Kommentar: Konfuse Öffnungsregeln

Die Motive der Politik sind klar und nachvollziehbar: Bund und Länder wollen behutsame Öffnungsschritte gehen, ohne eine dritte Corona-Welle zu riskieren. Daran ist zunächst einmal nichts auszusetzen. Das Ergebnis des ewigen Abwägens zeigt sich vor Ort aber einmal mehr als konfuses Regelwerk, das die Akzeptanz der Vorschriften eher untergraben dürfte. Wie so oft klärt das Land letzte Details erst am Wochenende, was die Kommunen regelmäßig vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Es zeichnet sich aber ab, dass bei weiteren Öffnungsschritten eine Grenze durch die Region führt – mit umgekehrten Vorzeichen wie zuletzt bei der Ausgangssperre.

In der vom Sorgenkind zum Musterknaben gewandelten Stadt Heilbronn können die Geschäfte voraussichtlich am Montag wieder öffnen. Im Landkreis müssen Händlereventuell noch etwas warten, obwohl hier die Inzidenzzahlen im Landesvergleich nicht exorbitant hoch sind. Dieser Unterschied ist Unternehmern, von denen viele vor dem Ruin stehen, nur schwer zu vermitteln. Und natürlich provoziert es Einkaufstourismus, wenn in einem Landkreis Geschäfte zu sind und wenige Kilometer weiter Läden aufsperren.

Die Mahnung aus Stuttgart, Nachbarn mit unterschiedlichen Regeln möchten doch bitte "Absprachen treffen", um Käuferströme zu vermeiden, ist der Gipfel der Hilflosigkeit. Wie sollen solche Absprachen denn aussehen, wenn nicht wie höflich gemeinte Appelle der Behörden an die Bürger. Viele Einzelhändler wissen selbst nicht, ob sie nun öffnen dürfen oder nicht. Das Land macht sich wiederholt einen schlanken Fuß und lässt die Kommunen mit den Details im Regen stehen.