Kurze und heftige Ernte
Das warme Wetter hat den Erdbeer- und Spargelbauern aus der Region viel Stress, aber nur durchwachsene Preise beschert.

Die Erdbeer- und Spargelsaison geht früh zu Ende. Das Sommerwetter im Mai hat die Pflanzen zu Höchstleistungen angetrieben. Viel Ware kam auf den Markt, was teilweise die Preise drückte. Und: Personal auf den Feldern wurde knapp.
"Wir haben die Erdbeersaison abgeschlossen", sagt Marco Kemmler aus Bad Friedrichshall, einer der größten Anbieter in der Region. Zehn bis 14 Tage früher als geplant. Er spricht von einer kurzen und heftigen Ernte, die Mengen seien ungewöhnlich früh explodiert. Alles in allem sei die Quantität in Ordnung, der Preis durchschnittlich. Ende Mai und im Juni allerdings seien die Preise doch unter Druck geraten − vergleichsweise viele Erdbeeren warteten auf Käufer. Ein Blick zurück auf 2017: Damals gab es wenig Ware bei hohen Preisen. Allerdings lagen im vergangenen Jahr die Personalkosten deutlich niedriger.
Erhöhter Personalbedarf
Marco Kemmler arbeitetete viele Jahre lang mit Erntehelfern aus Polen zusammen. Das wird zunehmend schwieriger. Kemmler vermutet, dass viele Saisonarbeiter lukrativere Jobs gefunden haben. Die große Menge an reifen Früchten erhöhte den Personalbedarf. Ein Problem, das Kemmler mit Kräften aus Rumänien lösen konnte.
Rolf Böhringer aus Langenbrettach braucht für seine 380 Ar 16 Helfer. Bekommen hat er nur elf. "Ich konnte 50 Ar gar nicht ernten", sagte der Landwirt der Stimme. Das treibt ihn aber nicht zur Verzweiflung. "Ich war jeden Tag ausverkauft und konnte die Preise stabil halten." In Kombination mit niedrigeren Personalkosten ergibt das aus wirtschaftlicher Sicht ein zufriedenstellendes Jahr. "Ohne Freunde und Familie wären wir allerdings auf die Nase gefallen", betont der Langenbrettacher. Er schätzt, dass er noch etwa zwei Wochen Erdbeeren liefern kann.
Pflanzen sind ausgepowert
Die Spargelsaison endet eigentlich am 24. Juni, dem Johannistag. Bei Kraichgau Spargel in Ittingen ist schon eine Woche früher Schluss. "Die Pflanzen sind ausgepowert", erklärt Landwirt Reiner Keller. Würde man weiter ernten, gefährde man die Erträge im kommenden Jahr. Das sehr warme Frühjahrswetter hat das Spargelwachstum angekurbelt. Die Saison begann etwas später, "dann ging es von Null auf 150 Prozent", blickt Keller zurück.
Gleich zu Anfang sei viel Ware auf dem Markt gewesen, so der Landwirt: "Die Preise waren durchwachsen." So hätten die Spargelbauern zehn bis 15 Prozent weniger erzielt als im Jahr zuvor. Die großen Erntemengen seien zum Teil kaum zu bewältigen gewesen, resümiert der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer in seiner Saisonbilanz. "Die Schwierigkeit, ausreichend und gute Saisonarbeitskräfte zu bekommen, verschärfte die Situation zusätzlich", sagte Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbandes.