum Teil deutlich zu erkennen, es tun sich aber noch Lücken auf. "Wir wollen das in diesem Jahr alles fertigstellen", betont Sabine Weiler von der zuständigen DB Netz AG in Karlsruhe.
Reaktionen der Anwohner überwiegend positiv
Die wohl kniffligste Situation finden die Planer in Kirchheim vor, wo unweit des Bahnhofs in der Wand eine etwa 120 Meter lange Öffnung klafft. Eine alte Mauer erwies sich als nicht stabil genug, um den Wall zu tragen. Jetzt stehen aufwendige Fundamentarbeiten an. Das ist vor allem deswegen kompliziert, weil es an dieser Stelle eng zugeht. Der Pendler-Parkplatz ist direkt daneben. Im Sommer, so der Plan, soll auch hier Vollzug gemeldet werden. Wo die Mauer steht, erfüllt sie ihren Zweck. "Auf Straßenniveau ist es deutlich leiser", berichtet eine Kirchheimerin, die an der Strecke in der Wasenstraße wohnt. "Im dritten Stock ist der Effekt deutlich geringer."
Überwiegend positiv sind die Rückmeldungen, die Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold bekommt. Der Schallschutz sei "bemerkbar, aber auch deutlich sichtbar". Tatsächlich sind die grauen Planken in Kirchheim im Ortsbild besonders auffällig. Dort, wo sie den angrenzenden Häusern das Licht genommen hätten, wurde durchsichtiges Material eingebaut.
Gerhard Breitenbücher in Böckingen ist froh, dass er die Wand von seinem Haus aus nicht sieht. Nur ein paar Hundert Meter weiter beim Spielplatz fällt das Bauwerk deutlich ins Auge. "Optisch", sagt der Anwohner, "ist das schon ein Problem."
Lärmschutz Bahn Heilbronn

Bei Böckingen, Klingenberg und beim Sülmertor: Hier plant die Bahn vier Schallschutzwände entlang der Gleise, die es zusammen auf eine Länge von 3,146 Kilometer bringen. Das ist Rekord bei den laufenden Maßnahmen entlang der Frankenbahn. Investiert werden hier nach Angaben der Bahn 6,6 Millionen Euro. An einigen Stellen ist der Wall bereits fertig, so etwa südlich der Maulbronner Straße im Böckinger Süden. Hier verläuft die Wand unterhalb der Bebauung am Fuße einer Böschung. Etwas weiter nördlich entlang der Zabergäustraße wird der Bau mit seinen grün gefärbten Elementen mehr ins Auge fallen. Wie die zuständige Bahn Netz AG mitteilt, sind die restlichen Arbeiten terminiert (siehe Grafik). Dafür ist es immer wieder nötig, die Bahnstrecke zeitweise zu sperren. Die letzte Etappe soll parallel zu den Arbeiten in Lauffen erfolgen, bis Ende August stehen die Heilbronner Schallschutzwände nach aktuellem Zeitplan komplett.
Lärmschutz Bahn Lauffen

Rund 1,9 Kilometer lang sind die vier Schallschutzwände, die für 4,1 Millionen Euro in Lauffen am Neckar gebaut werden. Am weitesten fortgeschritten ist der Bau südlich der Gleise beim Kaywald. "Da sind wir übereingekommen, dass die Mauer unten an den Gleisen gebaut wird", erklärt Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger. Die Häuser stehen hier erhöht. Anwohner wollten sich die Aussicht nicht verstellen lassen und waren deswegen gegen einen Wall auf Straßenniveau. Den Konflikt zwischen Schallschutz und Optik gibt es auch in anderen Gemeinden. Gebaut werden muss in Lauffen vor allem von der Schienenseite aus, deswegen sind mehrere Streckensperrungen nötig. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass die letzte Wand nördlich des Bahnhofs Ende August fertig wird. "Wir hatten uns gewünscht, dass es zügiger vonstatten geht", sagt Waldenberger. Dass der Schallschutz kommt, wurde im Gemeinderat einhellig begrüßt.
Lärmschutz Bahn Kirchheim

Der Bau des 3,1 Millionen Euro teuren Lärmschutzwalls in Kirchhheim ist weit vorangeschritten, das Bauwerk ist nicht zu übersehen. Das gefällt nicht jedem. Anwohner berichten aber, dass der Wall zumindest seinen Zweck erfüllt und es deutlich leiser geworden sei. Auch Graffiti-Sprayer haben hier schon eine Spielwiese gefunden, wie sich beim Bahnhof zeigt. Ein Stück weiter klafft noch eine 150 Meter lange Lücke. Eine alte Mauer, die den Wall tragen soll, erwies sich als nicht standfest genug. Jetzt muss die Bahn aufwendig ein Fundament einbauen lassen. Zuletzt hieß es, das sei bis September 2018 erledigt. Mittlerweile ist Juli angepeilt. "Die Rahmenbedingungen sind kompliziert", berichtet Sabine Weiler von der DB Netz AG. Ein Pendlerparkplatz grenzt unmittelbar an die Baustelle. Außerdem müssen Lastwagen die Einfahrt zur Firma Blatt nutzen können. "Da müssen wir noch einige Abstimmungsgespräche führen", so Weiler.
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