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Kommentar zu Schaustellern: Ein Kulturgut steht auf dem Spiel

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Kein Talmarkt, kein Volksfest, kein Weindorf: Das ist traurig, in Corona-Zeiten aber angebracht und verantwortungsvoll. Oder wollen wir uns die Uefa mit ihren unsäglich vollen Stadionrängen der Europameisterschaft zum Vorbild nehmen, um den geldgierigen ...

Kein Talmarkt, kein Volksfest, kein Weindorf: Das ist traurig, in Corona-Zeiten aber angebracht und verantwortungsvoll. Oder wollen wir uns die Uefa mit ihren unsäglich vollen Stadionrängen der Europameisterschaft zum Vorbild nehmen, um den geldgierigen Fußball-Funktionären den Hotspot-Titel streitig zu machen? Zynismus beiseite. Die Lage mahnt nach wie vor zur Vorsicht, auch wenn heute mehr möglich ist als noch vor wenigen Wochen.

Was ausgefallene Feste betrifft, bezieht sich die Enttäuschung vieler Zeitgenossen vor allem auf den eigenen Lustverlust. Dass hinter jeder dieser Veranstaltungen Menschen, Unternehmen, Vereine stehen, die davon leben, vergisst man leicht.

Hart trifft es Vereine, die auf Einnahmen aus ihrem Würstchen- und Getränkestand beim Hecken-, Straßen- oder Dorffest angewiesen sind. Denn allein vom Ehrenamt oder von Mitgliedsbeiträgen kann heute kaum noch ein Club leben, es sei denn, er hat großherzige Mäzene in den eigenen Reihen und protzige Sponsoren gewonnen.

Dramatischer gestaltet sich die festlose Zeit aber für professionelle Beschicker. Brauer, Winzer, aber auch Lebensmittel-Lieferanten mögen ihre Verluste noch durch andere Verkaufswege kompensieren können. Für Schausteller indes sieht es in diesen Corona-Zeiten ziemlich duster aus. Natürlich haben auch sie staatliche Hilfen bekommen, aber auf Dauer kann davon keiner leben. Das Selbstwertgefühl heben sie auch nicht gerade. Wie jeder Freischaffende lebt das reisende Volk nicht allein vom Geld. Es lebt förmlich vom Rummel, von seiner Leidenschaft, von der Atmosphäre, von den vielen Begegnungen.

Trotz allem Optimismus: Es ist zu befürchten, dass etliche diese Krise nicht überleben. Fatal wäre es, wenn sich die Reihen auf den Festplätzen dadurch weiter lichten würden, wenn die Qualität nachließe und womöglich manches Fest ganz gestrichen werden müsste. Austauschbare Kommerz-Anbieter gibt es in vielen Bereichen schon zur Genüge.

 

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