Krise von Brauereien und Gastronomen: "Am Ende geht es doch nur zusammen"
Gastronom Richard Fischer betont die Symbiose von Brauereien und Bierausschank. Er hofft auf Geschäft durch Familienfeiern zu Ostern.
Die schwierige Situation der Brauereien hat unmittelbar mit der womöglich noch schwierigeren Lage der Gastronomen zu tun. Ob Biergarten, Kneipe, Bar oder Restaurant - auf Geheiß der Landesregierung sind sie derzeit alle zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen. Wie sich diese Situation auf das Verhältnis von Gastronom und Brauerei auswirkt, beschreibt Richard Fischer im Gespräch. Seit vier Jahrzehnten öffnen von ihm betriebene Lokale ihre Türen Tag für Tag - bis Corona kam.
Wer ist schlimmer dran, Herr Fischer, die Brauereien oder die Gastwirte?
Richard Fischer: Naja, den Brauereien mag es schlecht gehen zurzeit. Aber sie können ihre Produkte immerhin noch verkaufen. In den Supermärkten läuft der Absatz ja ganz gut. Wir Gastronomen haben keine Chance. Unsere Lokale sind geschlossen. Alle. Wir verkaufen gar nichts.
Welche Folgen haben die Beschränkungen für Ihr Verhältnis zu Ihren Bierlieferanten?
Fischer: Es gibt keine Probleme. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich nie einen Vertrag unterschrieben habe, wie sie früher bei fast allen Wirten und Brauereien üblich waren. Eine bestimmte Menge Bier zu einem bestimmten Preis, Verknüpfung mit einem Darlehen, lange Bindung.
Wie läuft es bei Ihnen?
Fischer: Ganz einfach. Ich verhandele einen Preis und dann wird geliefert. Das mache ich seit 40 Jahren so. Basis ist der Listenpreis und dann spielt eine Rolle, wie die Jahre davor gelaufen sind. Wie man verhandelt und wie viel man abgenommen hat. In Lockdownzeiten kann ich kein Bier ausschenken, keinen Umsatz machen, dann kann ich auch kein Bier abnehmen. Es ist ja auch ein Geben und Nehmen.
Wie meinen Sie das?
Fischer: Selbst, wenn es vertragliche Bindungen gibt, ist eine Brauerei schlecht beraten, ihre Kunden in solchen Zeiten an die Wand zu drücken. Am Ende geht es doch nur zusammen. Die einen brauen, die anderen schenken aus. Allen geht es schlecht im Moment.
Zur Person
Richard Fischer wurde in Neuenstadt-Kochertürn geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem BWL-Studium an der Fachhochschule Heilbronn meldet er 1970 sein erstes Gewerbe als Automatenaufsteller an. 1979 kam die Diskothek Henderson / La Pyramide an der Heilbronner Paulinenstraße hinzu. In den 1980er Jahren eröffnete er weitere Lokale in Heilbronn, Öhringen und Crailsheim. Fischer lebt mit Frau und Kindern in Neuenstadt.
Wie sieht es bei Ihnen aus?
Fischer: Alle vier Lokale sind geschlossen, vom City-Pub in Crailsheim bis zum Dreschflegel in Öhringen. Alle 24 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, entlassen habe ich bis jetzt noch niemanden. Aber es wird wirklich Zeit, dass es mit dem Geschäft weitergeht.
Wie viel Luft ist noch?
Fischer: Ich sag mal so. Manche haben vorher etwas mehr Rücklagen gebildet, andere weniger. Wer seit November nichts außer der einen Pauschale bekommen hat, der fällt bald um. Viele Kosten laufen ja weiter, wenn auch teilweise in reduzierter Form. Schon vor dem neuen Lockdown haben viele Gastwirte viel Geld in Hygienemaßnahmen investiert und als sie damit fertig waren, mussten sie schließen.
Wann glauben Sie, dass man sich wieder auf das eine oder andere Bier treffen kann?
Fischer: Ich denke, dass bis Ende März nichts geht. Aber wer weiß, vielleicht bis Ostern. Die Familienfeiern rund um Ostern sind sehr wichtig für die Gastronomie, es wäre bitter, wenn sie ausfallen würden.

