Darum malt Peter Böhringer Stromkästen bunt an
Peter Böhringer aus Heilbronn-Biberach ist seit drei Jahren selbstständig mit seiner Illusionsmalerei. Dabei bemalt er unter anderem Stromkästen, Fahrzeuge und Fassaden.

Sonnenschein, etwas bewölkt und nicht zu heiß. “Heute ist ein perfektes Malwetter", sagt Peter Böhringer. “Ich muss mich nach dem langen Winter erst mal wieder rein finden." Am Mittwochmorgen hat er angefangen, in Schwaigern einen weiteren Stromkasten zu bemalen.
Immer wieder laufen Menschen vorbei und sprechen ihn an. Nur ein Grund, weshalb ihm seine Arbeit so gut gefällt: “Man ist an der frischen Luft und immer in Kontakt mit Personen. Man merkt, dass es gut ankommt bei den Leuten.”
Kunst auf Stromkästen: So hat Peter Böhringer mit Illusionsmalerei angefangen
Angefangen hat alles in Stuttgart, als er die Illusionsmalerei das erste Mal gesehen. Er sei sofort beeindruckt gewesen. “Ich mache die Illusionsmalerei jetzt seit knappen 20 Jahren und es macht mir Spaß”, berichtet Böhringer.
Die Gestaltung einer Fassade eines Hofladens in Heilbronn-Biberach war sein erstes Projekt. Daraufhin kamen immer mehr Projekte dazu. Unter anderem in Neckarsulm, Biberach, Massenbach und Schwaigern sind von ihm bemalte Stromkästen zu sehen. “Ich hoffe nur, dass noch ein paar dazukommen."
In Schwaigern sind es mittlerweile schon 16 Kästen. Die erste Anfrage in Schwaigern kam damals vom Interessenkreis Heimatgeschichte in Schwaigern für ein Trafohäuschen. Aber bei Trafohäuschen, Fassaden und Stromkästen blieb es nicht. Der Heilbronn-Biberacher bemalt auch Autos, Motorräder, Garagentore und vieles mehr. Vor allem über den Winter macht er dann solche Projekte und bemalt auch Innenbereiche, “da hier draußen dann tote Hose ist”.
Illusionsmalerei auf Stromkästen in der Region Heilbronn: So kommt Peter Böhringer auf seine Ideen
Auf Initiative des Interessenkreis Heimatgeschichte kommt auf den Kasten am Marktplatz ein Junge mit einer Brezel in der Hand, der auf einer Treppe sitzt. “Es macht einen guten Eindruck, wenn am Marktplatz jemand sitzt oder kurz stehen bleibt und die Leute für einen kurzen Moment wirklich denken, dass da jemand auf einer Treppe sitzt und eine Brezel isst", meint der 61-Jährige.
Ein gutes Beispiel ist die Illusion am Kraichgauplatz in Böckingen, bei der Peter Böhringer eine Treppe gemalt hat und aufpassen muss, dass man nicht dagegen läuft, weil es so echt aussieht. Grundsätzlich malt er so, dass es zum Umfeld passt. Die Vorlagen holt er sich dann meistens aus dem Internet.
So geht Peter Böhringer beim Malen von Illusionen vor
Böhringer arbeitet eigentlich allein. Aber: “Die Vorbereitungen wie das Reinigen der Kästen im Voraus und die Grundierungen machen andere für mich.” Die Bezeichnungen am Stromkasten müssen abgeklebt werden und dürfen nicht übermalt werden. Wenn die Vorarbeiten geleistet sind, geht es ans Eingemachte. Böhringer malt seine Bilder “von hinten nach vorne”, der Hintergrund kommt immer zuerst.
Auf die Frage, wie viele Farben er hat und benötigt, antwortet er, “Viel Farbe braucht man nicht, aber viele verschiedene Farben für so einen Kasten, das ist das, was aufwendig ist." Hauptsächlich benutzt er die Grundfarben, die dann gemischt werden. “Ich arbeite viel mit Farbresten von befreundeten Stuckateuren und kaufe nicht immer neue Farben.” Seine Materialkosten sind also relativ gering, seine Farben aber trotzdem sehr hochwertig.
Er berichtet über ein besonderes bevorstehendes Projekt in Gundelsheim-Tiefenbach. “Das wird spannend.” Er gestaltet hier aufgrund der 1250- Jahres Feier, die Anfang Juni stattfinden soll, die zentral gelegene unschöne Bushaltestelle mit einer kleinen Dorfbücherei. “Bis dahin sollte das natürlich fertig sein”. Eine gute Woche wird er damit beschäftigt sein. Hierfür hat er auch schon Ideen: Er möchte Leute zeichnen, die auf den Bus warten und sich mit Büchern eingedeckt haben.
Illusionsmalerei von Peter Böhringer: Aufträge kommen meist aus der Region Heilbronn
Die meisten Aufträge kommen für Peter Böhringer aus der Region Heilbronn. Es kommen aber auch viele Anfragen über Social Media von weiter weg, wie Aufträge in Eifel, eine Anfrage aus Richtung Kassel. Auch in Ausstellungen wie bei der Audi Neckarsulm, im Astron Buildings in Luxemburg und im Fränkischen Hof in Bad Rappenau wurden seine Werke präsentiert. In letzter Zeit kommt er aber eher selten dazu. Er habe keine Zeit dafür, merkt er an und ist eigentlich “auch nicht unbedingt so scharf drauf”.
Finanziert wird er meist durch Sponsorengelder oder ortsansässige Firmen. Diese werden, wenn sie das wollen, auch auf den Werken genannt und somit auf dem Kasten verewigt. “Es ist eine Win-win-Situation", betont er. Zum einen ist es ein Werbeeffekt für viele ortsansässige Firmen und zum anderen ein Beitrag zur Verschönerung des Ortsbildes.
Ziel und Besonderheit Peter Böhringers Kunst
Das Besondere an Peter Böhringers Kunst ist seiner Meinung, dass er kein Sprayer, wie die meisten, die an Kästen aktiv sind ist, sondern dass er “mit der Hand am Arm mit Ideen das Ding pinselt”. Der 61-Jährige kennt niemanden, vor allem nicht hier in der Gegend, der so was macht. ”Es soll die Leute in der tristen Zeit freudig stimmen und die Schein Illusionen sollen die Leute auch ein bisschen verwundern und verblüffen”, das ist sein Ziel, erzählt der Heilbronn-Biberacher. Er möchte, dass die Welt ein bisschen bunter wird.



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